Ein kleines bisschen süchtig: Digitaler Lachyoga-Sportkurs im chilli-Check Gesellschaft | 04.03.2021 | Liliane Herzberg

Digitaler Lachyoga-Sportkurs Lachen, was das Zeug hält: Liliane Herzberg lässt sich vom Elan der anderen anstecken.

Sportkurse sind wegen der Pandemie gestrichen. Zumindest analog. Das Onlineangebot hingegen blüht – auch in Freiburg.Um herauszufinden, ob die Kurse vorm Computer im eigenen Zuhause merkwürdig einsam sind oder ob auch hier hoch motivierte, schwitzende Menschen über die eigenen Grenzen hinauswachsen, hat sich chilliVolontärin Liliane Herzberg in Sportklamotten geschmissen und digitales Lachyoga ausprobiert. So richtig in Fahrt kam sie dabei nicht.

Montagabend, 18.40 Uhr. Ich nehme mir ein bisschen Zeit im Voraus, um den Zoom-Account einzurichten. Die Stunde beginnt um 19 Uhr.  Zumindest für die, die den zuvor erhaltenen Link verstehen und das Meeting-Portal bedienen können. Ist bei mir trotz Puffer nicht der Fall. So betrete ich den Online-Sportraum gediegene zehn Minuten zu spät.

Schnell ist klar, dass sich die Gruppe bereits länger kennt: „In unserem Kurs waren sonst nur Lachclub-Mitglieder, die konnten auch mit den einzelnen Namen der Übungen was anfangen“, bestätigt Kursleiterin Bärbel Hinz-Käfer die Vermutung. Eigentlich hatte sie nicht geplant, ihren Zoom-Kurs auch für Externe anzubieten, weil die Grundlagen und das Wissen über Lachyoga fehlen. „Aber der Bedarf ist mittlerweile so groß, dass ich ein wenig von meinen Prinzipien abgerückt bin.“

Dass es nicht leicht ist, als Anfängerin die digitale Sportstunde zu belegen, merke ich spätestens, als ich meine Arme wild schüttle, damit das Lachen aus meinen Ärmeln fällt. Ich komme mir komisch vor, bei mir will und will nichts rauspurzeln. Lachyoga besteht aus mehreren einzelnen Übungen, die aneinandergereiht sind, die meisten davon überfordern mich ein wenig. „Jetzt lachen wir ohne Stimme für schwierige Situationen“, höre ich die Kursleiterin und freue mich – immerhin das sollte ich hinkriegen.

Digitales Lachyoga

Motiviert: Kursleiterin Hinz-Käfer führt durch die Übungen.

Ursprünglich wurde Lachyoga von dem indischen Arzt Madan Kataria ins Leben gerufen. „Das ging 1989 los, 2002 habe ich ihn kennengelernt auf einem Humorkongress in Stuttgart, und seitdem bin ich quasi dabei“, erinnert sich die Lach-Expertin. Die Übungen wirken befreiend, die Ergebnisse seien bereits spürbar, wenn man im Schnitt 15 Minuten gelacht hat. „Es ist Sport, die Muskeln werden aktiviert, die Atmung intensiviert, das Training der Lunge ist gerade in Corona-Zeiten wichtig.“ Der langfristige Effekt sei aber die Psyche, das erfahre sie auch bei ihren Behandlungen in Psychosomatischen Kliniken. „Die gute Stimmung hält mindestens ein bis zwei Tage an und man wird auch ein klein wenig süchtig.“ Lachclub-Mitglieder zahlen einen geringeren Kursbeitrag – 20 Euro im Monat statt 11,11 Euro pro Stunde – und treffen sich wöchentlich als Gruppe in einem geschlossenen Raum.

Kichern, jubeln, strahlen, was das Zeug hält, weiter geht es mit der heutigen Einheit. „Eine Minute lachen“ lautet eine Übung. Dass es bei mir weiterhin nur ein kurzes Schmunzeln ist, stört niemanden: „Das ist auch okay und ich habe es gar nicht gemerkt“, beruhigt mich die 73-Jährige. Dass die Aufgaben dennoch ihren Zweck erfüllen, ist spürbar. Egal ob echt oder herbeigeführt, ich merke deutlich, wie die Last des vorhergehenden Alltags durch die Lacherei von meinen Schultern fällt. Mein Mitbewohner platzt in die Stunde, macht nichts, denk ich, ich bin entspannt, die anderen sind es auch.

Für Hinz-Käfer lohnt sich der Kurs trotz Pandemie: „Es verändert sich eigentlich nichts. Wenn man sich kennt, ist es genauso persönlich und der Funke springt über.“ Für mich eignet sich der analoge Sport mehr. Keine Ablenkung, keine Zoom-Schwierigkeiten, stattdessen ein fester Termin in der Woche. Aber um lokale Sportdienstleister zu unterstützen, lohnt es sich allemal, die ungewohnten Rahmenbedingungen in Kauf zu nehmen. In meinem Fall nächstes Mal dann das gute alte Standard-Yoga.

Fotos: © Liliane Herzberg