Lauf ins Land: Tageswanderung vom Schauinsland nach Staufen Freizeit in der Regio | 03.03.2021 | Nicole Kemper

Etzenbach

Es gibt einen simplen Trick, um bei einer Wanderung mit über tausend Metern Höhenunterschied nicht ins Schwitzen zu kommen: auf dem Berg starten und abwärts laufen! Die Panoramastrecke auf dem Etzenbacher Höhenweg bietet Genuss pur.

Eine Schneeballschlacht im März? Das ist in Freiburg durchaus möglich, der Gipfel des Hausbergs auf 1284 Meter Höhe ist immer für eine klimatische Überraschung gut. Wer eine Wanderung auf dem Etzenbacher Höhenweg plant und nicht im wahrsten Wortsinn kalt erwischt werden will, tut also gut daran, einen Blick auf die Wetterkarte zu werfen. Ratsam ist auch ein Zwiebelprinzip bei der Bekleidungsstrategie: Beim Abstieg auf 284 Meter lässt sich mitunter ein gefühlter Jahreszeitenwechsel erleben, sodass trotz winterlichem Start ein fast sommerliches Finale warten kann. Gut gerüsteten Wanderern verheißt die Tour vom Schauinsland nach Staufen 17 Kilometer puren Schwarzwaldgenuss auf einer anspruchsvollen Panoramastrecke mit alpinen Passagen.

Staufen Burgruine

Anspruchsvolle Tour: Nach rund 17 Kilometern und mehr als 1000 Höhenmetern kommt die Staufener Burgruine in Sicht.

Die Tageswanderung beginnt bei der Bergstation, die sich bequem mit Bus oder Gondel erreichen lässt. Hinter dem langgezogenen Parkplatz an der Schauinslandstraße zweigt rechts der Wanderpfad ab, ein Schilderbaum macht die Marschrichtung klar: Die gelbe Raute weist den Weg in Richtung Staufen. Am Appartement Hotel Berghaus Freiburg vorbei geht es auf dem Waldweg abwärts zum Gießhübel. Dichter Nadel- und Buchenwald und offene Landschaft wechseln sich ab, hinter Tannenwipfeln erstreckt sich rechter Hand die Rheinebene, linker Hand verblassen die dünnen Nebelschwaden und geben den Blick aufs Münstertal frei.

Nach fünfeinhalb Kilometer Strecke, am Sonnhaldeeck, müssen sich die Wanderer entscheiden, ob sie dem direkten Weg nach Staufen weiter folgen oder zur 600 Meter entfernten Wirthschaft zum Kohler abzweigen. Der kurze Abstecher von der Hauptstrecke lohnt sich sicherlich – nicht nur, weil das Gasthaus auf dem Kohler die einzige Einkehrmöglichkeit entlang der Strecke ist. Schon von Weitem bietet der Blick auf die in sanft geschwungene Weidehänge eingebettete Ansiedlung Schwarzwaldidylle wie aus dem Reiseprospekt. Im beheizten Wintergarten stärken sich Wanderer und Mountainbiker auch bei kühlen Temperaturen vor einer unvergleichlichen Kulisse.

Picknick mit Panorama: Das ist am Rastplatz auf dem Breitacker möglich.

Wer das eigene Rucksackvesper an einem nicht minder schönen Ort verzehren will, gelangt nach weiteren drei Kilometern zum Panorama-Rastplatz auf dem Breitacker. Eine halboffene Schutzhütte bietet großzügige Sitzgelegenheiten mit direkter Sicht auf das im 8. Jahrhundert gegründete Kloster St. Trudpert in Münstertal.

Auf alpinen Felsenpfaden

Über den Laitschenbacher Kopf geht es anschließend auf schmalen Pfaden weiter zum Hexenboden nahe der legendären Rödelsburg. Eine Informationstafel skizziert Lage und Ausdehnung der vermutlich schon vor über 800 Jahren aufgegebenen Burganlage. Nun folgt die Tour dem Zwei-Burgen-Pfad; Staufen ist noch fünf Kilometer entfernt. Doch zunächst erwartet die Wanderer das namensgebende Highlight der Tagestour: die Etzenbacher Höhe mit der zweiten Burg. Beim kurzen Anstieg ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt, ein alpiner Felsenpfad führt zum Standort des Alten Schlosses. Auch dieses mittelalterliche Relikt erschließt sich nur durch die Erläuterungen zur archäologischen Spurensuche – die sichtbaren Reste des Plateaus und der Wälle lassen eine Burgruine nur erahnen. Ein kleiner Aussichtspavillon in der Nähe lädt zum nächsten kurzen Verweilen und Schauen vor dem steilen Abstieg ein.

Schnee im März? Auf dem Schauinsland durchaus möglich.

Auf den letzten Kilometern geht es noch einmal gelenk- und sehnenstrapazierend 400 Meter abwärts. Bald macht der Wald den ersten Rebstöcken Platz, und der Staufener Burghügel kündigt das Ziel der Tour an.

Info
Länge: 17,4 km
Dauer: 5 – 6 Stunden
Aufstieg: 150 Höhenmeter
Abstieg: 1070 Höhenmeter

Einkehr Tipp

Wirthschaft zum Kohler

100 Jahre alte Holzdielen statt des Fließenbodens, ein großer Kachelofen, sogar wieder die alte Schreibweise der „Wirthschaft“ – der neuen Wirtin Marion Hofmann war es wichtig, den historischen Flair des Berggasthofs wiederaufleben zu lassen. Vor rund einem Jahr hat sie den bisherigen Kohlerhof von der langjährigen Chefin Helga Fliegauf übernommen und seitdem viel renovieren lassen.

Wirtschaft Kohler Stube

Die alte Stube und der beheizte Wintergarten (siehe oben) sind frisch renoviert – jetzt hofft Familie Hofmann, bald eröffnen zu können.

Wie die Wirtschaft einst ausgesehen hat, weiß ihr Mann noch aus Kindertagen – schließlich hatte sein Großvater die Gaststätte drei Jahrzehnte lang geführt. Eigentlich hätten sie bereits am ersten Advent eröffnet, doch der Lockdown machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Jetzt wartet Familie Hofmann darauf, endlich die ersten Gäste mit deftigem Vesper und warmen Speisen begrüßen zu dürfen.

Info
Wirthschaft zum Kohler
Kohlerweg 13
79238 Ehrenkirchen
Tel.: 0 76 02/2 45

Tipp 

An- und Abfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen: per Bahn und Bus oder Schauinslandbahn zur Bergstation, ab Staufen mit Direktbus nach Freiburg oder Bahn (Umstieg in Bad Krozingen) zurück.

Fotos: © Nicole Kemper