Stilles Projekt, laute Autoren: Drei Freiburger Studenten gründen einen Verlag KARRIERE & CAMPUS | 11.11.2017 | Jasmin Bantle & Vivian Brozio

Einen passenden Verlag zu finden, ist für junge Autoren oft schwierig. Das wollen Jan von Berg, Marc Djahangard, Tobias Rümmele (v.l.n.r.) ändern. Die drei Freiburger Studenten wagen den Schritt und gründen den StillerVerlag.

Die drei Jungautoren sind sich sicher: „Unser Verlag wird eine radikale Alternative zu konventionellen Verlagen.” Jung, unabhängig, hungrig und intensiv. Er habe den Anspruch, etwas verändern zu wollen.

Seit der Schulzeit in Marbach kennen sie sich. „Wir waren damals gute Kumpels, aber eher am Kiffen als am Schreiben interessiert”, sagt der 22-jährige Philosophiestudent von Berg.

„Seit wir uns in Freiburg wieder getroffen haben, hängen wir viel miteinander ab”, sagt der 23-jährige Germanistikstudent Rümmele. „Tobi hat schon lange Zeit selbst geschrieben. Er hat uns zwei ermutigt, unsere Ideen aufs Papier zu bringen. Ich hab dann irgendwann angefangen, meinen jetzigen Roman zu schreiben, als ich auf den Fernbus gewartet habe”, sagt von Berg und grinst. „Davor habe ich nur Rap-Texte geschrieben und Marc Kurzgeschichten und Gedichte. Das hat sich aber ziemlich schnell entwickelt, jeder hat sich an die Grundrisse seines Buches gemacht.”

Fast jeden Abend haben sie sich auf ein paar Bierchen oder einen Kaffee getroffen, sich ausgetauscht, inspiriert, kritisiert. „Ja, und im April haben wir uns entschlossen, einen kleinen Verlag zu gründen.”

Die Idee dahinter? „Wir wollen eine unabhängige Plattform für unsere Werke schaffen und aufzeigen, dass die Menschen immer mehr in digitalisierten Schwachsinn abdriften”, so Djahangard.

Die Augen der drei funkeln. Sie wollen mit ihren Romanen vor allem Gleichaltrige ansprechen und zum kritischen Denken anregen. Die Themen der Romane drehen sich um Freiheit, Liebe, Melancholie, Weltschmerz, Selbstsuche und radikale Gesellschaftskritik.

Der StillerVerlag soll jungen Schriftstellern die Chance bieten, ihre Werke herauszubringen. „Wenn man uns ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt und wir eine Leserschaft aufbauen, wäre es für junge Menschen die perfekte Gelegenheit, ihre Literatur zu veröffentlichen. Überleg mal, du hast gemeinsam aus dem Nichts etwas geschaffen, hältst etwas in den Händen. Das ist genial!”, sagt von Berg.

Still klingt das nicht. Warum also der Name? „Einerseits haben wir alle mit großer Begeisterung den Roman Stiller von Max Frisch gelesen”, sagt Rümmele. Andererseits spiele der Name auf die Grundausrichtung des Verlags an: „Wir schreiben im Stillen, wir agieren im Verborgenen”, betont er. Sie wollten nicht durch krachenden Lärm auf sich aufmerksam machen, wie es zu häufig der Fall sei.

Ein Logo haben sie entworfen. Der nächste Schritt? „Den Verlag gründen wir, wenn der Erste von uns sein Buch fertig hat. Also mit hoher Voraussicht nach ich”, sagt von Berg und lacht. „Dann melden wir unser Gewerbe an, erledigen den bürokratischen Kram und machen einen mehrwöchigen Roadtrip.” Mehr als 3000 Kilometer quer durch Deutschland wollen sie zurücklegen. An Unis, Plätzen und in Kneipen möchten sie Plakate aufhängen, Flyer verteilen, Bücher verkaufen.

Die Jungautoren wandeln so stille Gedanken in lautstarke Botschaften um. Ihr Projekt wurde in Zigarettenqualm und Kaffeedampf geboren. In dieser Wolke soll er seinen Weg bestreiten – still und laut zugleich.

Foto: © Jasmin Bantle