Virtuelle Welten: Freiburger Stadtbibliothek baut digitales Angebot aus 4family | 25.04.2018 | Tanja Senn

Gemütliche Sofas, ein neuer Teppichboden, blaue Zacken an den Wänden, die an die Berge des Schwarzwalds erinnern sollen – die Kinder- und Jugendabteilung der Freiburger Stadtbibliothek hat sich ein neues Gewand zugelegt.

Mit der Neueröffnung Ende Januar haben auch die neuen Medien verstärkt Einzug gehalten. Virtual-Reality-Brillen (VR), Tablets und Konsolenspiele sollen auch weniger leseaffine Kinder ansprechen.

Eben ist man noch über das ewige Eis Grönlands geflogen, schon steht man wieder auf sicherem Boden inmitten der Stadtbibliothek am Münsterplatz. Möglich macht’s eine VR-Brille, die es den Besuchern erlaubt, in einer virtuelle Welt einzutauchen. So können die Kinder nun andere Länder erkunden oder dreidimensionale Spiele ausprobieren. „Kinder spielen so oder so. Es ist nur die Frage, welchen Rahmen man dafür schafft“, sagt Bibliotheksleiterin Elisabeth Willnat. „Bei uns können die Eltern darauf vertrauen, dass alle Angebote sorgfältig geprüft und altersgerecht ausgewählt wurden.“ So soll es für Kinder ab zehn Jahren nun auch regelmäßige Präsentationen der digitalen Medien geben. Hier dürfen die Kinder etwa die Roboter Dash und Cozmo mit dem Tablet steuern, in das Thema Programmieren reinschnuppern oder zum VR-Sehtest antreten.

Computerspiele per se als Zeitverschwendung abzulehnen, davon hält man in der Freiburger Bibliothek nichts. Schließlich können sie nicht nur Lerninhalte spielerisch vermitteln, sondern fördern oft auch Geschicklichkeit, Teamwork oder Fairness. „Die Tablets animieren dazu, dass sich Kinder zusammensetzen und neuen Anschluss finden“, beschreibt Bibliothekarin Carima Cornelsen einen weiteren Vorteil. So ist etwa bei den Tablet-Rallyes in der Mediothek Rieselfeld oder den Game-Tester-Tagen in der Haslacher Filiale Zusammenarbeit gefragt.

„Natürlich ist es unsere Kernaufgabe, Kindern die Freude am Lesen zu vermitteln“, ergänzt Willnat, „doch mit unserem Medienmix bauen wir auch ihre Medienkompetenz aus.“ Mit mehr als 1,5 Millionen Ausleihen im Jahr ist das gedruckte Buch natürlich immer noch Schwerpunkt der städtischen Bibliotheken. Und das soll sich auch gar nicht ändern. Doch oft greife das eine ins andere, weiß Willnat. Etwa, wenn sich Kinder zu einem Computerspiel weiterführende Literatur ausleihen.

Kinder und Erwachsene werden mit den neuen Möglichkeiten natürlich nicht allein gelassen. So gibt es eine regelmäßige Sprechstunde zum Thema E-Book-Reader. Mittwochs hilft außerdem ein IT-Scout vom United World College weiter.

Wer von der Kinder- und Jugendbibliothek in den zweiten Stock hochsteigt, findet hier seit knapp zwei Jahren eine weitere Besonderheit: einen 3D-Drucker. Bibliotheksmitglieder dürfen hier kostenlos Gegenstände nach ihrer eigenen Modellvorlage ausdrucken. Die Wünsche reichen dabei von Schachfiguren über Stadtmodelle bis hin zu sogenannten Labyrinthdosen – kniffelige Geschenkverpackungen. Das kommt gut an: 500 Stunden ist der Drucker im vergangenen Jahr gelaufen und hat dabei 600 Meter Kunststoffband verbraucht.

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