Robo-Kellner und Reinigungs-Roboter: So geht ein Freiburger Start-up gegen den Fachkräftemangel vor Featured | 24.11.2024 | David Pister
Mensch und Roboter: Hand in Hand im Service dank Servicebot.SolutionsEin Freiburger Start-up bietet Roboter an, die Servicekräfte als Hilfskellner entlasten sollen. Aber auch in der Pflege oder der Industrie sollen sie eingesetzt werden. Die Servicebot.Solutions (SBS) verkauft nicht nur die Roboter, sondern will auch Prozesse in den Unternehmen effektiver gestalten.
Mini Bot fixiert sein Gegenüber. Stefan Marcial bewegt sich, der hüfthohe Roboter folgt. Er hebt den Bildschirm, dreht sich um die eigene Achse. Marcial drückt auf das Mikrofon-Symbol. „Bring mich zu Tisch zwei“, sagt er. „Ich bringe dich zu Tisch Unterstrich null zwei“, antwortet der Roboter und fährt davon. Bei einem Panzertape mit der Aufschrift „Tisch 2“ hält er an. „Sie sind an ihrem Tisch angekommen. Ein Kellner ist unterwegs“, sagt der Roboter und surrt zurück zum Empfang. Auch da ein Panzertape.
Empfang, Tische, Küche: Ein simuliertes Restaurant
In einer Lagerhalle in Freiburg-Munzingen ist ein Parcours aus Panzertapes auf den Boden geklebt. Empfang, Tische, Küche: Ein simuliertes Restaurant. Jeder Klebestreifen stellt eine Position für die Roboter dar, die die SBS GmbH hier lagert und testet. Stefan Marcial ist einer von drei geschäftsführenden Gesellschaftern des Freiburger Start-ups.
Anfang des Jahres hat er mit zwei Ex-Kollegen die Firma gegründet. Alle drei arbeiteten vergangenes Jahr noch bei einem Teninger Unternehmen. Alle in der obersten Führungsebene. 2023 wurde die Firma verkauft. „Die Führungsebene wurde rasiert. Das ist bei einem Verkauf ganz normal“, sagt Marcial. Das Trio wollte zusammenbleiben und etwas Neues finden.
Das haben sie: Servicebot.solutions bietet Roboter an, die einiges können. Reinigen, transportieren, kommunizieren. Zum Einsatz kommen sollen sie in Lagerhallen, Kliniken, Pflegeheimen, Restaurants oder Supermärkten. „Mein Motto ist: wertvolle Mitarbeiter machen wertvolle Arbeit“, sagt Marcial. Seine Roboter sollen schwere oder monotone Aufgaben übernehmen, ohne Arbeitskräfte zu ersetzen.
Beispiel Restaurant: Der Robo-Kellner bringt die Gäste an ihren Tisch, wird in der Küche mit dampfenden Tellern beladen, fährt dreckiges Geschirr zur Sammelstation. Den Servicekräften bleibt mehr Zeit, Speisen zu empfehlen und nach dem Rechten zu sehen.
Viele fürchteten Folgekosten oder einen Verlust an Atmosphäre
Marcial war schon immer technikbegeistert, hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Eigentlich könnte der 68-Jährige die Füße hochlegen. „Dann hat man verloren“, sagt er, „außerdem war es mir, wenn wir ehrlich sind, langweilig.“
In Deutschland gibt es bisher wenige Unternehmen, die Roboterlösungen anbieten. „Wir hinken da hinterher. Wir stecken nicht einmal in den Kinderschuhen“, so Marcial. Viele fürchteten Folgekosten oder einen Verlust an Atmosphäre: „Dabei fehlt in der Gastro und auch sonst überall Personal.“
Praktisch: Der Roboter spricht 33 Sprachen fließend
Zurzeit leiste er viel Pionierarbeit: die Roboter vorstellen, Ängste nehmen, Prozesse vorrechnen. Fünf Mitarbeiter und 20 Roboter zählt das Unternehmen. Die Roboter kommen aus China und Taiwan. 15.000 bis 18.000 Euro kostet ein Blechkamerad. Marcial will die Roboter für 15 bis 20 Euro am Tag vermieten. Dabei soll es aber nicht bleiben: SBS bietet neben der Hardware auch Beratung und Lösungen an, wie die Roboter am besten in laufende Prozesse integriert werden können. Installation und Reparatur inklusive.
Für ein Schweizer IT-Unternehmen sind Marcials Roboter schon unterwegs. „In diesem Jahr werden noch einige Roboter ihre Tätigkeit aufnehmen“, sagt er. Projekte mit einer Klinik, einem Autohaus, Skihotels und einer Stadt sind im Fluss. Dort soll ein Kommunikationsroboter in einem Migrationszentrum eingesetzt werden. Praktisch: Der Roboter spricht 33 Sprachen fließend und erkennt, welche Sprache sein Gegenüber spricht.
Foto: © SBS GmbH, David Pister