Lesestoff aus der REGIO 4Literatur & Kolumnen | 07.12.2022 | Erika Weisser und Dorothea Wenninger

Mann mit wein in einer Hand und einem Buch in der anderen, sitzt vor dem Kamin mit Hund.

Beim Nachdenken über Weihnachtsgeschenke sollten Bücher im Ranking weit vorne stehen. Besonders dann, wenn es sich um Themen und Autoren aus der REGIO handelt. Hier eine kleine Auswahl für den Gabentisch:

Buki

Buchtitel-BUKI

von Roland Burkhart
Verlag: Augustiniok, 2022
230 Seiten, gebunden
Preis: 25 Euro

 

 

 

 

De bleede Ofe“

Den Traum hatte er schon lange – nun hat er ihn umgesetzt: Roland Burkhart, langjähriger Freiburger Buchhändler und in der Anti-AKW-Szene besser als Buki bekannt, hat sein erstes Buch veröffentlicht: „Lieder, Aufsätze, Kurzgeschichten“. Dabei handelt es sich um sehr viel mehr als eine Sammlung autobiografischer Lebensbetrachtungen oder Erinnerungen.

Die Leser und Leserinnen erwartet ein starkes Stück Regional-Zeitgeschichte der jüngsten 80 Jahre – verfasst von einem, der diese Zeit nicht nur erlebt, sondern mitgestaltet hat. Von einem, der sich eingemischt hat und die Geschichte damit von innen nach- und miterlebbar macht. Denn in den 30 „Geschichten, die es wert sind, festgehalten zu werden“, stellt der Jechtinger Bauernsohn persönliche Erlebnisse in den Zusammenhang mit politischen Ereignissen. Wie etwa sein Engagement gegen das vor 50 Jahren geplante und letztlich gemeinsam verhinderte Atomkraftwerk in Wyhl. „De bleede Ofe“, schreibt Burkhart, wurde eines seiner Lebensthemen – neben historischer NS-Forschung in seinem Wohnort Waldkirch und heutigem bürgerschaftlichem Antifaschismus.

 

Entdeckungen in Südbaden

EntdeckungenSuedbaden-Cover

von Wolfram Haas
Verlag: Trescher, 2022
360 S., broschiert, 18,95 Euro

 

 

 

 

Wer Anregungen (und detaillierte Beschreibungen) für Streifzüge durch Südbaden, das Elsass und die Schweiz schenken will, ist mit Wolfram Haas’ höchst informativem Ausflugsbuch bestens beraten. Außer Tipps für Tourenziele und Einkehrmöglichkeiten gibt es auch Exkursionen in die Geschichte der REGIO. So ist etwa zu erfahren, wofür die Freiburger einst ihr letztes Hemd gaben. Oder was Gewerbe mit Humanismus zu tun hat. Oder wie die Freiheitsstatue von Colmar nach New York kam.

 

Schmelzwasser

von Patrick Tschan
Verlag:
Braumüller, 2022
336 Seiten, gebunden
Preis: 25 Euro

 

 

 

 

Ende des Schweigens

Der Roman des Basler Autors Patrick Tschan handelt im Jahr 1947 in einer Kleinstadt am Bodensee. Dort verharren die Menschen zwei Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft in Schweigen. Sie wollen das Geschehene vergessen,  allzu offensichtliche Bezüge zur untergegangenen NS-Diktatur überpflastern und den Ort in ein romantisches Touristenziel verwandeln.

Da lässt sich Emilie Reber in der Stadt nieder – mit der Idee, eine Buchausleihe aufzumachen. Mit eher ungewöhnlichen Titeln: Im Gepäck hat sie eine umfassende Sammlung von bisher verbotenen Werken: die „deutsche Freiheitsbibliothek“, die sie einst mit Heinrich Mann in Paris aufgebaut hatte – mit vor der Verbrennung geretteten  Büchern. Zur Ausübung ihrer aufklärerischen Tätigkeit hat die französische Besatzungsverwaltung der Résistance-Kämpferin die alte Parteizentrale zugewiesen.

Das Aufarbeitungs-Unterfangen gestaltet sich schwierig. Die Menschen wollen nicht mit den Untaten des Schreckensregimes konfrontiert werden – vor allem nicht mit ihren eigenen Anteilen daran. Doch die resolute Frau findet bald Gleichgesinnte.

 

Mädchenschule

Cover-Mädchenschule

von Pascale Hugues
Verlag: Rowohlt, 2021
304 Seiten, gebunden
Preis: 20 Euro

 

 

 

 

Klassentreffen

Pascale Hugues ist fast 60, als sie ihre früheren Schulfreundinnen trifft. Zum ersten Mal seit 50 Jahren, als sie im Straßburger Stadtteil Krutenau miteinander die Grundschulbank drückten. Dass so viel Zeit vergangen ist, schreibt die Autorin, liege daran, dass es in Frankreich nicht üblich sei, Klassentreffen zu veranstalten.

Hugues lebt seit Jahrzehnten in Berlin, sie hat Straßburg nach dem Tod ihrer Eltern nur noch selten besucht. Und ihre einstigen Mitschülerinnen aus dem ehemaligen Arbeiterviertel „aus den Augen verloren“. In den Sinn kommen sie ihr erst wieder, als sie zufällig ihr altes Poesiealbum entdeckt und die braven Verslein liest.

Plötzlich will sie erfahren, was aus den wagemutigen oder ängstlichen, aus den schüchternen oder selbstbewussten Mädchen geworden ist, die Ende der 1960er-Jahre wie sie vor einer ungewissen Zukunft standen. Da die meisten von ihnen in Straßburg geblieben sind, gelingt es ihr, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ergebnis: Ein wunderbar individualisiertes Porträt einer besonderen Frauengeneration.

 

Alemannisches Wörterbuch für Baden

Cover Alemannisches Wörterbuch für Baden

von R. Post und F. Scheer-Nahor
Verlag:
Regionalkultur, 2022
408 Seiten, Broschur
Preis: 24,80 Euro

 

 

 

 

Wort-Schätze

Dialektsprecher haben es nicht überall leicht, aber schwerer haben es die, die keine Mundart verstehen. Das „Alemannische Wörterbuch für Baden“ – jetzt schon in der vierten überarbeiteten und erweiterten Auflage – hilft weiter und erklärt Wörter wie Pappele: Das sind keine Pappeln, sondern Malven. Das Buch deckt auch spannende Zusammenhänge auf. Oder hätten Sie gewusst, dass Urschili nichts mit dem Namen Ursula zu tun hat, sondern mit französisch orgelet und daher dasselbe meint wie Wegschisser und Oigebeerli, nämlich Gerstenkorn am Auge? Auf 149 Karten ist übersichtlich dargestellt, in welcher Region die einzelnen Begriffe verwendet werden.

Aber auch Veränderungen in der Sprache werden sichtbar. So heißt der kleine Bach im größten Teil von Baden ursprünglich Bächli. Nur im Osten, wo Schwaben nicht weit ist, heißt es Bächle, und im nördlichen Teil sagt man Bächl oder Bächel. Aber allmählich verdrängen die Verkleinerungsformen mit „-le“ die mit „-li“. So ist Freiburg als Bächle-Stadt bekannt, wo es doch eigentlich Bächli heißen müsste. Zugespitzt könnte man dies als Schwabisierung von Freiburg bezeichnen, was so manches Bobbele auf die Palme bringen dürfte.

 

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