In der Powerzone: Schneesegeln mit Winddrachen Freizeit in der Regio | 10.01.2021 | Jakob Steiner

Mann mit Lenkdrachen im Schnee

Snowkiting ist ein ebenso exotischer wie spektakulärer Sport. Verbunden mit einem Lenkdrachen, gleiten Ski- und Snowboardfahrer durch die Winterlandschaft, beeindrucken mit artistischen Sprüngen. Seit 2004 kann man die Sportart auf dem Feldberg erlernen.

Sonntagswetter auf dem Feldberg. Zahlreiche Besucher tummeln sich an den Abfahrten und Skiliften. Auf dem Gipfelplateau hingegen ist es fast menschenleer. Hier befindet sich das Revier der Snowkiter. Scheinbar mühelos gleiten sie über den glitzernden Schnee, während die bunten Drachen am wolkenlosen Himmel tanzen. Hin und wieder wirbelt bei einem waghalsigen Manöver Schnee auf. Doch die meisten Snowkiter gehen es heute ruhig an. Mit der Sonne im Gesicht und dem Wind im Rücken genießen sie den Weitblick vom höchsten Berg des Schwarzwaldes.

Lenkdrachen Schnee

Der Drachen steigt hoch in den Himmel.

Über den Wolken

Unter die alteingesessenen Snowkiting, haben sich wie fast jeden Tag auch einige Anfänger gemischt. Cathrin aus Stuttgart ist eine von ihnen. Sie hat einen Zweitageskurs in der Kiteschule Skywalker gebucht. Die 26-Jährige reizt es, neue Dinge auszuprobieren. „Snowkiten hat halt noch nicht jeder gemacht“, erklärt sie. Bevor es auf den Berg geht, findet in der Talstation eine theoretische Einführung statt. Denn ohne das nötige Know-how kann der Winddrachen schnell zum unberechenbaren Geschoss werden. Damit sich im Eifer des Gefechts alle miteinander verstehen, werden erst mal Vokabeln gelernt. Die Lenkstange des Drachens nennt sich Bar. Mit ihrer Hilfe möchte man den Kite beziehungsweise Drachen in die Powerzone navigieren, da dort die Zugkraft am höchsten ist. Nach der kurzen Einführung geht es per Sessellift auf das Gipfelplateau zwischen Seebuck und Feldberg. Weite Ebenen, kräftiger Wind und eine hohe Schneesicherheit machen den Ort zu einer der besten Snowkite-Locations in Deutschland. Als der damalige Skilehrer Christoph Volk die Kiteschule 2004 eröffnete, befand sie sich im Feldbergturm, direkt auf dem Gipfel. Noch heute witzelt Volk darüber, dass er damals die höchste Toilette des Landes gehabt habe. Kleine Gruppen, gut ausgebildete Trainer und hochwertige Drachen verhelfen den meisten seiner Schüler und Schülerinnen schnell zu ersten Erfolgserlebnissen. Dank dieses Konzepts dauerte es nicht lange, bis die Nachfrage nach dem exotischen Wochenenderlebnis explodierte.

Trockenübung Snowkiting

Zum Auftakt gibt es eine theoretische Einführung.

Allerdings benötigt es doch einiges an Übung, um ein Gefühl für Wind und Kite zu entwickeln. Bei den ersten Versuchen stürzt der Drachen häufig ab und stellt angehende Snowkiter auf eine Geduldsprobe. Am Ende des Tages sei aber jeder in der Lage, sich für einige Minuten vom Drachen ziehen zu lassen, erzählt Trainerin Johanna Mätschke.

Surfervibe am Feldberg

Einfuehrung Snowkiting

Auf der Piste wird erklärt wie der Drachen dann zu lenken ist.

Im Sommer organisiert die 31-Jährige Kitesurf-Camps rund um den Globus. Im Winter tauscht sie dann das Badezeug gegen einen Schneeanzug. Den Surfervibe nimmt sie vom Strand mit an den Berg. Ihre Freude am Sport wirkt ansteckend: „Kiten ist für mich das ultimative Freiheitsgefühl“, sagt sie, und ihre Piercings blitzen mit den Augen um die Wette. Das Einzige, was den Fahrspaß bremsen kann, ist Windstille. Das muss auch Cathrin feststellen. Die Vorübungen hatten gut geklappt, aber bei der Generalprobe spielt die Witterung nicht mehr mit. Resigniert sitzt die Snowkite-Anwärterin im Schnee. „Ist gerade zu wenig Wind, das wird noch!“, beschwichtigt Mätschke sie. Und tatsächlich – der Wind zieht an und der Drachen steigt in den Himmel. In luftiger Höhe wird der Kite von einer starken Böe erfasst, woraufhin er mit einem wütenden Knattern antwortet. Jetzt ist es so weit. Die Schnüre spannen sich, und Cathrin setzt sich mit einem Ruck in Bewegung. Auf ihrem Snowboard saust sie über den knirschenden Schnee. Das Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt, und die frischgebackene Snowkiterin jauchzt vor Freude. Nun ist auch Mätschke nicht mehr zu halten: „Jihuuuu“, ruft sie ihrer Schülerin hinterher, die scheinbar mühelos übers Weiß von dannen segelt.

Info
www.kiteschule-skywalker.de

Fotos: © Jakob Steiner