Unter Dampf – Museumsbahnen & Sonderzüge Featured | 05.05.2025 | Reinhold Wagner

Die Fahrt mit einem historischen Dampfzug ist Entschleunigung pur. Die Hektik bleibt zurück, und auf quietschenden Rädern geht es durch idyllische Landschaften: im Schwarzwald, der Ortenau oder im Elsass. Harte Holzbänke gehören genauso dazu wie historische Uniformen von Schaffner, Lokführer und Heizer. Lust auf Eisenbahn-Nostalgie? Bitte einsteigen!
Im „Sauschwänzle“ von Blumberg-Zollhaus nach Weizen

Nostalgisches Flair und malerische Landschaft: Fensterplätze sind begehrt bei einer Fahrt mit der Sauschwänzlebahn.
Die „Sauschwänzlebahn“ dampft in ihre 48. Saison und hält dabei wieder einmal viele Überraschungen bereit. Während Liebhaber sich am Wunderwerk dieser historischen Dampfeisenbahn erfreuen, die auf einer historisch bedeutenden, 25 Kilometer langen Trasse verkehrt – sie gilt als technisches Denkmal und meistert zahlreiche Windungen –, locken Sonderfahrten auch technisch weniger interessierte Fahrgäste zu Besonderheiten wie der geführten Wanderung zu den Wutachflühen gleich zum Saisonstart am 1. Mai. Bei dieser Gelegenheit erfolgt der Ausstieg an einem der spektakulärsten und aussichtsreichsten Orte als Sonderhalt hoch über der Schlucht. Die erweiterte Saisoneröffnung findet vom 1. bis 4. Mai statt.
Tiefe Einblicke in die Arbeit eines Eisenbahn-Bauers liefert die „Schwarzwaldhof-Ingenieurfahrt“ am 10. Mai, wonach es direkt im Anschluss am 11. Mai zum Muttertags-Ausflug mit gemeinsamem Frühstück geht. Weitere besondere Erlebnisse im laufenden Jahr bieten Puppentheater- und Märchenvorstellungen sowie Wein- und Gin-Fahrten.
Direkt am Bahnhof Blumberg-Zollhaus gibt es zudem ein Eisenbahnmuseum, das besichtigt werden kann. Und auch wer nicht selbst mitfährt, wird den Anblick dieses Museumszugs in vollen Zügen genießen.
Bummelnd durch Reben
Auf seiner Fahrt von Riegel durch die Ortenau, vorbei an wildwüchsigen Rheinauenwäldern und nach Breisach, legt der „Rebenbummler“ eine Strecke von 50 Kilometern zurück. Die ursprünglich als Dampfzug im Jahr 1912 von der Großherzoglich-Badischen Staatsbahn erbaute und später von den Freiburger Eisenbahnfreunden herausgeputzte Bahn unternimmt heute eine Vielzahl an abwechslungsreichen Themen- und Sonderfahrten. Von Verköstigungen regionaler Weine über gastronomische Angebote bis hin zu Whisky-Tastings ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Saison startet mit dem „Spargel-Express“ am 4. Mai und 1. Juni, gefolgt von der „Rollenden Weinprobe“ im September. Daneben ist der Rebenbummler buchbar für Erlebnisfahrten in geschlossenen Gruppen.
Der Verein der Eisenbahnfreunde Breisgau e.V. kümmert sich um die Wartung und Pflege des gesamten historischen Fuhrparks in der vereinseigenen Werkstatt, organisiert die Fahrten und unterhält etliche Modellbahnanlagen.
Infos und Fahrpläne gibt es beim Kaiserstühler Verkehrsbüro in Endingen und bei der Touristinfo Breisach
eisenbahnfreunde-breisgau.de/der-rebenbummler
Höllental- und Dreiseenbahn

Spektakulär ist die Fahrt mit der Höllentalbahn, einst die steilste Hauptbahn Deutschlands.
Als die Höllentalbahn im Jahr 1887 fertiggestellt war, galt sie als Meisterleistung der Ingenieurskunst. Anfangs noch als Zahnradbahn betrieben, leistete die Bahn auf dem Streckenabschnitt zwischen Hirschsprung und Hinterzarten Schwerstarbeit – musste sie doch auf relativ kurzer Strecke Steigungen von bis zu 57 Prozent meistern. Das machte sie zur steilsten Hauptbahn Deutschlands. Die aufgrund des enormen Bauaufwands nur eingleisig ausgebaute Bahnlinie zählt mit zu den spektakulärsten Bahnstrecken überhaupt und dient weltweit als Vorbild beim Bau ähnlicher Trassen.
Eine weitere Besonderheit ist die Option, ab dem Bahnhof Titisee wahlweise weiter nach Neustadt zu fahren oder in Richtung Schluchsee abzubiegen und die Dreiseenbahn zu nehmen. Dieser Abzweig bringt die Fahrgäste – wie schon der Name verrät – gleich an drei Schwarzwaldseen vorbei und führt dabei durch ein idyllisches Stück Landschaft direkt an den Schluchsee.
Saisonstart für Fahrten mit dem historischen Zug ist der 6. Juli 2025. Am Wochenende, 16. und 17. August, gibt es ein historisches Bahnhofsfest in Seebrugg. An diesem Bahnhof entsteht derzeit ein neues Freilicht- und Eisenbahn-Museum, das künftig seinen Besuchern die Geschichte der Motorisierung und des gesellschaftlichen Wandels im Schwarzwald der Jahre 1945 bis 1960 in allen Facetten präsentieren wird. „Die private Modelleisenbahn, die dort entsteht, wird einmal die größte Anlage ihrer Art in ganz Deutschland werden“, verspricht schon jetzt Jens Reichelt, der geschäftsführende Gesellschafter der Dreiseenbahn.
Frischer Wind im Kandertal

Seit 1904 im Kandertal auf der Schiene: die Lok 30
Als „Chanderli“ leistet Lok 30 (Baujahr 1904) Jahr für Jahr zuverlässig ihre Dienste auf der historischen Nebenbahn zwischen Haltingen und Kandern. Die Kandertalbahn ist seit ihrem Eröffnungsjahr 1895 die einzige normalspurige Nebenbahn in Baden-Württemberg, die als reine Museumsbahn betrieben wird.
In diesem Jahr feiert sie ihr 130-jähriges Jubiläum mit einem großen, verlängerten Festwochenende vom 1. bis zum 4. Mai. In diesem Zeitraum wird es zusätzlich zu den Fahrten mit der historischen Dampflok – unter anderem auch im Führerstand – weitere besondere Erlebnisse rund um den Bahnbetrieb geben, so etwa eine Mini-Dampfbahn und eine Dampfschaukel für Kinder, Fahrten mit der Handhebel-Draisine sowie gemischte Personen- und Güterbahnfahrten mit Kranvorführung beim Güterumschlag.
Vor sieben Jahren erhielt die Bahn Zuwachs aus dem Achertal: Lok 20 und ein Teil der Waggons der ehemaligen Achertalbahn kamen hinzu. Die Lok wird nun nach umfangreicher Revision ab dem Saisonstart im Jubiläumsjahr erstmals wieder zum Einsatz kommen. Die legendäre ursprüngliche Lok 7, die vom Schulgelände in Staufen wieder den Weg zurück ins Kandertal gefunden hat, soll in den kommenden Jahren ebenfalls wieder fitgemacht werden. Es wäre dann nach vielen Jahren das erste Mal, dass sonntags auch mal wieder zwei oder gar drei historische Dampfloks im Wechsel auf der 13 Kilometer langen Strecke der Kandertalbahn unterwegs wären.
Fahrplan und Infos unter
Schwarzwaldbahn
36 Mal durch Tunnel, dabei sogar über zwei Kehrschleifen, das erleben Bahnfahrende nur auf der historischen Strecke der Schwarzwaldbahn. Deren Highlight liegt zwischen Hornberg und St. Georgen und führt über Triberg. Da dabei rund 448 Höhenmeter überwunden werden müssen, zählt sie zu den tunnelreichsten und gleichzeitig brückenärmsten Gebirgsbahnen der Welt. Zu verdanken hat das Land diese Meisterleistung der Ingenieurkunst dem Badener Robert Gerwig. Noch heute dient die Bahn vielen anderen Gebirgsbahnen als Vorbild.
In den vergangenen Jahren wurde dieser beliebteste Teilabschnitt umfassend saniert und kann nun wieder befahren werden. Wenn es auch nur noch zu seltenen Gelegenheiten wie einst mit der Dampfeisenbahn, ansonsten im modernen Diesel- oder Batterietriebwagen vorangeht, so führt die wild-romantische Fahrt doch durch eine der aussichtsreichsten Landschaften und hält immer wieder reizvolle Motive für die Kamera bereit.
Und während der Saison des Schwarzwälder Freilichtmuseums „Vogtsbauernhöfe“ besteht täglich zweimal aus beiden Fahrtrichtungen für Gruppen die Möglichkeit, direkt bis zum Halt Gutach- Freilichtmuseum zu fahren.
www.bahndampf.de/reisen/deutschland/schwarzwaldbahn
Revival bei der Achertal-Bahn

Am Pfingstmontag dampft sie wieder nach Ottenhöfen zum großen Mühlenfest: die Achertal-Bahn.
Schon ab 1898 fuhren die ersten Züge auf der zehn Kilometer langen Strecke zwischen Achern und Ottenhöfen. Im Jahr 1968 startete die Achertalbahn ihren Betrieb als erste normalspurige Museumseisenbahn Deutschlands unter Dampf. Doch die Euphorie fand 2013 ein abruptes Ende, als die historische Dampflok mit der Nummer 28 ihren Dienst verweigerte. Sie steht seither als Denkmal in Lahr, während Lok 20 und ein Teil der alten Wagen vorübergehend auf die Schwäbische Alb und schließlich ins Kandertal zum „Chanderli“ abwanderten.
Jetzt aber krempeln am alten Standort die Eisenbahnfreunde und Nostalgiker ihre Hemdsärmel hoch: Sie wollen die Erfolgsgeschichte ihrer Heimat mit vereinten Kräften wiederbeleben. Als ersten Schritt führte der Achertäler Eisenbahnverein unter Mithilfe befreundeter Vereine den Wiederbetrieb der Bahn 2022 zum 125. Jubiläum der Achertalbahn wieder ein. Hierzu stellt der Verein der Ulmer Eisenbahnfreunde, Sektion Karlsruher Dampfnostalgie (DaNoKa), einen Teil seiner Loks und Waggons nebst Personal an einzelnen Sonderterminen zur Verfügung.
Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es den Achertälern, auch am Deutschen Mühlentag, Pfingstmontag, 9. Juni 2025, wieder eine Sonderfahrt durchzuführen: Auf einer Bahntrasse, die längst für den regulären Betrieb ausgebaut wurde. Das Besondere an der Strecke, die von Achertal über Kappelrodeck und Furschenbach bis nach Ottenhöfen und wieder zurück führt, ist in erster Linie die idyllische Landschaft mit ihren Rebbergen und den sehenswerten Ortschaften, aber auch die Verknüpfung mit dem großen Festtag in Ottenhöfen. Dort findet am Pfingstmontag ein Volksfest statt, an dem sich zahlreiche Vereine in Tracht bei Musik und Tanz ein Stelldichein geben. Entlang des Mühlenwegs sind zeitgleich zahlreiche Mühlen in Betrieb, die zur Besichtigung und Einkehr einladen.
www.achertaeler-eisenbahnverein.de
Per Rheinschiff zum Ried-Express

Der schwarze „Theodor“, Jahrgang 1900, zieht den Ried-Express.
Eine gelungene Kombination bietet die Breisacher Fahrgast-Schiffahrt (BFS) in ihrem Angebot „Dampf im Elsass“ an. Dabei steigen die Passagiere zunächst an der Breisacher Schiffsanlegestelle „Brücke 2“ der BFS ins Boot und genießen die Fahrt rheinabwärts, vorbei am Breisacher Münster und Rheinhafen bis zur Schiffsanlegestelle „Sans-Souci“ im elsässischen Ried. Dort wird umgestiegen in den „Ried-Express“, der auf ganz nostalgische Art von einer alten Dampflok, dem schwarzen „Theodor“, Baujahr 1900, gezogen wird. Auch der Lokführer und seine Mannschaft sind stilvoll in historische Uniformen gekleidet. Im Barwagen werden Speis und Trank gereicht, während sich der Zug gemächlich durch die urwüchsige Vegetation des elsässischen Rieds schlängelt. Beim Museums- Bahnhof Volgelsheim besteht Gelegenheit, das Depot mit der Fahrzeugsammlung zu besichtigen, bevor es per Schiff wieder zurück nach Breisach geht.
Das Angebot gilt 2025 vom 11. Mai bis 28. September an jedem Sonntag sowie vom 19. Juli bis 30. August an jedem Samstag und zudem an einzelnen, ausgewählten Wochentagen.
Infos und Fahrpläne gibt es bei der BFS unter
www.bfs-linie.de/dampf-im-elsass