Zoff in der Rave-Szene: Moonrisers wehren sich gegen Vorwürfe Szene | 16.10.2021 | Till Neumann

DJ Pult

Seltene Einblicke in die illegale Rave-Szene Freiburgs hat ein Veranstalter zuletzt im chilli gegeben. Er warf dabei jungen Veranstaltern vor, ihren Müll nicht wegzuräumen. „Die Moonrisers“ stellen nun klar: Auch sie setzen als Teil der neuen Rave-Generation auf Sauberkeit – und auf 3G.

„Keine Basher-Veranstaltungen“

Es brodelt in der Rave-Szene Freiburgs. Im chilli-Interview im August warf Tom (Name geändert) den Nachwuchsveranstaltern vor, unvorsichtig zu sein: „Dass sie ihren Müll nicht wegräumen, macht mich sauer. Sie scheißen da total drauf.“ Für ihn gelte die Regel: Orte werden nach illegalen Partys sauber verlassen.

Die Moonriser-Crew schrieb daraufhin dem chilli: Auch sie achten auf Sauberkeit. Teil des Kollektivs ist Dave (Name geändert). „Wir machen keine Basher-Veranstaltungen“, sagt der 21-Jährige. Auch bei ihnen werde aufgeräumt. Nach einer Party am Wochenende am Kaiserstuhl habe das Team Pfandflaschen für 40 Euro zurückgebracht und sechs Müllsäcke gefüllt.

„Wollen professioneller werden“

Sieben Raves hat das Kollektiv nach eigenen Angaben seit März organisiert. Auf Instagram (moonrisers.79) zeigen sie davon Videos. Dass am Anfang nicht alles glatt laufe, sei normal. „Wir wollen professioneller werden“, sagt Dave dem chilli. Das gehe eben durch das Veranstalten der Partys.

Dass auch in Corona-Zeiten Raves steigen, findet Tom unverantwortlich. Er und andere erfahrene Veranstalter verzichteten auf Events. Doch auch da sehen sich die Moonrisers gut aufgestellt. „Wir arbeiten mit 3G“, erklärt Dave. Alle Besucher müssen geimpft, genesen oder getestet sein. Komme die Polizei, sei das wichtig. Beamtenbesuch gebe es fast immer, Strafen bisher aber keine, erzählt der DJ. Rund 150 bis 200 Leute seien bei ihren Partys am Start. Aus der Raverszene wird das Veranstalten der Moonrisers dennoch kritisch gesehen: „Sie haben zu den Hochzeiten der Pandemie Raves ohne jegliches Hygienekonzept gefeiert. Selbst, als man privat nur zu zweit unterwegs sein durfte“, sagt ein Veranstalter dem chilli.

Standort geleakt

Auch die Moonriser berichten von Zoff in der Szene. Zuletzt sei einer ihrer Veranstaltungsorte „geleakt“ worden. Sie vermuten, dass andere Crews dahinterstecken könnten. „Die können uns nicht riechen“, vermutet Dave. Das liege daran, dass manche der alteingesessenen Veranstalter meinten, die Partyplätze gehören ihnen. Auch stünden Vorwürfe im Raum, sie würden deren Sound kopieren. Die Meinung teilt Dave nicht. Er berichtet von einem guten Austausch mit etlichen anderen Rave-Veranstaltern der Region.

Auch sein Kollege und Mitveranstalter Thomas (Name geändert) sieht das so: „Es stimmt, dass momentan sehr viele Crews beziehungsweise Kollektive aus dem Boden sprießen.“ Das führe dazu, dass es zu Unstimmigkeiten kommen könne. „Leider gibt es Crews, die nicht verstanden haben, dass die Region und öffentliche Spots für alle da sind.“

„Kampf zwischen Polizei und Crews minimieren“

Party-Einblicke: Die Moonrisers auf Instagram

Die Moonrisers betonen, in der Szene gute Kontakte zu pflegen: „Wir sind mittlerweile sehr gut vernetzt, haben vier Verleiher, ein Team von cirka 20 bis 25 Personen, Fotografen und Videoleute“, berichtet Thomas. Auch DJs seien Teil davon, genau wie Deko-Leute, Sprayer sowie Helfer für Auf- und Abbau.

Im Rathaus Freiburg ist der große Andrang bei wilden Elektropartys kein Geheimnis. Sie sollen mehr Raum bekommen: Im Spätsommer und Herbst diesen Jahres werden im Dietenbachpark testweise sechs legale Raves steigen. Für Thomas von den Moonrisers ist das der richtige Schritt: „Freiburg und die Umgebung braucht feste öffentliche Plätze fernab von Wohnhäusern et cetera, um den Kampf zwischen Polizei und Crews deutlich zu minimieren.“ So könnten Wohngebiete vor Lärm geschützt werden.

Appell ans Rathaus

Angefangen haben die Moonrisers, als Clubs geschlossen waren. Der Partydrang sei groß: „Junge Menschen wie wir wollen nach der langen Zeit von Corona-Einschränkungen wieder rausgehen und feiern“, sagt Thomas. Er empfehle daher der Stadt Freiburg und den umliegenden Gemeinden, „endlich wirklich mehr für diese Szene des öffentlichen und freien Kulturgutes zu machen und Möglichkeiten zu schaffen“. In Frage kommen für in alte Unterführungen, Plätze, Grillplätze oder Wiesen. Er betont: „Wir stehen für friedliche und Events für jedermann.“

Ihr Ziel ist, 2022 nur noch legale Partys zu veranstalten. Da hätten sie mehr Möglichkeiten mit der Technik und weniger Stress mit Behörden. 

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„Man verliert die Angst“: Wie ein junger Freiburger illegale Raves veranstaltet