Speditionskaufleute sind die "Architekten des Transports" KARRIERE & CAMPUS | 22.10.2016

Ein Fruchtimporteur aus Süddeutschland ordert eine Ladung Bananen aus Afrika. Um die Waren sicher und termingerecht ans Ziel zu bringen, sind Fachleute gefragt. Als »Architekten des Transports« bezeichnet Stefan Sass vom Verein Hamburger Spediteure die Spezialisten, die täglich unzählige Tonnen von Gütern aller Art weltweit bewegen.
 
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„Die offizielle Berufsbezeichnung lautet Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung“, so Barbara Rauch vom Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV). Beide Branchen sind eng verbunden. Spediteure bewegen Güter, Logistiker steuern den gesamten Warenfluss einschließlich des Transports. Wer sich für diesen Beruf interessiert, muss gute Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch haben. Kenntnisse in Erdkunde schaden ebenfalls nicht, denn die Arbeit in der Speditionsbranche ist international. Viele Betriebe stellen bevorzugt Bewerber mit Realschulabschluss oder Abitur ein. Wichtig sind außerdem gute Umgangsformen. Schließlich gehört Kundenkontakt zum Beruf.
 
Die Ausbildung dauert drei Jahre und erfolgt in Betrieb und Berufsschule. Die angehenden Kaufleute lernen, wie Waren auf dem schnellsten und billigsten Weg an den Zielort gelangen. „Dazu müssen sie Frachtraum einkaufen und im Voraus dafür sorgen, dass die Güter eventuell zwischengelagert und umgeschlagen werden“, erklärt Elke Schneider, beim DSLV für Aus- und Weiterbildung zuständig.
 
Speditionsunternehmen sind Reisebüros des Güterverkehrs. Die Kaufleute informieren sich über Flugrouten, Bahnstrecken, Schiffsverbindungen und Angebote der LKW-Unternehmen sowie die jeweiligen Preise, ehe sie das entsprechende Angebot für den Kunden kalkulieren. Die Mitarbeiter kennen die einschlägigen Zollbestimmungen, Verhältnisse an den einzelnen Umschlagplätzen und die Höhe der Transportversicherungen. Sie müssen dabei global denken und Organisationstalent haben. Die Fachkräfte für Spedition und Logistik arbeiten weitgehend mit dem Computer und sind mit der Welt per Internet, Fax und Telefon verbunden. Fundierte Fremdsprachenkenntnisse sind deshalb wichtig: Englisch ist ein Muss, weitere Sprachen sind bei vielen Arbeitgebern willkommen. Oft wird in der Speditions- und Logistikbranche unter Zeitdruck gearbeitet.
 
Schichtarbeiten können je nach Unternehmen anfallen. Auch wenn ein Kaufmann vorwiegend im Büro sitzt, muss er gelegentlich Waren vor Ort kontrollieren. Das können Lagerhallen sein oder Hafenanlagen und Schiffe. Das reibungslose Funktionieren der Speditionsbranche ist für weite Bereiche der Wirtschaft von großer Bedeutung. Fabriken sind auf eine pünktliche Lieferung von bestellten Waren angewiesen, aus Kostengründen hält kaum ein Unternehmen noch größere Lagerbestände für die Produktion vor. Trifft der Nachschub nicht zeitgerecht ein, kann nicht gearbeitet werden.
 
Im Jahr 2015 wurden mehr als 14.000 neue Ausbildungsverträge geschlossen. 43 Prozent der Azubis sind weiblich, Tendenz steigend. Der Beruf ist keine Männerdomäne mehr. Außerdem gibt es in der Branche gute Aufstiegsmöglichkeiten. Durch Weiterbildung kann nach drei Jahren die Prüfung zum Verkehrsfachwirt Spedition oder zum Fachkaufmann für Außenwirtschaft abgelegt werden. Fachhochschulen bereiten mit dem Abschluss Bachelor oder Master auf Führungsaufgaben in diesem Bereich vor.
 
Text: Volker Huber (BZ) / Foto: © dpa
 
Weitere Infos unter www.spediteure.de