Theater-Zauber – Freilichtbühnen in der REGIO Featured | 05.06.2025 | Marianne Ambs, Erika Weisser

Vögel zwitschern, die Abendsonne taucht die Bühne in warmes Licht, und eine leichte Brise weht durch das Publikum – die Freilichtbühnen in der REGIO schaffen im Sommer eine einzigartige Atmosphäre. Die Stücke sind mal heiter und leicht, mal dramatisch und spektakulär. Perfekt für laue Sommerabende.
Volksschauspiele Ötigheim
Humor ist Trumpf
Die Volksschauspiele Ötigheim wurden 1906 durch den Ortsgeistlichen Josef Saier gegründet. Der vom Theater faszinierte Bauernsohn kam 1905 nach Ötigheim und baute, unterstützt von zahlreichen Helfern, eine Theaterbühne in der Kiesgrube des Dorfes auf. „Das Volk spielt fürs Volk“, so seine Idee, und sie ist bis heute ungeschriebenes Gesetz.
Auf der größten Freilichtbühne Deutschlands knüpft das Team der Volksschauspiele an den Erfolg aus dem Vorjahr an. Die Komödie „Don Camillo und Peppone“ spielt 1946 in Italien. In einem kleinen Dorf in der italienischen Provinz hat der Kommunist Peppone die Gemeindewahl gewonnen, nun will er auch noch seinen Sohn auf den Namen Lenin taufen lassen! Dem streitbaren Priester Don Camillo geht das zu weit – ein erbitterter Glaubenskampf entbrennt.
In einer Neuinszenierung ist das Musiktheater „Im weißen Rössl“ in Ötigheim zu sehen. Am Wolfgangsee trifft Berliner Großstadtschnauze auf Alpendialekt. Die legendäre Operette um die Liebeswirren der Rösslwirtin und ihres Zahlkellners Leopold verbindet Ironie und Humor.
Volksschauspiele Ötigheim
21. Juni bis 31. August
Im weißen Rössl
Regie: Holger Hauer
Bis 9. August
Don Camillo und Peppone
Regie: Stefan Haufe
volksschauspiele.de
Festspiele Breisach
Ziemlich irrer Besuch
Im ersten Jahr nach ihrem 100. Jubiläum warten die Festspiele Breisach mit einem Lustspiel aus der Feder von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby auf. „Pension Schöller“, eine Posse in drei Aufzügen, wurde 1890 uraufgeführt.
Nun verlegt das Breisacher Laienensemble das Stück in die 1950er-Jahre und bringt es auf die Naturbühne auf dem Schlossberg. Premiere ist am Samstag, 7. Juni; bis 13. September gibt es weitere 19 Aufführungen.
Gespielt wird eine verzwickte Geschichte um die fließenden Übergänge von Normalität und Irrsinn. Der reiche Gutsbesitzer Klapproth will aus seinem Landsitz ein Sanatorium für gestresste Großstädter machen. Um Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln, bittet er seinen windigen Neffen Alfred, ihm Zutritt zu einer Nervenheilanstalt zu verschaffen. Mangels einschlägiger Kontakte schickt der den Onkel in die von ziemlich schrulligen Gästen bewohnte Pension Schöller und erklärt diese zum Sanatorium.
Klapproth schöpft keinen Verdacht. Im Gegenteil: Er unterhält sich bestens, fragt gemäß Alfreds Anweisung nicht viel nach und vermeidet es, den „Patienten“ zu widersprechen. Zwar ist seine Verwirrung groß – doch sie wird noch größer, als die vermeintlich „Verrückten“ vor seinem Tor stehen.
Festspiele Breisach
Vom 7. Juni bis 13. September
Pension Schöller – Lustspiel
Regie: Peter W. Hermanns
festspiele-breisach.de
Konstanzer Münsterplatz Open Air
Pointierte Gesellschaftskritik
Magisch sind Kulisse und Ort. Und magisch ist das Stück, das das Theater Konstanz heuer in Kooperation mit der Bodensee Philharmonie auf die Open-Air-Bühne auf dem Münsterplatz bringt: Bert Brechts legendär-revolutionierende,1928 entstandene „Dreigroschenoper“ mit den Songs von Kurt Weill.
Willkommen in den 1920ern – in einer Zeit des Umbruchs, geprägt von Glanz und Elend. Während Jazz, Revue, Film, Experimentalkunst, Freikörperkultur und Drogen neue Freiheiten versprechen, bestimmen Armut, Gier und Korruption das Leben auf der Straße. Hier heiratet Gangsterboss Macheath heimlich Polly, die Tochter des Bettlerkönigs Peachum, der lukrative Geschäfte mit der Armut betreibt. Er setzt alles daran, den Konkurrenten zu Fall zu bringen. Ein Spiel um Macht und Moral beginnt – mit Intrigen, Bestechung und Verrat. Am Ende soll Mackie hängen – doch der hat beste Beziehungen zum Polizeichef Tiger Brown.
Die Dreigroschenoper entfaltet ein spannungsgeladenes Drama um eine Gesellschaft, in der Menschen, Gefühle und Beziehungen zur Ware werden. Brechts Theater soll die Zuschauer zum Denken bringen: Warum handeln Menschen so, wie sie handeln? Was treibt sie an? Und wer sind in Wahrheit die Kriminellen – Bankräuber oder Banker? Mit bissigem Witz vorgebrachte Fragen, die nichts von ihrer Dringlichkeit verloren haben.
Premiere ist am 14. Juni, 19 Uhr. Danach gibt es noch weitere 24 Vorstellungen.
Münsterplatz Konstanz
14. Juni bis 27. Juli
Die Dreigroschenoper
Regie: Christina Rast
theaterkonstanz.de/die+dreigroschenoper.de
Burgfestspiele Rötteln
Abgründe des Menschlichen
Er lebte im 17. Jahrhundert, zur Zeit des Sonnenkönigs, und verkehrte am Hof von Versailles. Seine Komödien, die die Abgründe alles Menschlichen beleuchten, sind aber heute noch aktuell. Die Lebensumstände haben sich seit den Lebzeiten des französischen Dramatikers Jean-Baptiste Poquelin, genannt Molière, grundlegend verändert. Doch es geht noch immer um Liebe und Verrat, um Manipulation und Hörigkeit, um Scheinheiligkeit und Moral.
Wie in Molières Komödie „Tartuffe der Betrüger“, die dieses Jahr von Simon Rösch auf Burg Rötteln inszeniert wird. Orgon ist, ebenso wie seine Mutter, Madame Pernelle, begeistert von Tartuffes Frömmigkeit. Er holt ihn aus armen Verhältnissen zu sich nach Hause. Während Tartuffe sich verwöhnen lässt, macht er dem Rest der Familie Vorhaltungen wegen ihres unmoralischen Lebenswandels. Diese warnen Orgon zwar vor dem scheinheiligen Betrüger. Orgon aber ficht das nicht an und er überlegt sich gar, seine Tochter Marianne mit Tartuffe zu verheiraten. Doch Marianne liebt Valère. Die Verwicklungen beginnen…
Burgfestspiele Rötteln
20. Juni bis 2. August
Tartuffe der Betrüger
Regie: Simon Rösch
burgfestspiele-roetteln.de
Theater im Steinbruch
Gefährliche Falle
London zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Sherlock Holmes ist zweifellos der klügste Privatdetektiv aller Zeiten, keiner kann ihm das Wasser reichen – nicht einmal Doktor Watson, der regelmäßig an der Arroganz seines Kompagnons verzweifelt. Als sich aber ein mysteriöser Mord im Nebel eines Varietétheaters ereignet, wird Holmes aus der Reserve gelockt und tappt in die Falle eines skrupellosen Gegenspielers. Dabei spielt auch eine Gruppe äußerst reizvoller junger Damen eine Rolle, die dem Meisterdetektiv die Sinne vernebeln. Es beginnt zunächst harmlos, doch plötzlich müssen Holmes und Watson um ihr Leben kämpfen …
Mit der Veröffentlichung des ersten Sherlock-Holmes-Romans im Jahr 1887 schuf der damals noch junge Schriftsteller Arthur Conan Doyle eine Figur, von der er sich selbst nicht hätte träumen lassen, dass sie solch ein zeitloser Klassiker werden würde. Und nun ermittelt dieser größte Detektiv aller Zeiten erstmals im alten Emmendinger Steinbruch – in einer spannenden Kriminalkomödie. Premiere ist am 21. Juni, danach gibt es bis zur Dernière am 9. August weitere 15 Aufführungen.
Theater im Steinbruch, Emmendingen
21. Juni bis 9. August
Sherlock Holmes, Tod im Nebel – Kriminalkomödie
Regie: Rob Dornboos
theater-im-steinbruch.de
Thunerseespiele
Berührende Geschichte
Wer kennt ihn nicht, den Glöckner von Notre Dame, den Victor Hugo vor fast 100 Jahren in seinem ergreifenden Roman um Liebe, Mut und Menschlichkeit schuf. Auf die Seebühne in Thun kommt die tragische Geschichte um das vernachlässigte Findelkind Quasimodo indessen in der Fassung des erfolgreichen Disney-Musicals – in einem spannenden Mix aus historischen und modernen Elementen. Premiere ist am Mittwoch, 9. Juli, die letzte Vorstellung am 23. August.
Ein imposanter Glockenturm sowie ein mehrere Meter hoher gotischer Wasserspeier rahmen die Handlung, die – so Regisseur Dominik Flaschka – nach dem Brand der Kathedrale von 2019 startet. Erzähler und Chor holen das Publikum im Heute ab und führen es zurück in Quasimodos Mittelalter. Die zuerst in Trümmern liegende Kathedrale wird im Laufe der Geschichte wieder aufgebaut, bis sie in neuem (altem) Glanz erstrahlt. „Der gewaltige Turm der Notre Dame versinnbildlicht die Macht der Kirche und deren Einfluss auf die Denkweise des Volkes“, erklärt der Bühnenbildner Stephan Prattes. Der Wasserspeier, ein Fabelwesen aus Stein, stehe hingegen für die inneren Kämpfe und Gedanken von Quasimodo – und erwache in dessen Fantasie zum Leben.
Seebühne Thun
9. Juli bis 23. August
Der Glöckner von Notre Dame – Musical
Regie: Dominik Flaschka
thunerseespiele.ch
Freie-Bühne Oppenau
Düstere Hexenjagd
Faulende Trauben, schlechte Ernten und Totgeburten werfen dunkle Schatten auf das Leben der Menschen in Oppenau. In ihrer Verzweiflung suchen die Bewohner nach den Schuldigen, und es dauert nicht lange, bis die ersten flüsternden Stimmen laut werden. Angestachelt von einer Handvoll Frauen beginnt in Oppenau eine Hexenjagd, die sich eifernd hochschaukelt. Im Gasthaus zum Tor überschlagen sich während einer hitzigen Ratsversammlung die Ereignisse. Die Tore sind geöffnet für die Richter der Inquisition …
Die Freie-Bühne Oppenau wird von einem Verein getragen, dessen Mitglieder im Ehrenamt stimmungsvolle Aufführungen vor der magischen Kulisse der Klosterruine Allerheiligen auf die Beine stellen. Mit „Die Hexe vom Haldenhof“ kommt dieses Jahr ein Klassiker aus der Feder des Vereinsvorsitzenden Roland Rosenberger auf die Freilichtbühne. Das Theaterstück, das schon 2004 für Furore sorgte, entführt die Zuschauerinnen und Zuschauer in ein düsteres Kapitel aus der Geschichte des Schwarzwalddorfes Oppenau. Es ist die Zeit des Mittelalters, in der Aberglaube und Angst vor dem Unbekannten das Leben der Menschen bestimmen. Die Erzählung wirft einen Blick auf die letzten Hexenprozesse im Renchtal, in denen das Schicksal unschuldiger Frauen mit blutigen Anklagen und grausamen Urteilen besiegelt wurde.
Freie-Bühne Oppenau
11. Juli bis 27. Juli
Die Hexe vom Haldenhof
Regie: Roland Rosenberger
freie-buehne.de
Bregenzer Festspiele
Die fatale siebte Kugel
Knapp 7000 Zuschauer fasst die Tribüne der Bregenzer Seebühne. Und bei allen 28 Aufführungen von Carl Maria von Webers „Freischütz“ bei den Festspielen des vergangenen Jahrs war diese „größte Seebühne der Welt“ restlos ausverkauft: 200.000 Menschen besuchten das Spiel auf dem See – in der außergewöhnlichen Interpretation und Inszenierung des renommierten Opernregisseurs Philipp Stölzl.
Für die diesjährige Wiederaufnahme der Oper sind 175.000 Tickets aufgelegt; die Veranstalter hoffen, mit den 26 Vorstellungsabenden an den großen Erfolg von 2024 anknüpfen zu können.
Gespielt wird indessen nicht nur auf der über dem Wasser des Bodensees schwebenden Bühne, sondern teilweise auch darin: Unheimliche geisterhafte Wesen winden sich im schwarzen Wasser der Lagune, die den Zuschauerraum von der Bühne trennt. Und hier hat der auch für das Bühnenbild zuständige Regisseur eine gruselig-poetische Welt aufgebaut – eine kahle Winterlandschaft mit windschiefen, halb in den Fluten oder Schneemassen versunkenen Häusern, zerbrochenen Wagen und Baumgerippen.
An diesem unwirtlichen Ort und unter den ihn streng beobachtenden Augen der argwöhnischen Dorfbewohner kämpft der junge Amtsschreiber Max um die Hand seiner großen Liebe, der Erbförsterstochter Agathe. Und da der des Schießens unkundige Beamte diese Hand nur mit einem gezielten Schuss ins Schwarze erhält, verbündet er sich mit dem Teufel Samiel, dem eine feuerspeiende Schlange zum Aufstieg aus den schwarzen Wassern verhilft. Mit ihm gießt Max im Zwielicht der durch besondere Lichteffekte, dichte Nebelschwaden, heulende Wölfe und tosenden Donnerhall zur albtraumhaften Wolfsschlucht gewandelten Bühne seine Freikugeln. Dass eine von ihnen, die siebte, fatal ist, ahnt er nicht. Premiere ist am Donnerstag, 17. Juli.
Seebühne Bregenz
17. Juli bis 17. August
Der Freischütz – Oper
Regie: Philipp Stölzl
bregenzerfestspiele.com
Landhaus Ettenbühl
Macht und Machtgier
Bernd Lafrenz hat sich dem großen englischen Dramatiker William Shakespeare verschrieben. Dessen Klassiker kennt er auswendig. Doch der Freiburger Schauspieler ist nicht Teil eines Ensembles, Lafrenz steht allein auf der Bühne. In den von ihm inszenierten Shakespearestücken spielt er alle Rollen selbst. Nur wenige Requisiten, Masken und Kostüme benötigt er, um eine Welt zu erschaffen.
Bernd Lafrenz ist viel unterwegs auf den Bühnen in der Regio. Im Sommer kommt er schon zum 11. Mal ins Landhaus Ettenbühl beim Bad Bellinger Ortsteil Hertingen. Im sommerlichen Garten des Landhauses spielt Lafrenz das Historiendrama „König Richard III“. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen bequem auf gepolsterten Stühlen im Hauptgarten, während der Shakespeare-Interpret flüstert und schreit, zappelt und sich windet und von Rolle zu Rolle hüpft. Bei Regen wird das Open-Air-Event nicht abgesagt, es findet dann in der Alten Reithalle statt.
Landhaus Ettenbühl
Freitag, 25. Juli, 19 Uhr
Shakespeares König Richard III – Solokomödie mit Bernd Lafrenz
landhaus-ettenbuehl.de
Freilichtbühne Hornberg
Legendärer Pulverdampf und kultige Kombinationsgabe
„Es geht aus wie das Hornberger Schießen“ – ein Sprichwort, dessen Ursprung nicht jedem, der es verwendet, wirklich bekannt ist. Wer wissen will, warum das Hornberger Schießen so erfolglos war, der kann auch dieses Jahr das Volksschauspiel „Das Hornberger Schießen“ auf der Freilichtbühne in Hornberg besuchen. Belegt ist es nicht, dass der Ursprung der Legende, die sich 1564 zugetragen haben soll, in Hornberg liegt. Die Hornberger aber sind davon überzeugt. Und so hat der Hornberger Bürger Erwin Leisinger sich nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg darangemacht, aus der Legende ein Schauspiel zu dichten. Seit mehr als 60 Jahren ist das Volksschauspiel „Das Hornberger Schießen“ um das auch aus Schillers „Die Räuber“ bekannte Sprichwort auf der Freilichtbühne des Schwarzwaldstädtchens zu sehen.
Das Schauspiel, 1955 uraufgeführt, wird dieses Jahr wieder an sechs Terminen, ab dem 27. Juli bis zum 30. August, in der ursprünglichen Fassung von Hornberger Laienschauspielern in farbenprächtigen Kostümen aufgeführt. Die künstlerische Leitung hat Alexander Gotthans, der auch als Schauspieler zu sehen ist.
Als Abendstück der vom Historischen Verein Hornberg getragenen Freilichtspiele wird dieses Jahr erstmals in Hornberg die berühmte Detektivgeschichte „Sherlock Holmes“ gezeigt. Aufgeführt wird eine speziell für die Hornberger Bühne geschriebene Theaterfassung von Claus Martin nach Motiven von Arthur Conan Doyle. Ein mysteriöser Fall voller Rätsel, unerwarteter Wendungen und gefährlicher Intrigen fordert den Scharfsinn und die Kombinationsgabe des berühmten Detektiv-Duos Sherlock Holmes und Dr. Watson heraus. Die fesselnde Aufführung begeistert mit witzigen Dialogen und ganz viel Spannung.
Freilichtbühne Hornberg
27. Juli bis 30. August
Das Hornberger Schießen
Künstlerische Leitung: Alexander Gotthans
8. August bis 23. August
Sherlock Holmes
Regie: Julia Presti und Jonathan Krien
freilichtbuehne-hornberg.de