Rundum sorglos: die Lautenbacher Vesperwanderung Freizeit in der Regio | 11.09.2021 | Tanja Senn

Lautenbacher

Wanderkarten studieren, die Anfahrt planen, ein Picknick packen – all diese Vorbereitungen entfallen bei der Vesperwanderung auf dem Lautenbacher Hexensteig. Auf 15 Kilometern gibt es vier Genuss-Stationen und einige zauberhafte Stopps.

Ein leerer Rucksack und ein Paar Wanderstiefel. Mehr braucht es eigentlich nicht. Wer bei der Renchtal Tourismus die „Lautenbacher Vesperwanderung“ gebucht hat (mehr dazu in der Info), hat bereits einen groben „Fahrplan“ bekommen. Darin vermerkt: Die erste Station – der Gasthof „Zum Kreuz“ – samt Parkmöglichkeiten und genauer Adresse, mit der nun das Navi gefüttert wird. Geplante Ankunftszeit: 8.30 Uhr.

Es geht früh los, denn noch vor der Wanderung wartet der erste Stopp: ein reichlich bestücktes Frühstücksbuffet, bei dem das Obst des Rench-
tals – von saftigen Mirabellen bis hin zu leuchtendroten Johannisbeeren – die Hauptrolle spielt. Die Marmelade ist natürlich hausgemacht, bestätigt Hubert Busam, dessen Familie den Traditionsgasthof bereits seit vielen Generationen bewirtschaftet, und lässt gleich darauf noch etwas Hausgemachtes folgen: einen „Hexenschuss“.

Immer der Hexe nach

Der Sekt mit hochprozentiger Dreingabe sorgt dafür, dass der erste Anstieg beschwingt vonstatten geht. Ein kleiner Pfad windet sich den ehemaligen Rebberg hinter dem Hotel „Sonnenhof“ nach oben. Die Häuser von Lautenbach liegen schon nach wenigen Minuten weit unter dem Wanderer. Die Sonne steht vormittags auf der anderen Seite des Berges. Ein Glück! Denn auch wenn man hier auf den Spuren von Hänsel und Gretel wandert, „finster und auch so bitterkalt“ ist es nicht. Selbst ohne Sonne im Gesicht ist der Aufstieg schweißtreibend. Auf breiten Waldwegen geht es immer der Hexe nach, die überall ihre Spuren hinterlassen hat. So führt die Route vorbei an einem „Waldsofa“ mit tollem Ausblick, mehreren Besen – die nicht die nächste Strauße, sondern den Wanderweg anzeigen – und sogar einem humorvoll gestalteten Toilettenhäuschen mitten im Wald.

Der lichtet sich erst wieder kurz vor einem kleinen Hexenhäuschen, das zum Rasten einlädt. Wen nun bereits der Hunger plagen sollte, kann sich hier über den Inhalt seines Rucksacks hermachen. Denn der wurde im Gasthof Kreuz gut gefüllt mit einem Vesper und einer kleinen Flasche Spätburgunder. Der in der Karte eingezeichnete Rastplatz wartet nur ein paar hundert Meter weiter und erfreut vor allem durstige Wandersleut. Neben Tisch und Bänken finden sich ein mit Getränken gefüllter Kühlschrank sowie eine „Schnapsquelle“. Deren Name hält, was er verspricht: In eiskaltem Quellwasser werden lokale Spirituosen gekühlt, die für ein Euro pro Gläschen verkostet werden dürfen. Es wird auf dieser Tour nicht der letzte Schnaps bleiben …

Vesper

Wandern & genießen: Zur Rast laden unter anderem das Hexenhaus ein (oben) und die Bergvesperstube „Zum Fiesemichel“ mit zünftigem Bauernvesper.

Während der überdachte Rastplatz bei Nieselwetter sicherlich der beste Platz für das Picknick ist – der idyllischste ist er nicht und so lohnt es sich ansonsten noch etwas weiter zu wandern. Hierbei kann man sich erst einmal sattsehen und zwar an dem wunderbaren Blick über die Rheinebene bis zu den Vogesen, die an diesem Tag leider nur schemenhaft hinter einer blauen Dunstglocke zu erahnen sind. Fast den kompletten Aufstieg hat man an dieser Stelle übrigens schon geschafft. Vorbei an knorrigen Obstbäumen und einem Reiterhof – nebst weiterem Getränke- und Schnapsbrunnen – nähert sich das Highlight der Tour: das große Hexenhaus.

Auf einem kleinen Hochplateau gelegen, duftet es hier umwerfend nach Kräutern und würzigen Nadelbäumen. Zum Vespern gibt es Holzbänke und -tische, wer eine Picknickdecke dabei hat, kann es sich etwas unterhalb im Schatten der Obstbäume gemütlich machen. Wenige hundert Meter nach dem Rastplatz lädt aber auch eine Himmelsliege dazu ein, die Füße hochzulegen.

Es bleibt ausreichend Zeit zum Rasten, denn der nächste Stopp bei der Bergvesperstube „Zum Fiesemichel“ ist laut Fahrplan erst gegen 14 Uhr geplant. Hier werden auf der Terrasse oder in der urgemütlichen Stube Bauernvesper oder Kaiserschmarrn serviert. Man kann sich getrost den Bauch vollschlagen, denn jetzt geht es nur noch bergab. Beim Abstieg mit Blick auf Lautenbach locken der blumengeschmückte Kohlerhof und Sepp’s liebevoll gestaltetes Ruhebänkle mit – wer hätte es gedacht – weiteren Schnäpsle. Wie gut, dass einen die Hexe nicht ohne einen letzten Stopp im Ort entlässt. Neben einem starken Kaffee auf der idyllischen Terrasse des Hotels „Sonnenhof“ gibt es noch ein Dessert – glücklicherweise kein Pfefferkuchen, sondern eine Schwarzwälder Kirschtorte im Glas.

Info
Lautenbacher Vesperwanderung
Länge: 15,2 Kilometer
Dauer: ca. 5 Stunden
Auf- und Abstieg: jeweils 562 Höhenmeter
Start & Ziel: Lautenbach (Bahnhof)

Vesper-Wander-Pass inkl. Getränke
für 4 kulinarische Stationen
Preis: 45 Euro pro Person
Buchung & Infos: Renchtal Tourismus GmbH
Webseite: www.renchtal-tourismus.de

Fotos: © tas,  Renchtal Tourismus GmbH/Manfred Huber, Renchtal Tourismus GmbH/Jigal Fichtnern