Sicher gebären – Vorsorge und Vorbereitung auf die Geburt Bauch & Baby | 29.09.2021 | Reinhold Wagner

Schwangere Frau beim Ultraschall

Die Geburtshilfen an den Kliniken in der Region leisten alles, was es für eine sorglose und glückliche Geburt braucht – und oftmals noch viel mehr. Denn die werdende Familie soll sich rund um die Geburt ihres Kindes wohl und geborgen fühlen, insbesondere, falls es doch einmal zu Komplikationen kommen sollte. Jede Klinik verfügt daher über ein breites Angebot zur Vorsorge und individuellen Vorbereitung auf die Geburt – damit vom Frühchen über Mehrlinge bis hin zur Risikoschwangerschaft alle optimal aufgehoben sind. Am Ende gilt: Ob alles reibungslos verläuft oder kurzfristige, unvorhergesehene Überraschungen auftauchen – in jedem Fall können sich die werdenden Eltern darauf verlassen, dass die bestmögliche Rundumbetreuung zur Verfügung steht.

Pränataldiagnostik: Wie gesund ist mein Kind?

Mit zu den ersten Schritten vor der Geburt gehören die umfassende persönliche Beratung sowie die Inanspruchnahme der von den Krankenkassen übernommenen Vorsorgeuntersuchungen. Welche das sind – und vieles mehr – steht im Mutterpass, der jeder werdenden Mutter vom Arzt oder der betreuenden Hebamme zu Beginn der Schwangerschaft ausgehändigt wird. Darin werden alle empfohlenen Termine beschrieben und die einzelnen Untersuchungen dokumentiert.

Als Basis-Untersuchungen dienen der Mutter und den sie betreuenden Personen die drei standardmäßig durchgeführten Ultraschall-Screenings zu Beginn, während und gegen Ende der Schwangerschaft sowie ein paar weitere Basis-Untersuchungen. Diese haben das Ziel, mögliche Risiken für die Schwangere oder das Ungeborene zu erkennen. Gibt es in der familiären und persönlichen Vorgeschichte keine Auffälligkeiten, reichen sie in aller Regel aus, um die Schwangerschaft und die Geburt für Mutter wie Kind so entspannt und sorglos wie möglich zu gestalten.

Werden in der Mutterschaftsvorsorge Auffälligkeiten entdeckt, können weitergehende, genauere Untersuchungen bei Frauenärzten, die für die Pränataldiagnostik spezialisiert sind, erforderlich sein. Hier stehen zusätzliche diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung, gezielt Risiken und mögliche Fehlbildungen auszuschließen, zu diagnostizieren oder in seltenen Fällen auch bereits im Mutterleib zu behandeln.

Dr. Elke Bäz, Oberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg, zählt an erweiterten Untersuchungsmöglichkeiten bei Bedarf auf: „Den erweiterten Ultraschall sowie den Ersttrimester-Test, verbunden mit einer frühen, detaillierten Sonografie, einer Nackentransparenzmessung und eventuell einer Blutuntersuchung.“ Diese nicht-invasiven Pränatal-Tests erlauben die Feststellung – oder den Ausschluss – erhöhter Risiken, dienen der Entdeckung und Einordnung von Anomalien und  „schaffen in aller Regel beruhigende Klarheit für Mutter und Kind. Denn“, so die Oberärztin, die bereits auf mehr als 20 Jahre Erfahrung und Fachwissen im Bereich der Pränatalmedizin zurückblicken kann, „die meisten Kinder werden gesund geboren. Lediglich bei zwei bis fünf Prozent finden sich Anzeichen auf Krankheiten oder Gendefekte. Davon wiederum etwa zehn Prozent sind auf Chromosomenfehler zurückzuführen, von denen Trisomie 21 – Downsyndrom – die bekannteste ist.“

Oberärztin: Dr. Elke Bäz

Oberärztin: Dr. Elke Bäz

Doch selbst Eltern, die mit einer dieser unerwünschten Diagnosen konfrontiert werden, weiß Dr. Elke Bäz zu beruhigen: „Bis vor etwa 50 Jahren wusste man vor der Geburt noch gar nichts über das Ungeborene. Erst seit 1970 gibt es die Fruchtwasserpunktion. Und erst seit den 80er-Jahren hat die Ultraschalldiagnostik Einzug in die Schwangerschaftsbegleitung erhalten. Ein höheres Alter der Mutter ist lediglich mit einem erhöhten Hintergrundrisiko für Fehlverteilungen der Chromosomenanzahl vergesellschaftet. Das Risiko aller anderen möglichen Fehlbildungen ist unabhängig vom mütterlichen Alter.“ Und die Expertin führt weiter aus: „Heute können rund die Hälfte aller angeborenen Erkrankungen bereits vor der Geburt erkannt und diagnostiziert werden. Jedoch kann nicht bei jeder Ultraschalluntersuchung zu jedem Zeitpunkt alles erkannt werden. Aber ohne Ultraschall wissen wir gar nichts.“ Mit anderen Worten: Wissen ist schon ein erster wichtiger Schritt im Umgang mit der Diagnose. Zwar hat jeder das Recht auf Nichtwissen. Aber das Wissen um eine angeborene Erkrankung oder Fehlbildung, zum Beispiel einen Herzfehler, kann den Lebensstart des Ungeborenen optimieren und ermöglicht es den Eltern, sich auf die Geburt ihres kranken Kindes frühzeitig vorzubereiten.

Und nochmals weist die erfahrene Oberärztin sorgenvolle Eltern darauf hin: „Eine Schwangere wird über die derzeitigen Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik aufgeklärt und kann sich heute die Frage stellen, wie viel sie von ihrem Kind wissen möchte und ob sie Zusatzuntersuchungen in Anspruch nehmen möchte, auch solche, deren Kosten die Krankenkasse nicht übernimmt. Dabei sind die empfohlenen Basis-Untersuchungen darauf ausgelegt, Risiken oder Auffälligkeiten möglichst früh zu erkennen.“ Letztlich also soll die differenzierte Pränataldiagnostik vor allem Ratsuchende beruhigen, nicht verunsichern. Werden aber etwa bei Bluttests Anomalien vermutet oder festgestellt, raten Ärzte stets dazu, diese Ergebnisse durch weitere Diagnostik bestätigen zu lassen, um auf keinen Fall von einem Falschpositivergebnis unnötigerweise zusätzlich verunsichert zu werden. Denn, so Dr. Elke Bäz: „Jede Geburt verändert das Leben und den Alltag einer Familie. Die meisten Schwangerschaften und Geburten werden unkompliziert verlaufen.“

Allen werdenden Eltern rät die Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg: „Verzichten Sie während der Schwangerschaft auf Rauchen, Alkohol und unnötige Medikamente, achten Sie auf gesunde Ernährung und vermeiden Sie starkes Übergewicht. Lassen Sie sich rechtzeitig vorab gegen Corona impfen und nehmen Sie alle Möglichkeiten der bestehenden Angebote an Routine-Voruntersuchungen wahr.“ Wer gut vorbereitet ist, der kommt auch mit jeglicher Art von Überraschung besser zurecht. Er ist nur umfassender informiert und auf alle Eventualitäten gefasst.

Teddybär sitzt im Regal

Individuelle Betreuung

Neben der Grundversorgung bieten einige Kliniken weitere, individuelle Schwerpunkte oder betreiben Kooperationen zwischen Fachabteilungen und Spezialkliniken, sodass auch das gesamte Umfeld vor, während und nach der Geburt abgedeckt werden kann. So stehen sie im engen Kontakt zu Hebammen- und Kinderarztpraxen, aber auch zu neonatologischen und therapeutischen Einrichtungen sowie Kinderkliniken, die sich um die weitere Versorgung bei Bedarf kümmern.

Universitäts-Frauenklinik Freiburg

Die Universitäts-Frauenklinik Freiburg bietet derzeit in einer Online-Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Wissen hilft“ kostenfreie Vorträge von Fachärzten zu unterschiedlichen Themen an.

Eine Anmeldung ist erforderlich und kann unter folgendem Link vorgenommen werden:
www.uniklinik-freiburg.de/frauenheilkunde/gesundheitszentrum-fuer-frauen-und-elternschule/kursprogramm/gesundheitszentrum.html.

Im Rahmen eines dieser Vorträge referierte Oberärztin Dr. Elke Bäz zum Thema „Pränataldiagnostik – ist mein Kind gesund?“. Die differenzierte PnD stellt eine Ergänzung zur allgemeinen Schwangerschaftsvorsorge dar und begleitet werdende Mütter und deren Betreuer bei Fragen und Risikoabwägungen. Die an der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg ansässige pränatalmedizinische Ambulanz begleitet Rat suchende Eltern auf ihrer Suche nach Antworten und Möglichkeiten und hilft Betroffenen im Umgang mit folgenschweren Diagnosen und Entscheidungen.

Anmeldung und Terminvereinbarung unter
Tel.:
0761/270-31840

Das Universitäts-Perinatalzentrum (Level 1), bestehend aus Geburtsmedizin und Neonatologie, leistet Rund-um-Betreuung rund um die Geburt sowie in Risiko-Situationen. Tür an Tür mit der Wöchnerinnenstation und über dem Kreißsaal befindet sich die kinderärztlich geleitete Neugeborenen-Station. Eine eigene Elternschule ist ebenfalls angegliedert. Geburtsvorbereitungskurse stehen ebenso auf dem Programm der Elternschule wie Babypflege, Erste-Hilfe-Kurse und Babymassage. Seit 2017 unterhält die Universitäts-Frauenklinik Freiburg zudem die erste Frauenmilchbank Baden-Württembergs.

Frau bei Schwangerschaftsgymnastik

Online-Angebote:

Elterninformationsabende: Wissenswertes zu Geburtshilfe, Schmerzbehandlung und Narkoseverfahren sowie Entwicklung, Ernährung und Impfungen bei Neugeborenen vermitteln ExpertInnen des Universitätsklinikums Freiburg in monatlichen Online-Vorträgen.

Bei einer virtuellen Kreißsaalführung erhalten Interessierte einen ersten Einblick in die Kreißsäle und den geburtshilflichen Bereich der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg:
www.uniklinik-freiburg.de/static/kreissaal

Info

Hugstetter Straße 55
79106 Freiburg

Tel.: 0761/270-30020
www.uniklinik-freiburg.de/frauenheilkunde

Kreiskrankenhaus Emmendingen

Das Kreiskrankenhaus Emmendingen als Gesundheitszentrum für die Region bietet werdenden Eltern drei moderne Kreißsäle und eine Mutter-Kind-Station. Die frühe Förderung der Eltern-Kind-Beziehung wird durch „Rooming-In“ gewährleistet.

Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe ist Dr. Roland Rein. Einer seiner Schwerpunkte ist die Gynäkologische Onkologie für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Sein Credo lautet: „Unser Ziel ist die Betreuung der Schwangeren nach dem aktuellen medizinischen Wissen und zugleich die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Wünsche.“

Mit zu den Angeboten für eine sanfte, selbstbestimmte und familienorientierte Geburt gehören auch angepasste schmerztherapeutische Methoden wie die Aromatherapie, Homöopathie und Periduralanästhesie (PDA) zur Schmerzhemmung bei Bedarf. Auch ein Entspannungsbad oder eine Wassergeburt werden angeboten.

Ebenso steht die Sicherheit an oberster Stelle. Darum kümmert sich ein Team aus erfahrenen Hebammen, Kinderkrankenschwes­tern, Gynäkologen und Ärzten. Mit Screening-Untersuchungen werden Stoffwechsel, Sauerstoffsättigung und Hörfunktionen beim Neugeborenen überprüft. Der Mutter stehen Still- und Ernährungsberater zur Seite.

Jährlich mehr als 700 Geburten sprechen für die hohe Akzeptanz des Akademischen Lehrkrankenhauses, deutschlandweit eines von wenigen in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft eines Landkreises geführten Krankenhäuser.

Info

Gartenstraße 44, 79312 Emmendingen
Gynäkologie und Geburtshilfe sowie
Schwangeren-Sprechstunde:

Tel.: 07641/454-2271
www.krankenhaus-emmendingen.de

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