Work-Life-Balance? Nicht die Nummer 1 – IHK-Analyse zeigt Wünsche von Berufsschüler*innen Ausbildung & Arbeit | 20.01.2025 | f79

Mann vor Sonnenuntergang Zuversicht: Viele Berufsschüler*innen sind guten Mutes.

Verwöhnt, faul und ständig nur am Handy – die Generation Z genießt nicht den besten Ruf. In ihrer vermeintlich mangelnden Arbeitsmoral sehen einige Ökonomen sogar eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort. Was ist dran an solchen Klischees? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein hat junge Menschen an sämtlichen Berufsschulen im Kammerbezirk befragt. Herausgekommen ist ein differenziertes Bild mit einigen Überraschungen.

Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Auf diese allgemeine Frage antwortete die Mehrheit (51 Prozent) der Befragten mit „eher zuversichtlich“. Bei nur 6 Prozent überwiegt der Pessimismus, während der Rest mit gemischten Gefühlen nach vorne schaut.

Auch nach ihren Ängsten wurden die zwischen 1998 und 2007 geborenen Berufsschüler*innen gefragt. Ganz oben steht die Angst vor einem Krieg in Europa (47 Prozent), gefolgt von schweren Krankheiten (43) und der schlechten Wirtschaftslage (37).

Sorgen bereiten einem Teil der jungen Menschen laut Umfrage auch Terroranschläge (36), Zuwanderung (26), Klimawandel (20) und Ausländerfeindlichkeit (18). Nach der Ausbildung keinen Arbeitsplatz zu finden, bekümmert 14 Prozent.

Auf die Frage, was ihnen wichtig im Leben sei, gaben die meisten (74 Prozent) an, einen zuverlässigen Partner zu haben. Gute Freunde sind 72 Prozent wichtig. Das Leben in vollen Zügen zu genießen, wünschen sich 59 Prozent. Viel Geld zu verdienen, steht bei 49 Prozent hoch im Kurs. Verhältnismäßig wenig Wert legen die Befragten hingegen auf ein umweltbewusstes Verhalten im Alltag (9 Prozent), und politisch engagieren wollen sich lediglich 7 Prozent.

Ihre eigene finanzielle Lage bewerten 42 Prozent als gut bis sehr gut, 24 Prozent als schlecht bis sehr schlecht. Jede vierte befragte Person bessert ihr Gehalt mit einem Nebenjob auf – bei 80 Prozent liegt der Aufwand bei unter zwanzig Stunden pro Woche, bei 20 Prozent darüber. Nach ihrer Wohnsituation befragt, gaben 78 Prozent der Auszubildenden an, noch bei ihren Eltern zu leben.

Die Generation Z, so hört man oft, lege mehr Wert auf Freizeit als auf Karriere. Die IHK-Umfrage kann dieses Klischee nicht bestätigen. Zwar antworten 43 Prozent der Befragten, bei der Berufswahl auch auf die Work-Life-Balance zu achten. Doch höher rangieren andere Themen: ein guter Verdienst (76 Prozent), ein angenehmes Arbeitsklima (69), eine sinnvolle Arbeit (57), ein nahegelegener und sicherer Arbeitsplatz (55) und kompetente Chefs (48).

Um sich über die Ausbildung zu informieren, nutzen 41 Prozent der Befragten gezielt auch die sozialen Medien. Von Interesse sind vor allem Finanztipps (49 Prozent) und Weiterbildungsmöglichkeiten (43). Die beliebtesten Plattformen für Azubis sind Instagram (64 Prozent), YouTube (51) und TikTok (42). Fast ohne Relevanz ist Facebook (4).

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