Punkten mit „Mad Skills“: Verrückte Fähigkeiten Ausbildung & Arbeit | 21.06.2024 | Jessica Kliem (dpa)/BZ

Auf dem Bild ist ein Mann der tanzt und auf einem Arm balanciert Helfen bei Bewerbungen: ungewöhnliche Hobbys

Hard Skills, Soft Skills, Mad Skills: Letztere kennt ihr nicht? Dann wird es Zeit, mehr zu erfahren. Denn womöglich habt ihr diese – und könnt sie künftig bei Bewerbungen nutzen.

Lesen, Kochen, ins Theater gehen: Interessen wie diese können Bewerber und Bewerberinnen im Lebenslauf angeben. Und: Menschen, die in ihrer Freizeit nicht ganz alltäglichen Hobbys nachgehen, die passionierte Sportler sind, sich Sprachen beibringen oder ein interessantes Steckenpferd haben, können davon im Job profitieren – und im Bewerbungsverfahren.

Denn oft haben sie Mad Skills, wortwörtlich übersetzt: verrückte Fähigkeiten. „Mad Skills sind im Grunde genommen Soft Skills, die selten sind“, sagt Marlene Pöhlmann, Managing Director beim Personalvermittler Robert Half. „Das heißt, ungewöhnliche Fähigkeiten, die man durch Lebenserfahrungen, soziales Engagement, Freiwilligenarbeit, aber auch durch Hobbys wie Reisen und Sport erlernt.“

Von den Soft Skills unterscheiden sie sich laut Linkedin-Karriere­expertin Gaby Wasensteiner wie folgt: „Das sind Fähigkeiten, die besonders sind und mit denen ich mich hervorheben und auch hervorstechen kann unter anderen Bewerbern. Oder die speziell ich dem Team hinzufügen kann.“ Und diese Mad Skills, so sagt es Pöhlmann, würden derzeit relevanter in Einstellungsprozessen: „Es sind nicht die Haupteinstellungskriterien, aber die Zahl der Unternehmen, die diese Fähigkeiten im Auswahlprozess einbeziehen, steigt.“ Schließlich sage es etwas über jemanden aus, wenn er nach Feierabend und an Wochenenden Triathlon-Trainings absolviere. Und wer im Vorstellungsgespräch für einen Vertriebsjob von Marathonläufen erzählt, kann glaubhaft sagen: „Ich weiß, wie es ist, die Extrameile zu gehen. Und die Ambitionen habe ich natürlich auch im Beruflichen“, so Pöhlmann.

Über die Abfrage von Mad Skills könnten sich Arbeitgeber auch einen diverseren Talent-Pool aufbauen. Und sie können etwas über die Entwicklungsmöglichkeiten erfahren nach dem Motto: Wer in seiner Freizeit eine komplizierte Sprache gelernt hat, kann sich vielleicht auch in neue Arbeitsbereiche rasch einfuchsen. Haben Personalverantwortliche die Auswahl zwischen zwei ansonsten gleich qualifizierten Bewerber*innen, könnten Mad Skills dann den entscheidenden Unterschied machen, sagt Pöhlmann. „In der IT-Abteilung ist es natürlich wichtig, dass sich jemand mit den technischen Skills auskennt. Da sind Mad Skills vielleicht nicht entscheidend“, so die Personalexpertin. „Aber wenn wir in eine leistungsorientierte Firma schauen, die den Schwerpunkt im Vertrieb hat, kann ein Mad Skill schon entscheidend sein.“ Ein Beispiel: Spielt man gerne Theater, kann das für einen Beraterjob hilfreich sein, wenn man gelernt hat, selbstbewusst vor Menschen zu sprechen. Im Anschreiben sei es dann sinnvoll, genau darauf einzugehen und die eigenen Präsentationsfähigkeiten zu betonen.

Oder wer als Rettungstaucher aktiv ist, weiß gut mit Krisensituationen umzugehen und kann schnell Entscheidungen treffen. Allerdings: „Soft Skills und Hard Skills sind nach wie vor die entscheidenden Punkte“, sagt Pöhlmann. „Mad Skills sind das Add-on.“ Oder wie Wasensteiner es nennt: „Die Kirsche auf der Torte.“

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