Vorverkauf verdoppelt: Neue ZMF-Klimaanlagen bringen nicht nur kühle Luft STADTGEPLAUDER | 23.07.2019 | Till Neumann

Konzerte beim ZMF sind oft eine Hitzeschlacht. Vom Zeltdach tropft der Schweiß, die Menge klebt. Das soll jetzt Geschichte sein: Die Festival-Macher haben Zirkus- und Spiegelzelt mit Klimaanlagen ausgerüstet. Der Kartenverkauf ist dadurch mächtig gestiegen, wie ZMF-Macher Marc Oßwald berichtet.

Seit diesem Sommer hat das ZMF sieben Klimanlagen. Vier stehen im Zirkuszelt, eine im Backstagebereich, zwei im Spiegelzelt. Entdeckt hat Marc Oßwald die Geräte beim Tollwood-Festival in München vor wenigen Wochen. Schon früher hatte das ZMF Angebote für eine solche Installation eingeholt, doch die Umsetzung scheiterte. Erstens war das Stromnetz am Festivalgelände nicht stabil genug, zweitens waren die Anlagen zu energieintensiv.

Will ein cooles ZMF: Marc Oßwald

Das ist nun anders berichtet der 54-Jährige. Da die Sommer heißer werden, machte Oßwald Nägel mit Köpfen. Sieben Anlagen kühlen seither die zwei Hauptzelte und den Zirkuszelt-Backstagebereich. „Ziel ist eine Wohlfühltemperatur“, sagt Oßwald. Man wolle nicht „volle Pulle“ auf 18 Grad runterkühlen, sondern eine angenehme Atmosphäre schaffen. 24 oder 25 Grad seien ein Richtwert. Wobei die Zelt-Temperatur von der Wetterlage abhängig sei. „Wenn es draußen 38 Grad hat, sind 28 Grad im Zelt ok“, sagt der vaddi-Geschäftsführer.

Gekühlt werde, bevor das Publikum ins Zelt kommt. Dann könne man die Geräte ausschalten. „Die Temperatur gleicht sich dann an“, sagt Oßwald.

Einen positiven Effekt auf die Zuschauerzahlen hat er sich erhofft. Die gewaltige Wirkung überraschte ihn. Der Wochen-Vorverkauf habe sich seit de Bekannntgabe verdoppelt. Also die Zahl der Tickets, die in einer Woche für alle Shows des Festivals verkauft werden. „Das Publikum goutiert die Neuerung“, erzählt Oßwald. Die Hitze-Hemmschwelle ist gefallen.

15.000 bis 20.000 Euro kosten die von der Firma Poligonvatro geliehenen Geräte. Ob sich das durch den Verkauf einspielt, weiß Oßwald nicht. Sicher ist für ihn aber: Die Investition kommt an und ist in Zeiten des Klimawandels notwendig. Auch wenn bisher kein Künstler die Gluthitze krumm genommen habe. Nur Stargeigerin Lindsey Stirling sagte 2015 ihren Auftritt spontan ab. Ihre Begründung: zu hohe Temperaturen. Oßwald glaubt jedoch, dass das Argument vorgeschoben sein könnte.

Sind Affenhitze und Schweißduschen also ein für allemal passé beim ZMF? „Es wird das zumindest deutlich weniger geben“, sagt Oßwald. Seine neuen Maschinen bringen nicht nur Kühlung, sondern auch trockene Luft. Den ersten Härtetest mit der Show der Beach Boys am Montagabend hat er bestanden. Heute folgen Xavier Rudd und Greeen. Das Thermometer klettert auf bis zu 33 Grad. Morgen und Donnerstag sollen es bis zu 36 Grad werden. Wenn dann kein Schweiß von der Decke tropft, haben die Anlagen ihre Nagelprobe definitiv bestanden.

Betrieben werden sie übrigens mit Naturstrom, wie Marc Oßwald betont. Das ZMF wird mit Energie aus dem Wasserkraftwerk Whylen versorgt.

Fotos: © Till Neumann & Klaus Polkowski