Das ganze Jahr Fasnacht GASTRO & GUSTO | 06.02.2022 | Beat Eglin

Die Stube von Frau Fasnacht

Ob man die „drey scheenschte Dääg“ nicht auf Dauer stellen könnte? Patrick Allmandinger hat sich diesen Traum vor zwei Jahren erfüllt. In seiner Fasnachtsstuube können die Gäste umgeben von Chaise, Larven, Laternen und „Alten Tanten“ rund ums Jahr in die Atmosphäre der Basler Fasnacht reinschmecken.

Sein breites Zahnlücken-Lächeln ist markant und mitreißend: Patrick Allmandinger ist in der Schweiz unter dem Namen „Almi“ bekannt wie ein bunter Hund und begeistert seit 30 Jahren sein Publikum als Vollblut-Comedian. Der Basler Komiker moderiert Anlässe, tritt als Schauspieler im Fernsehen auf und steht regelmäßig mit seinem eigenen Programm auf der Bühne. Natürlich ist er auch ein eingefleischter Fasnächtler und stimmte die Basler in den vergangenen Jahren mit „Kiechle“ und in diesem Jahr ganz neu mit „Almis Läggerli“ auf die „drey scheenschten Dääg“ ein. Vor der Fasnacht ist für ihn nach der Fasnacht. Da lag es auf der Hand, einen ganzjährigen Treffpunkt für Fans, Cliquen, aber auch für Neugierige zu schaffen.

Vor zwei Jahren hat sich „Almi“ mit seiner Fasnachtsstuube diesen Traum erfüllt. Heute ist die Bar und Beiz ein Treffpunkt für Fasnachts-Insider, und einige Cliquen haben hier ihren Stammtisch. Tragisch ist nur, dass die junge Stuube bisher noch keine Fasnacht erleben durfte. Mit ihrem außergewöhnlichen Konzept spricht die Kultur-Gaststätte aber auch Interessierte an, die mehr über die Basler Fasnacht erfahren wollen, diese fröhlich faszinierenden Tage zwischen Morgestraich und Ändstraich, die seit 2017 auf der Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes der Menschheit eingetragen sind.

Patrick Allmandinger

Comedian und Fasnachtsfan Patrick Allmandinger alias Almi.

Beiz und Museum

Sie liegt ein wenig versteckt, ist aber beim Näherkommen unübersehbar: die Fasnachtsstuube an der Schützenmattstrasse 21 in Basel. Vor den großen Fenstern steht eine alte „Chaise“, eine offene Kutsche, die beim Umzug von einem Pferd gezogen wird. Eine „Alte Tante“ mit gelben Mimosen in der Hand begrüßt die Gäste. Ein großes Schaufenster gibt den Blick frei in die schön eingerichtete Stube von „Frau Fasnacht“. Und in einem anderen Fenster wird gezeigt, wie es in einem Larvenatelier aussieht. Alles ist bereit. Es fehlt nur noch der Künstler, der auf dem roten Hocker Platz nimmt und mit seiner Arbeit an den Masken, die die Aktiven bei der Fasnacht tragen, weitermacht. Spätestens jetzt stellt man fest, dass dies keine „normale“ Beiz ist, sondern auch ein Museum mit vielen historischen Stücken, die die Basler Fasnacht dokumentieren. 

So wie es draußen beginnt, geht es im Innenbereich weiter. Über der Garderobe grüßt eine ganze Gruppe „Alter Tanten“. An den Wänden hängen Vitrinen mit kunstvollen Keramiken, Figuren aus der Basler Fasnacht. Auf einem Holzbalken, der als Abtrennung fungiert, steht eine Laterne mit zwei Trommlern. Die Laternen sind kunstvoll bemalte, von innen beleuchtete Gebilde, die beim Morgestraich, der nächtlichen Eröffnung der Fasnacht, ganz besonders zur Geltung kommen. Die Bar mit den hohen Hockern ist gestaltet wie ein Waggiswagen, die beim Fasnachtsumzug, dem Cortège, durch die Straßen rollen. Im Gang hängen Lampen in der Form von Basler Trommeln und ein überdimensioniertes Piccolo, die en miniature zur Ausstattung der Pfeifer- und Tambouren-Cliquen gehören, die der Fasnacht in der Innenstadt den unverwechselbaren musikalischen Sound geben. In den hinteren Bereich führt das Museumsgässli. Dort werden alte Larven von 1920–1950 ausgestellt und die erste Umzugsplakette von 1911 mit Originalrosette. Und sogar die seltenen Wachslarven und die Vorgangslarven aus Stoff von 1912 sind vorhanden. Bewundernswert auch die 125 Jahre alten Fasnachtszeedel mit den Versen der Cliquen und Schnitzelbänkler. Die Originallarven der bekanntesten Schnitzelbanksänger und -sängerinnen wie Dr Schorsch, Ankeblüemli, Stachelbeeri, Betty + Bossi, Ständerlampe oder Stickete sind hier ebenfalls zu sehen.

DIe Waggis-Bar

Egal, ob in der Guggemuusig- Egge, an der Waggis-Bar oder beim Blick in die Stube von Frau Fasnacht – in der Fasnachtsstuube gibt es allerhand zu entdecken.

Fasnachts-Leckereien

Da Fasnächtler eher einfach gestrickt und unkompliziert sind, ist es auch die Menükarte. Es gibt eine kleine und übersichtliche Auswahl. Langes Blättern in einem dicken Buch entfällt. Zur Auswahl stehen eine Aufschnitt-/Käseplatte mit frischem Brot, Kartoffel- oder Wurst/Käsesalat, heiße Würstli oder die weit über Basel hinaus bekannten Wacker-Käskiechli. Ganz speziell sind die Läggerli-Frikadellen, Käsefondue, der im Drummelireifen servierte Wurstsalat oder ein Zoggelibrättli.

Die Bierdeckel dürfen in einem solchen Lokal natürlich nicht rund sein. Sie haben die typische Räppliform (Konfetti) mit acht Ecken und tragen die Aufschrift „Fasnachtsstuube, d’Sujet-Beiz in Basel“.

Das Gericht Zoggelibrättli

Das Zoggelibrättli ist die Spezialität von der Fasnachtsstuube in Basel.

„Die Fasnachtsstuube ist kein Lokal, in das man geht, wenn man groß essen will“, erklärt Almi. „Hier gibt es etwas für den kleinen Glust in fasnächtlicher Atmosphäre – das ganze Jahr.“

Ein paar Herren am Nebentisch kommen von einem Firmenausflug. Hier nehmen sie den Apéro, bevor es weiter zum Geschäftsessen geht. „Fasnächtler müssen sich gegenseitig unterstützen“, sagt einer. Die Stuube ist inzwischen gut gefüllt, Almi hat alle Hände voll zu tun. Später kommt noch Verstärkung. Das erste Zoggelibrättli wurde bestellt und neue Gäste treffen ein, die durstig sind. Diskussionen über die Fasnacht entstehen. Das Thema ist das Gleiche wie vor einem Jahr: Findet die Basler Fasnacht statt oder nicht?

Info:
Fasnachtsstuube
Schützenmattstrasse 21, 4051 Basel
Tel.: 0041/6 12 61 35 13
www.fasnachtsstuube.ch
Öffnungszeiten (vorübergehend):
Mi.–Sa. 18–23 Uhr

Fotos: © Marc Gilgen; Beat Eglin