Horche Se mol!: „Demokratie und Politik erklären“ Horche se mol | 07.02.2022 | Erika Weisser

Prof. Dr. Michael Wehner

Vor 50 Jahren wurde die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB BW) gegründet. Prof. Dr. Michael Wehner, seit 1991 Leiter der Außenstelle Freiburg, über pädagogische Grundsätze und inhaltliche Ziele dieser Einrichtung.

Lust auf REGIO: In der Jubiläumsschrift ist der Beutelsbacher Konsens als Grundlage der politischen Bildung genannt. Was ist darunter zu verstehen?
Prof. Dr. Michael Wehner: Der Beutelsbacher Konsens besteht im Wesentlichen aus zwei Prinzipien: Da ist zum einen das Kontroversitätsgebot, nach dem die unterschiedlichen Gesichtspunkte der Themen, die in der Gesellschaft diskutiert werden, in unseren Veranstaltungen abgebildet sein müssen – solange die Positionen im Einklang mit dem Grundgesetz stehen. Das zweite Prinzip ist das Indoktrinationsverbot. Es bedeutet, dass vor allem in der schulischen Arbeit Lehrende ihren Autoritäts- und Wissensvorsprung nicht ausnützen dürfen, anderen ihre Welt-
anschauung überzustülpen.

Lust auf REGIO: Haben sich Themen oder Methoden in Ihren 30 Jahren als Leiter der Freiburger „Filiale“ verändert?
Prof. Dr. Michael Wehner: Inhaltlich hat sich gar nicht so viel verändert. So war etwa auch in den 90ern in der Folge der Wiedervereinigung der Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit ein Thema wie heutzutage auch. Die Grundaufgaben sind letztendlich immer die gleichen, nämlich, Demokratie und Politik zu erklären, Menschen aufzuklären und sie zu ermutigen, sich für ihre Belange einzubringen. Natürlich haben sich die Formate verändert – die Digitalisierung hat dazu geführt, dass wir in den Social Media mittlerweile genauso aktiv sind wie in Bildungsveranstaltungen vor Ort. Die Themen haben mitunter auch Konjunkturen, so haben etwa frauenpolitische Inhalte anfangs noch eine stärkere Rolle gespielt als heute – und Klimawandel und Nachhaltigkeit haben aktuell eine größere Wucht als früher.

Lust auf REGIO: Seit wann gibt es die Außenstelle Freiburg?
Prof. Dr. Michael Wehner: Die Freiburger Einrichtung ist älter als die Zentrale, deren Geschichte dezentral verlief. Die ersten „Bürger im Staat“-Vereine haben sich in Freiburg und anderen Städten schon Ende der 1950er-Jahre gegründet. Diese arbeiteten ehrenamtlich und wurden durch öffentliche Mittel gefördert und 1972, als man die Bedeutung der politischen Bildung erkannte, zur Landeszentrale zusammengefasst.

Foto: © Alex Dietrich