Sagenhaft: Kloster Allerheiligen & Edelfrauengrab-Wasserfälle Freizeit in der Regio | 23.06.2021 | Tanja Senn

Klosterruine Allerheiligen

Überlaufener Touri-Spot? Geheimnisvoller, stiller Lieblingsplatz? Bei diesen beiden Ausflugszielen in der Ortenau scheiden sich die Geister. Zu Recht. Denn hier gilt es, den richtigen Zeitpunkt zu wählen.

Klosterruinen Allerheiligen

Mystisch und sagenumwoben

An einem Sonntagnachmittag, wenn sich eine Familie nach der anderen durch die Ruinen schiebt und die Motorräder über die nahe Schwarzwaldhochstraße knattern, ist das ehemalige Kloster des Prämonstratenser-Ordens keinen Besuch wert.

Ganz anders sieht es frühmorgens aus, wenn man die Pilgerstätte für sich hat und die alten Mauern aus Buntsandstein still und geheimnisvoll aus dem taufeuchten Gras aufragen. Dann meint man, sie erzählen zu hören: von den Mönchen, die das Kloster zwischen 1191 und 1196 gründeten. Von der Reformationszeit, die Allerheiligen im Gegensatz zu klösterlichen Gemeinschaften wie Alpirsbach oder Reichenbach knapp überstand. Von den letzten Mönchen, die 1803 nach Aufhebung des Stifts auszogen, und dem Blitz, der im Jahr darauf die Kirche zerstörte.

Wer mehr wissen möchte, besucht das kleine Klostermuseum. Oder man schließt einen Spaziergang auf dem Sagenrundweg an, der erzählt, was das Kloster mit einem Esel, einem Geist und einem jungen Steinmetz zu tun hat

Beste Zeit: frühmorgens, bevor der Rummel losgeht
Lage: 77728 Oppenau,
Ortsteil Lierbach/Allerheiligen

Edelfrauengrab Wasserfälle

Eintauchen in die grüne Höhle

Edelfrauengrab Wasserfälle

Nicht abschrecken lassen! Der Eingang zur Schlucht mit dem Kieswerk und dem verfallenen Gasthaus sieht nicht so aus, als würde hier noch etwas Schönes folgen. Doch sobald es steil wird und die ersten Stufen beginnen, stürzt der Gottschlägbach rauschend in die Tiefe. Die insgesamt 45 Meter Fallhöhe erstrecken sich über mehrere Stufen.

Die Edelfrauengrab-Wasserfälle sind damit ganz sicher nicht das imposanteste Naturschauspiel im Schwarzwald, doch die Stimmung in dieser engen Schlucht ist einmalig: Man fühlt sich, wie von einer grünen Höhle verschluckt. Mal rauschen die Wasserfälle so laut, dass Unterhaltungen kaum noch möglich sind, mal gluckert der Bach wieder sanft. Feuchte Steinstufen wechseln mit Wurzelwerk und abenteuerlichen Stegen. Da passt die Sage der untreuen Edelfrau, die hier ein gewaltsames Ende gefunden haben soll, natürlich bestens!

Dank eines Geländers braucht es keine übermäßige Trittsicherheit, und bis zum ersten Wasserfall müssen noch keine Höhenmeter überwunden werden. Je nach Kondition geht es die Schlucht hinauf bis zum Klettersteig des Karlsruher Grats, über den eine aussichtsreiche Rundwanderung wieder zurückführt

Beste Zeit: unter der Woche, wenn man keinen anderen Ausflüglern ausweichen muss
Lage: Naturschutzgebiet „Gottschlägtal – Karlsruher Grat“

Fotos: © Tanja Senn