Mehr Gutes, weniger Quatsch: Die Langzeitformel gegen Karies und Co. Gesund & Fit | 09.01.2021 | Stella Schewe

Gemüse

Angst vor dem Zahnarzt – das muss nicht sein, sagen Johan Wölber und Christian Tennert. In ihrem Buch „Die Ernährungszahnbürste“ beschreiben die beiden Zahnärzte aus Freiburg und Bern, was die richtige Ernährung für die Zähne bewirken kann.

„Haben Sie schon mal einen Affen mit Zahnbürste gesehen?“ Mit dieser Frage leiten Wölber und Tennert das Thema ein, das ihnen am Herzen liegt: die Ernährung – aus ihrer Sicht der Schlüssel zur Gesundheit, auch der Zahngesundheit. Mundhygiene alleine sei bei weitem nicht ausreichend, so das Fazit der beiden, denn: Zahnpasta mit Fluorid, Zahnseide und professionelle Zahnreinigung kaschierten nur die Folgen einer nicht artgerechten Ernährung – das eigentliche Übel jedoch packten sie nicht an der Wurzel. Sein Name? Zucker!

Natürlich löse Zucker zunächst ein Glücksgefühl aus, einen „kleinen Zufriedenheitsschub“ – darum weiß auch Wölber, der am Freiburger Universitätsklinikum praktiziert. Zumindest erinnert er sich noch daran, denn seit zehn Jahren hat er Zucker aus seinem Ernährungsplan gestrichen; genau wie sein Kollege Tennert, der mit ihm in Freiburg lange zusammmenarbeitete und seit vier Jahren in Bern forscht und lehrt . Damals wollten beide Gewicht verlieren und starteten das „Experiment Zuckerentwöhnung“ – kein leichtes, wie sich herausstellen sollte. „Ich hatte regelrecht Entzugserscheinungen, war nervös, leicht aggressiv.“ Aber sie hätten beide stark abgenommen, erzählt der 40-Jährige, und heute fühle er sich viel energetischer. „Ich bin nicht mehr so müde, weniger infektanfällig und habe weniger Stimmungsschwankungen.“

Doch zurück zu den Zähnen: Bislang habe man die Schuld für Karies, die „häufigste chronische Erkrankung“, immer den Bakterien zugeschoben und gesagt „Putz dir gut die Zähne“. Rund 60.000 Zahnärzte seien in Deutschland damit beschäftigt, Schäden an Zähnen zu behandeln, vorzubeugen oder auch fehlende Zähne zu ersetzen, schreiben die beiden Experten, ihre Ausbildung sei eine „zum bohrenden und reparierenden Zahnarzt“ gewesen. Deswegen hätten sie das Buch geschrieben: „Da war auch eine ordentliche Portion Wut dahinter“, so Wölber. „Es ist doch verrückt, wenn man nichts macht.“

Christian Tennert und Johann Wölber

Setzen sich kritisch mit ihrer Zunft aus­einander: die Zahnärzte und Buchautoren Christian Tennert und Johann Wölber (v.l.).

„Zahnärzte sollten zuerst mal sagen, ‚Hey, verändere deine Ernährung‘“, fordert er. Dazu gehöre, „das Thema Zucker anzugehen“, also den Zucker-Konsum zu reduzieren oder noch besser einzustellen, aber auch, sich vorwiegend pflanzenbasiert zu ernähren. „Hier gibt es so tolle Gemüse- und Obstsorten“, schwärmt er. „Das Beste wäre, nur wie früher am Sonntag Braten zu essen“ und sich sonst möglichst bunt und vegetarisch zu ernähren: etwa mit grünem Blattgemüse wie Grünkohl, Brokkoli, Spinat oder Salat, in dem viele antientzündlich wirkende Mikronährstoffe steckten. Empfehlenswert seien auch zwei Portionen Seefisch pro Woche oder ersatzweise Algenöl, zwei Kiwis, eine Paprika oder eine Orange pro Tag für die Vitamin-C-Versorgung, Vitamin D – das durchaus auch in Tablettenform – und natürlich, der Ballaststoffe wegen, viele Vollkornprodukte.

Das alles zählt Wölber auf, ohne dogmatisch zu wirken. Anstatt mit Verboten zu arbeiten, sei eine vernünftige Dosis wichtig. „Essen Sie lieber mehr und das Richtige, als sich zu gängeln.“ Zum Beispiel erst mal eine Banane vor dem Glas Cola. „Je mehr der Magen voll ist mit Gutem, desto weniger Quatsch geht hinein.“ Seine Empfehlung zum Schluss: „Auf das Positive achten. Jeder Schritt in diese Richtung ist gut.“

Ernaehrungszahnbuerste

Die Ernährungszahnbürste 
von Johann Wölber & Christian Tennert
Verlag:
Unimedica im Narayana
220 Seiten, Hardcover
Preis: 26,99 Euro

 

 

 

Fotos: © Pixabay, Conny Ehm, Zahnärzte für Niedersachsen