Jenseits vom Mainstream: Seit elf Jahren wird das KoKi für sein Jahres­programm ausgezeichnet Kinonews | 18.11.2017 | Erika Weisser

Im Kommunalen Kino gibt es Filmkunst und außergewöhnliche Filmformate, die man nirgendwo anders in Freiburg zu sehen bekommt“, sagt Geschäftsführerin Neriman Bayram (2. v. l.).

Und sie hat recht: Wo gibt es schon Vorführungen, bei denen die Zuschauer, bis auf ein paar Pausen, 12 Stunden am Stück in Kinosesseln sitzen, dennoch gebannt dem Geschehen auf der Leinwand folgen – und die Zeit vergessen? Die experimentierfreudigen Cineasten von der Programmkommission des kleinen Filmtheaters im alten Wiehrebahnhof haben im Juli 2016 mit „Chamissos Schatten“ einen solchen Versuch gewagt – und gewonnen: Das Kino war voll an dem Sonntag, als Ulrike Ottingers poetische Filmreise lief – selbst beim anschließenden Gespräch mit der berühmten Filmemacherin und Künstlerin.

Solche Filmgespräche und spartenübergreifende Programme mit Ausstellungen, Workshops, Lesungen, Symposien und Performances sind fester Bestandteil dieses einzigen nichtkommerziellen Kinos in Freiburg. Kuratierte Filmreihen, Werke der deutschen und internationalen Filmgeschichte, Weltkino, Werkschauen, Kinderkino mit Begleitprogrammen, transkulturelle Projekte, Produktionen von Freiburger Filme­machern, Experimentalfilme, und vielfältige Kooperationen in der Stadt, Stummfilmkonzerte und das international beachtete Filmfestival „freiburger film forum“ gehören ebenfalls zum Profil. Für die Übereinstimmung von Profil und Programm ist ein ambitioniertes, aus sechs hauptamtlichen, zehn ehrenamtlichen und mehreren freien Mitarbeitern bestehendes Team zuständig. Sie alle seien, freut sich Bayram, nicht nur mit hoher Kompetenz, sondern auch „mit viel Herz, Engagement und Enthusiasmus dabei“, auch wenn „die intensive Arbeit manchmal an unsere Grenzen geht“.

Das Ergebnis dieser Arbeit kann sich indessen sehen lassen. Und preisen: Anfang November wurde den Kinomachern für ihr Jahresprogramm von 2016 der jährlich „für herausragende Programme und kontinuierliches Engagement für eine anspruchsvolle Kinokultur in Deutschland“ vergebene Kinopreis des Kinematheksverbundes und des Bundesverbandes Kommunaler Filmarbeit verliehen. Nicht zum ersten Mal: Seit der ersten Auszeichnung für das Jahresprogramm von 2005 ging jedes Jahr ein Preis an das Kommunale Kino.

Dies, betont Neriman Bayram, bedeute jedoch nicht, dass es sich bei der Preisvergabe um einen „Selbstläufer“ handle: „Die Preiswürdigkeit muss jedes Jahr neu erarbeitet werden – durch konstante Qualität auf hohem Niveau.“ Sie müsse sich außerdem vor der Konkurrenz beweisen: Im Bundesverband seien mehr als 140 Kommunale Kinos, nicht gewerbliche Film-Initiativen und studentische Film-Clubs vertreten und viele von ihnen nähmen, wenn auch nicht regelmäßig, an der Ausschreibung des Kinopreises teil. Es habe also schon eine besondere Bedeutung, jedes Jahr unter den Gewinnern zu sein. Sie betrachtet dies auch als Auftrag: Das Kommunale Kino, das „ästhetischen Wagemut mit politischer Relevanz verbindet“, solle bleiben, was es in den 44 Jahren seiner Existenz war: ein weltoffenes Kino für alle.

Infos

Kommunales Kino im alten Wiehrebahnhof
Urachstraße 40, 79102 Freiburg
0761/4598000; kino@koki-freiburg.de

www.koki-freiburg.de

Foto: © KoKi