Die Qual der Schulwahl: Meilen- oder Stolpersteine auf dem Weg ins Leben? Schule / Schulreport | 03.01.2016 | Erika Weisser

Staatlich oder privat, mit Ausrichtung nach der Waldorf- oder Montessoripädagogik, oder doch lieber eine christliche Schule? Spätestens im letzten Kindergartenjahr ihres Kindes treibt viele Eltern eine große Sorge um: die Sorge nämlich, ob sie die richtige Schul-Entscheidung treffen.

Und ob ihre Tochter oder ihr Sohn in der Schule, die sie schließlich wählen, auch wirklich so gefördert wird, wie es ihnen wünschenswert erscheint. B. Zettis findefuchs hat eine kleine Auswahl an Schulen in der Region zusammengestellt, die eine Alternative zur staatlichen Schule sein können.

Die Frage, ob persönliche Besonderheiten, Stärken, Kompetenzen und Begabungen des künftigen Schülers richtig erkannt und stimuliert werden, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Und dieser ganzheitliche, nicht nur an der messbaren Leistung orientierte Bewertungsansatz ist an staatlichen Schulen bisher nur selten zu finden.

Andererseits hegen manche Eltern aber auch die Befürchtung, dass an den freien Schulen zu wenig Frontalunterricht und zu viel selbst-mit-bestimmtes Lernen auf dem jeweiligen individuellen Leistungs- und Verständnisniveau des Schülers stattfindet. Und dass dies einer – in ihrem Sinne – erfolgreichen und hoffnungsvollen Schulkarriere vielleicht abträglich sein könnte: Man hört ja hin und wieder von angeblich unbeaufsichtigten Freiarbeitsstunden, in denen die papiernen Materialien nicht bearbeitet, sondern zu schnittigen Fliegern und sonstigen kreativen Origami-Werken umgearbeitet werden. Oder davon, dass die Kinder nur das lernen, was sie wollen und deshalb am Ende der Schulzeit Rechtschreibung und Grundrechenarten immer noch nicht beherrschen.

Gelegentlich gibt es jedoch im Zusammenhang mit der Überlegung, einer Privatschule den Vorzug zu geben, auch die Vorstellung, dass das Kind hier ohne nennenswerte eigene Anstrengung zum Überflieger werden kann – man bezahlt ja schließlich dafür.

Wunder gibt es indessen keine. Denn der Stoff, den die Schüler sich aneignen müssen, ist in staatlichen und staatlich anerkannten privaten Schulen gleich – im Bildungsplan des Landes vorgeschrieben. Doch in der Art der Aneignung gibt es himmelweite Unterschiede zwischen den Schulen, auch zwischen den privaten, die verschiedene pädagogische Konzepte als Grundlage ihrer Arbeit haben. Gemeinsam ist ihnen ein zahlenmäßig weitaus besseres Lehrer-Schüler-Verhältnis als an staatlichen Schulen, was das Lernen in kleinen Klassen und eine bewusstere Sicht auf die Persönlichkeit des Schülers und somit eine entsprechende Ressourcenförderung ermöglicht. Und der Begriff „frei“ im Schulnamen. Was aber nur bedeutet, dass es sich um eine Schule in freier Trägerschaft handelt. Und nicht etwa, dass es dort keine pädagogische Steuerung und Begleitung gibt. Womit das Gerücht von den Papierfliegern vielleicht entkräftet wäre. Die es übrigens immer an allen Schulen gegeben hat und geben wird.

Die Nachfrage nach individualisierten Bildungswegen steigt: auf dem privaten Sektor entstehen immer mehr Schulen, die die klassische Dreiteilung in Waldorf-, Montessori- und christliche Orientierung längst sprengen. Oft werden mehrere reformpädagogische Ansätze miteinander kombiniert oder ergänzt, die eine Schule hat eher eine handwerkliche, die andere eine mehr spirituelle oder soziale Ausrichtung. Bei allen aber steht das Kind mit all seiner Neugier, seinen Stärken und Schwächen im Mittelpunkt.

Foto: © Montessori Zentrum Angell