Inspirierte Küche für die Seele – Das Bruggaa im Geroldstal in Oberried Restaurants | 17.10.2024 | Marianne Ambs
Ein Besuch im „Bruggaa“ in Oberried ist kulinarisch ein Vergnügen. Hier erwartet den Gast die „Spaßküche“ von Elias Hegar und Küchenchef Christoph Goesch. Gespeist wird im rustikalen Restaurant oder auf der überdachten Terrasse. Familien, Wanderer, Ausflügler und größere Gesellschaften sind hier gleichermaßen willkommen.
Noch nicht einmal ein Jahr ist das Bruggaa in Oberried geöffnet. Das schlichte Holzhaus aus Schwarzwälder Weißtanne ist einem Boot nachempfunden. Ein Wunsch von Besitzer Martin Hegar, der mit seiner Frau Lucia das Hotel Halde in Hofsgrund betreibt. Die Regie im Bruggaa hat Sohn Elias Hegar übernommen. Er ist in Oberried geboren und nach Wanderjahren zu seinen Wurzeln zurückgekehrt.
Die Geschichte ist verzwickt. Und sie wurde oft falsch erzählt. „Es ist gut, wenn das mal richtiggestellt wird“, sagt Elias Hegar. Wir sitzen auf der überdachten Terrasse, die sich um das gesamte Gebäude zieht. Der erste Herbstnebel lichtet sich gerade. Das Geroldstal zwischen Kirchzarten und Oberried liegt verschlafen da. Im Restaurant Bruggaa hat der Arbeitstag begonnen. Elias Hegar und seine Partnerin und Restaurantleiterin Inga Giesen sind mal im Restaurant, mal in der Küche, mal an der Theke zu finden. Waren werden angeliefert. Auf dem Rasen dreht der Mähroboter seine Runden. In der Küche, wo die Besucherin mit Handschlag begrüßt wird, ist ebenfalls schon Betrieb. Hier hat Küchenchef Christoph Goesch das Sagen. Und es läuft laute Rap-Musik.
Ganz aus Schwarzwälder Weißtanne
„Wir sind ein junges Team mit vielen Ideen“, sagt Elias Hegar, der nach eineinhalb Jahren im elterlichen Betrieb die Verantwortung im Bruggaa übernommen hat. In einem echten Familienbetrieb, denn auch Schwester und Schwager sind im Bruggaa beschäftigt. Elias Hegars Onkel Bernhard Hegar hat mit seinem Bonndorfer Holzhausunternehmen dem Bruggaa seinen Stempel aufgedrückt. „Das ganze Haus ist aus Schwarzwälder Weißtanne“, erklärt Elias Hegar. Das riecht man: Ein leichter Duft nach Holz schwebt über der Terrasse. Im Hintergrund ist das Plätschern des nahen Wasserlaufs zu hören, der Brugga, die dem Restaurant den Namen gegeben hat.
Vor zehn Jahren hat Martin Hegar das Gasthaus zum Löwen vom Vorbesitzer, einem Geschäftsmann aus Abu Dhabi, erworben. Mehr als acht Jahre lang dauerte dann die Planungs- und Bauphase für das „Bruggaa“. Doch die Geschichte hat lange vor dem Kauf des Gasthauses begonnen. Vor der Halde in Hofsgrund waren Martin und Lucia Hegar Wirte im Gasthaus Sternen Post in Oberried. Und Stammgäste im „Löwen“ im Geroldstal. Dann wurde das Gasthaus Löwen an ein Bankinstitut verkauft und die Hegars übernahmen die Halde. Der Polizeichef aus Abu Dhabi erwarb den Löwen von der Bank, scheiterte aber mit seinen Bauplänen an der deutschen Bürokratie. Der Zufall führte den arabischen Unternehmer in die Halde, und so kam es zum Verkauf an die Familie Hegar. In mehreren Planungs- und Bauphasen, bei denen der Denkmalschutz kräftig mitmischte, wurde deutlich: Das Gasthaus war nicht zu retten. „Unter 30 Prozent zu erhaltender Bausubstanz“, habe das Denkmalamt ermittelt, erinnert sich Elias Hegar. Erst dann entstanden die Pläne für das Bruggaa. Das war 2017. Beim Bau des nachhaltigen Holzhauses mussten einige Hürden genommen werden. So wurde, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten, das Restaurant über den Erdboden angehoben, einen Keller gibt es nicht.
Im November 2023 konnte das Bruggaa endlich eröffnet werden. „Von Anfang an haben wir viele Events veranstaltet. Das hat uns zu Beginn geholfen“, berichtet Elias Hegar. Nach einer kurzen Durstrecke Anfang 2024 läuft es seit dem späten Frühjahr richtig gut. „Abends sind wir oft ausgebucht.“ Kein Wunder: Hier sind Wanderer, Radfahrer, Urlaubsgäste und Liebhaber international inspirierter Küche gleichermaßen willkommen. Natürlich auch Menschen, die lieber vegetarisch oder vegan genießen.
Kaffee vom deutschen Röstmeister
Elias Hegar hat im Restaurant Heinzler am See in Immenstaad am Bodensee Koch gelernt. Dann ist er in Asien gereist. Nach einer Station in Hamburg sollte es wieder losgehen. Doch die geplante Reise nach Mexiko und in die USA fiel wegen Corona ins Wasser. Elias Hegar kehrte in den Schwarzwald zurück und machte sich in der Halde nützlich. Bis das Bruggaa geöffnet wurde. Im Bruggaa wolle man „Lust auf gutes Essen“ machen. „Spaßküche“ nennt Hegar das. Gekocht wird mit Produkten vorwiegend aus der Region. Der Ziegenkäse kommt vom Ringlihof in Horben, Gemüse aus der Region bringen die „Frischebrüder“ ins Geroldstal, das Fleisch stammt von der Metzgerei Kaltenbach in Schallstadt, die Schwarzwaldforellen vom Forellenhof Drees. Weitere Partner sind „Büffel Bill“ und die „Günter Coffee Roasters“.Die Rösterei wurde gerade zum Deutschen Röstmeister 2024 gekürt. Neuster Lieferant ist das Piwi-Kollektiv. Philipp Rottmann und Martin Schmidt konnten Elias Hegar und sein Team von einem Crémant aus dem Kaiserstuhl überzeugen. Bisher kam der prickelnde Genuss aus dem Elsass.
Die international inspirierte Karte macht neugierig. Asiatische, orientalische und mediterrane Anklänge sind zu erkennen. Elias Hegar empfiehlt das „Tomahawk-Steak“ für Zwei mit Parmesan-Trüffelpommes oder ein veganes „Hühnchen“ aus orientalischen Linsen, dazu gibt es Baba Ganoush, gegrillten Lauch und Paprikacreme.
Restaurant Bruggaa
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Montag
12 bis 16 Uhr und 17.30 bis 20 Uhr.
Reservierung ist erwünscht.
Geroldstalstraße 1, 79254 Oberried
Tel.: 0 76 61 / 9 75 45-10
www.bruggaa.de
Fotos: © bruggaa Restaurant