Wild & badisch: Restaurant Spielweg im Münstertal GASTRO & GUSTO | 07.08.2020 | Stella Schewe

Hotel Spielweg im Münstertal

Frischer Wind weht durchs Münstertal, seit Kristin und Viktoria Fuchs 2018 das Romantik Hotel Spielweg von ihren Eltern übernommen haben. Die badische Küche wird von asiatischen Aromen flankiert, Auftritte in Kochshows ziehen ein jüngeres Publikum an.

Doch auch Tradition und Heimatliebe werden großgeschrieben. „Wem es hier langweilig wird, dem ist nicht zu helfen“, ist auf der Website des Hotels zu lesen – und wenn Kristin Fuchs mit leuchtenden Augen vom Münstertal erzählt, versteht man, warum. „Wenn ich mit meinem Freund aus Düsseldorf hier spazieren gehe, bin ich die ganze Zeit am Schwärmen: Schau mal, ist dieser Berg da nicht schön? Dieses Tal?“ Sie und ihre jüngere Schwester waren beide lange im Ausland – in den USA, Asien, Afrika –, doch ihre Heimat lieben sie ganz besonders.

Mit vielen Tourentipps zum „Paradies vor der Haustür“ wollen die beiden diese Begeisterung ihren Gästen vermitteln. In sechster Generation führen die jungen Frauen den 1705 in einer Urkunde des nahe gelegenen Klosters St. Trudpert erstmals erwähnten Gasthof; seit 1861 ist er in Händen der Familie Fuchs. Der Familienname ist Programm und zieht sich durch: vom hölzernen Türgriff in Form eines Fuchses über das Motto „fuchsteufelswild“ bis hin zu mit Fuchsmotiven geschmückten Saunatüchern, Schürzen und vielem mehr, was es in dem kleinen Spielweg-Laden zu kaufen gibt.

Aus dem einst unscheinbaren Gasthof ist längst ein gehobenes Land- und Ferienhotel mit 43 Zimmern in verschiedenen Häusern, Pool und Hallenbad sowie einer kleinen, feinen Wellness-Landschaft geworden – gemeinsam gemanagt von aktuell drei Generationen: Oma und Seniorchefin Josefine ist nach wie vor mit von der Partie, genauso wie die Eltern: Vater Karl-Josef bereichert mit von ihm erjagtem Wild sowie selbst gemachtem Brot, Käse und Wurst die Speisekarte, Mutter Sabine steuert Kräuter und Blumen aus ihrem liebevoll gehegten Garten bei.

Weit hinten im Münstertal liegt das Spielweg-Gasthaus (siehe Beitragsbild) samt Hotel, in dem Gastfreundschaft großgeschrieben wird. Darum kümmern sich: Seniorchefin Josefine Fuchs, Koch Johannes Schneider, Vater Karl-Josef Fuchs, die Töchter und Chefinnen Kristin und Viktoria sowie Mutter Sabine Fuchs (von vorne links nach hinten rechts). Und natürlich Fox-Terrier Zorro, der „heimliche Chef“ des Spielweg.

Viktoria, die jüngere der beiden Schwestern, sammelte nach ihrer Ausbildung bei Sterneköchin Douce Steiner im Sulzburger Hirschen Erfahrungen im Ausland und arbeitete anschließend im bayerischen Luxushotel Schloss Elmau. Heute leitet die 29-Jährige die Spielweg-Küche und überrascht ihre Gäste mit außergewöhnlichen Kombinationen: So wird etwa die Hirschkalbskeule im thailändischen Tom Kha-Sud mit Mango, Koriander und frischer Minze serviert. Oder das klassische Ochsenbäckle mit Pappardelle und frittiertem Salbei. Auch leckere vegetarische und vegane Gerichte finden sich heute auf der Karte.

„Was wir servieren, ist eine Liebeserklärung an die ‚wilde’ badische und saisonale Küche“, fasst Kristin Fuchs zusammen. Aus dieser Überzeugung heraus hat sich das Restaurant den Naturparkwirten im Südschwarzwald angeschlossen, die verstärkt regionale Gerichte anbieten und viel bei heimischen Landwirten, Metzgern und Bäckern einkaufen. „Was möglich ist, kaufen wir regional ein oder machen es selbst“, sagt die junge Gastronomin entschieden. Für Aufsehen sorgte diesen Februar die Teilnahme des Spielweg an der Fernseh-Kochshow „Kitchen impossible“ mit Spitzenkoch Tim Mälzer. „Danach ist unsere Homepage zusammengebrochen“, erinnert sie sich. „Auf dieser Welle schwimmen wir immer noch.“

Spielweg Gaststube

Originale von Tomi Ungerer hängen in der nach ihm benannten Gaststube. Der 2019 verstorbene elsässische Künstler war ein Freund der Familie und ihrer ideenreichen Küche.

Wie gut, denn zwischenzeitlich sorgte die Corona-Pandemie für eine neunwöchige Pause – nach den Wintermonaten mit Renovierungen und Modernisierungen. „Gut wirtschaften bedeutet doch auch, dass man Geld, das übrig ist, wieder investiert“, betont die 31-jährige Gastronomin. Neben der Ausstattung der Zimmer ist sie zuständig für den Service, die Rezeption und das Team, bestehend aus 49 Mitarbeitern, 20 Auszubildenden und Aushilfskräften für den Sommer. „Wir mussten Kurzarbeit einrichten, und unsere Mitarbeiter waren natürlich sehr besorgt und hatten Angst um ihren Arbeitsplatz.“

Kreativ durch die Krise

Deswegen sei sie nahezu täglich mit ihnen in Kontakt geblieben. „Offenheit und Kommunikation sind mir wichtig“, betont Fuchs, mit viel Kreativität hätten sie die Krise überstanden. „Als wir schließen mussten, war unser Kühlhaus voll“, erzählt sie: „Wir hatten allein 600 Eier – das brauchen wir normalerweise in einer Woche. Also haben wir Biskuit gebacken und einen To-go-Service fürs Essen gestartet.“ Auch einen Online-Shop gibt es seit Corona, in dem Selbstgemachtes wie Salami, Brot, Käse oder Marmelade verkauft wird. Dank des Newsletters finden die Produkte Anklang in ganz Deutschland.

Ausblick ins Münstertal

Von der Terrasse schweift der Blick zu den Bergen.

Aus Deutschland kommen rund 80 Prozent der Gäste, die übrigen meist aus Holland und Belgien – was zum Überwinden der Krise entscheidend beiträgt. „Mittlerweile ist wieder alles okay“, zieht Kristin Fuchs erleichtert Bilanz. „Urlaub in Deutschland boomt. Die Gäste sind da und wir sind ausgebucht.“ Was nicht bei allen Romantik Hotels der Fall sei, andere etwa hätten sich stark auf Gäste aus Japan konzentriert, die jetzt natürlich ausblieben. Dem Verband der Romantik Hotels gehören persönlich geführte Hotels mit besonderer Küche und historischem Kern an.

„Zu uns kommen Einheimische wie Touristen, unsere Gäste sind wild bunt gemischt, auch, was das Alter angeht. Wenn zwei junge Mädels ein Restaurant führen, verjüngt sich das Publikum automatisch“, so Fuchs. Auch die Einrichtung verjüngt sich: In und um die historischen Stuben und Zimmer tauchen – behutsam arrangiert – immer mehr moderne Elemente und Möbelstücke auf. „Natürlich müssen wir alle tolerant sein“, beschreibt die Juniorchefin den Übernahme-Prozess durch die junge Generation, auch innerhalb der Familie sei Kommunikation ganz wichtig. „In unserer Familie kann sich jeder auf jeden verlassen, wir können aber auch ganz offen diskutieren.“ Was sie eint? „Wir sind alle extrem heimatverbunden“, sagt Kristin Fuchs. „Wir sind gerne in der Welt unterwegs, aber kommen auch gerne zurück nach Hause, denn: Für uns ist das Münstertal der schönste Ort, den’s gibt.“

Info

Romantik Hotel Spielweg
Spielweg 61
79244 Münstertal
Tel.: 0 76 36/7 09-0
www.spielweg.com
Öffnungszeiten:täglich von 12 bis 17.30 und 18.30 bis 21 Uhr

Fotos: © Sebastian Fuchs, Jürgen Gocke