Party für „99 Prozent“: Freiburgs Diskotheken lehnen Masken auf Tanzflächen ab – zum Leidwesen einiger weniger STADTGEPLAUDER | 19.10.2021 | Philip Thomas

Party

Seit August kann in Freiburgs Clubs wieder getanzt und gefeiert werden. Geknutscht werden darf allerdings nur in Discos, in denen Geimpfte und Genesene schwofen. Der überwiegende Teil der Nachtschwärmer erfüllt ohnehin die 2G-Regel, berichten Freiburger Tanzhäuser. Einige Partygänger werden trotzdem ausgeschlossen.

Party like it’s 2019? „Tanzen ohne Maske ermöglicht eine wirkliche Rückkehr zu dem vermissten Clubfeeling“, freute sich Simon Waldenspuhl, Freiburger Altstadtrat und Sprecher der IG Clubkultur Baden-Württemberg, über die lang ersehnte Einigung mit dem Gesundheitsministerium am 17. August.

Seitdem stehen die Tanzflächen des Landes unter Beobachtung. Eine durch Baden-Württembergs Gesundheitsministerium veranlasste Kontrolle von 15 Freiburger Discos am ersten Oktoberwochenende ergab neun Verstöße in sieben Betrieben. Laut Rathaussprecherin Martina Schickle wurde die Maskenpflicht in zwei Diskotheken nicht vollständig durchgesetzt. In drei Betrieben sei bei der Datenerfassung geschlampt worden. Verstöße gegen die 3G-Regel habe es keine gegeben.

Rückkehr zum Clubfeeling

„Bei uns waren acht Polizisten und eine Sachbearbeiterin“, bestätigt Michael Musiol, Geschäftsführer im Freiburger Jazzhaus. Nach zehn Minuten seien die Ordnungshüter ohne Beanstandung weitergezogen. Bei Konzerten setzt der alte Weinkeller an der Schnewlinstraße auf 3G, kann damit für bis zu 350 maskierte Gäste öffnen.  „Das funktioniert gut“, sagt der 57-Jährige. Auf Aftershowpartys gilt dann allerdings 2G: Licht an, alle raus, neuer Einlass, verringerte Kapazitäten. Laut Musiol wird dadurch kaum jemand ausgeschlossen:  „Fast alle sind geimpft oder genesen. Mit Test kommen nur ganz wenige.“

In den Diskotheken von Pino Raia ist 3G angesagt. „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt der Inhaber von Neko und Karma. Auch er sagt: „99 Prozent unserer Gäste sind genesen oder geimpft.“ Dank potenter Belüftung dürfen Nachtschwärmer die Maske auf seinen Tanzflächen fallen lassen.  Derweil haben im Autonomen Zentrum KTS Freiburg seit dem 20. September nur noch Geimpfte oder Genesene Zutritt. 

Auch das Crash hat auf 2G umgestellt. „Wir sind runtergegangen, das ist viel besser. An eine Maskenpflicht auf der Tanzfläche hält sich doch keiner“, sagt Mario Held, Betreiber des Musikkellers. An der Tür habe er deswegen aufgerüstet: Ein zusätzlicher Security-Mitarbeiter kontrolliert die Gast-Zertifikate. „Wir sind streng“, betont der 61-Jährige. Zwischenfälle habe es bisher nicht gegeben.

Nicht überall sorgt die 2G-Regelung für Partylaune. Fabian Käufer (Name von der Redaktion geändert) lehnt eine Corona-Impfung ab, ist in Freiburg sogar mit manipulierten Schnelltestergebnissen unterwegs: Statt sich immunisieren zu lassen, griff der 33-Jährige zum Laptop. Von Bildbearbeitung habe er eigentlich keine Ahnung, um das Datum eines alten Antigentests zu manipulieren, reichen Käufers Kenntnisse aber.

„Kein Kavaliersdelikt“, kommentiert Polizeisprecher Michael Schorr. Der sogenannte Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse ist eine Straftat und gefährdet nicht nur die Gesundheit des Fälschers. Viele scheinen sich in Freiburg allerdings nicht herumzutreiben: „Im Stadtgebiet sind uns dazu keine Vorgänge bekannt.“

2G-Zertifikate zu fälschen, ist Käufer zu heikel. Er will dem Nachtleben auf unbestimmte Zeit fernbleiben: „Ich werde mich nicht impfen lassen, nur um Party zu machen.“ Und wahrscheinlich nicht nur dafür – zum Redaktionsschluss prüft das Land 2G-Regeln auch für Gastronomen und Veranstalter.

Aktualisierung am 18. Oktober 2021

Seit dem 15. Oktober gilt in Baden-Württemberg eine neue Corona-Verordnung. Danach können Gastronomie, Kultur-, Freizeit- und sonstige Einrichtungen sowie Verkehrswesen, Messen, Handels- und Dienstleistungsbetriebe nur noch Geimpfte oder Genesene einlassen. Das Freiburger Jazzhaus setzt diese Regelung seit dem 16. Oktober um.

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