Mit allen Sinnen: Ein Tag bei den Römern zu Hause Ausflug- & Freizeittipps | 16.05.2019 | Lucile Gagnière

Villa Urbana

Bis zum 30. Juni dreht sich bei „Tales and Identities“ im Archäologischen Museum Colombischlössle alles um die römische und keltische Zivilisation. Es ist die erste Ausstellung in Freiburg, die so umfassend von Schülern mitentwickelt wurde. Unterstützt wird sie durch eine App und  interaktive Stationen.

„Wir wollten etwas nicht zu Archäologisches, das Leute aus unserem Alter anlockt“, erzählt Julie Lebrecht. Die Schülerin des St. Ursula Gymnasiums ist Teil des Kulturlotsenteams des Museums. Zusammen mit zwölf Jugendlichen zwischen 11 und 17 hat sie die Ausstellung entwickelt – von der ersten Idee über das Konzept bis hin zur Umsetzung. Das Know-how dazu gab es von Projektleiterin Angelika Zinsmaier: „Für uns war es wahnsinnig toll, weil die Jugendlichen viel selber gearbeitet haben.“

Das Ergebnis ist überzeugend: Im ersten Stock betritt der Besucher ein Wohnzimmer, das halb römisch und halb keltisch möbliert ist. Man kann sich auf eine Ruheliege setzen oder sich als Kelte verkleiden. Im nächsten Raum spielen Playmobil-Figuren Alltagsszenen aus den beiden Zivilisationen nach. So erlebt man sowohl das römische als auch das keltische Alltagsleben auf eine möglichst spielerische Art.

Von den Ausstellungsräumen mag Julie das Wohnzimmer am liebsten, weil dort so ein gemütliches Ambiente herrscht. Die antiken Spielzeuge, die dort ausgestellt werden – etwa eine Puppe oder Würfelchen –, findet die 13-Jährige „extrem süß“: „Man merkt, dass die Kinder damals viel mit uns heute gemeinsam hatten.“

Regelmäßig geben die Kulturlotsen anderen Kindern Führungen. Außerdem erzählen sie im Rahmen einer Fragerunde einmal pro Monat, wie sie bei dem Projekt mitgewirkt haben. Aus der schüchternen Schülerin hat Julie sich dadurch in eine selbstbewusste Museumsführerin verwandelt, die mit ihrem Namensschild wirklich Teil des Teams ist. „Den Mut zu haben hier Führungen zu geben, stärkt total das Selbstbewusstsein“, erzählt sie. „Durch die Führungen habe ich gemerkt, dass ich gerne Leuten etwas beibringe. Es macht ihnen Freude und ich finde das sehr schön.“

Ausstellung mit Playmobil

So macht Geschichte Spaß: Julie hat die Ausstellung „Tales and Identities“ mitorganisiert.

Ein anderer Beitrag der Kulturlotsen ist die App, die extra für die Ausstellung entwickelt wurde. Denn auch die Idee dazu stammt von den Jugendlichen. „Wir hätten uns an so etwas nie gewagt“, sagt Museumsleiterin Helena Pastor Borgoñón über die erste Rollenspiel-App, die in einem Freiburger Museum zum Einsatz kommt. „Ich bin erstaunt, was dabei herausgekommen ist.“

Die App kann man gratis herunterladen und auch zu Hause benutzen. Nach dem Motto der Ausstellung „Deine Entscheidung – deine Geschichte“ wählt man eine Figur – etwa eine keltische Sklavin oder den Sohn eines römischen Handwerkers – und trifft Entscheidungen, die deren Leben bestimmen. „Die Entscheidung, die du triffst, führt dich zu einem Ausstellungsstück“, erklärt Julie. Die Sklavin benutzt etwa einen Bronzekamm, um die Haare ihrer Herrin zu frisieren, und der Handwerkersohn stellt Waffen her. Julie hat die Rolle eines keltischen Mädchens entwickelt, das sich in einen Römer verliebt, obwohl sie es nicht darf. Dafür musste sie viel recherchieren. „Man merkt, wie viel Arbeit in einer Ausstellung steckt“, sagt sie.

Auch den jungen Besuchern macht „Tales and Identities“ Spaß. Denn die Ausstellung ist vielmehr ein interaktives Rollenspiel, bei dem man letztendlich genauso viel über die Kelten und die Römer erfährt wie im Geschichtsunterricht.

Info:
Tales and Identities, bis 30. Juni
Archäologisches Museum Colombischlössle
Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, frei unter 18 Jahren

Fotos: © Lucile Gagnière, Christoph Eberle