Kinotipp: „Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden – Müllpresse und Hundefutter“ Kinonews | 24.08.2020 | Erika Weisser

Filmausschnitt Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden

Zunächst ist an Helga nichts Ungewöhnliches festzustellen. Denn die Tatsache, dass sie ihren bei einer höchst zweifelhaften Beschäftigung ertappten Ehemann in einem psychiatrischen Sanatorium in Nordspanien unterbringt, liegt durchaus im Bereich des Gewöhnlichen, ist zumindest eine naheliegende, nachvollziehbare Reaktion.

Auf der Rückfahrt mit dem Zug nach Madrid wird sie – und damit das Kinopublikum – freilich mit verborgenen Schichten ihrer Persönlichkeit und möglicherweise absichtlich zugeschütteten Erinnerungen konfrontiert, von denen bis zum Ende des Films nicht klar wird, ob es sich dabei um wirkliche Begebenheiten im Leben der Verlegerin handelt oder um Träume und ihre Deutungen. Denn der Mitreisende, der mit ihr ins Gespräch kommt und sich als Psychiater ausgibt, bringt in ihr mit grenzwertigen Patientengeschichten, in denen Müllpressen und Hundefutter eine Rolle spielen, ungeahnte Saiten zum Schwingen.

Sehr, sehr schwarze und zuweilen beklemmende Arthaus-Komödie.

Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden
Spanien 2019
Regie: Aritz Moreno
Mit: Polar Castro, Luis Tosar u. a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 103 Minuten
Start: 20. August 2020

Foto: © Neue Visionen