Sie durchbricht Mauern des Schweigens: Filmemacherin Haifaa Al Mansour Kinonews | 06.11.2016

Alle zwei Jahre vergibt die Freiburger Kant-Stiftung den mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Immanuel-Kant-Weltbürgerpreis an „Persönlichkeiten, die sich mutig und unbestechlich für Frieden, Völkerverständigung und Rechtsstaatlichkeit einsetzen“, wie es in den Richtlinien des Kuratoriums heißt.

Die diesjährige Entscheidung passt gut zu Freiburgs Ruf als Deutschlands Kinostadt Nr. 1. Denn der Preis geht heuer zu gleichen Teilen an zwei Filmemacher, die hier auch noch besonders verehrt werden: Jafar Panahi aus dem Iran, dessen „Taxi Teheran“ beim Freiburger Filmfest 2015 für einen komplett ausverkauften Mensagarten sorgte. Und Haifaa Al Mansour aus Saudi-Arabien, deren Film „Das Mädchen Wadjda“ beim Filmfest 2013 gar den Freiburger Publikumspreis gewann.

Sie durchbricht Mauern des Schweigens: Filmemacherin Haifaa Al Mansour

Sie durchbricht Mauern des Schweigens: Filmemacherin Haifaa Al Mansour


Da Jafar Pahani
in seiner Heimat unter Hausarrest steht und mit einem Berufs- und Reiseverbot belegt ist, konnte er diese angesehene Auszeichnung nicht persönlich entgegennehmen; seine Tochter wird sie überbringen. Ebenso wie die Grüße von Haifaa Al Mansour, die den Regisseur und Berlinale-Gewinner von 2015 als einen wichtigen Lehrer bezeichnete. Der Weltbürgerpreis, sagte sie in ihrer Dankesrede, bedeute ihr viel, zumal sie während ihres Studiums in Kairo mit dem Werk und aufklärerischen Geist Immanuel Kants in Berührung gekommen sei.

Ihr Film, sagte sie tags darauf bei dessen Sondervorführung in einem voll besetzen Kinosaal des Friedrichsbaus, sei „kein anklagender Film“, sondern einer, der Hoffnung machen solle. Hoffnung auf ein Leben ohne Religionspolizei und ohne anachronistische Gesellschaftsstrukturen. Mit gleichen Rechten für Frauen und Männer. Und irgendwann auch mit Kinos. Die sind in Saudi-Arabien nämlich verboten.

Text: Erika Weisser / Foto: © Koch Film, Pretty Pictures