Ode und Anklage – „Über die Unendlichkeit“ im Kino Kinonews | 17.03.2020 | Erika Weisser

Filmausschnitt von Über die Unendlichkeit

Der Film ist wie ein unlogischer, surrealer Traum, dessen einzelne Szenen nur lose miteinander zu tun haben – und doch irgendwie zusammenhängen.Selbst die Farben der rund drei Dutzend Vignetten sind traumhaft blass; ihre Bilder schweben wie im Schlaf oder in halbwachem Zustand durch das Bewusstsein, eröffnen Assoziationsräume.

Auch die Inhalte der kurzen Episoden wirken surreal: Hier schwebt ein eng umschlungenes Paar über das kriegszerstörte Köln. Da hat ein Priester wiederkehrende Alpträume, die ihn selbst als Christus zeigen, der mühevoll sein Kreuz durch die steilen Straßen einer Stadt schleppt. Dort ziehen deutsche Wehrmachtstruppen durch die Schneewüste Sibiriens. Während eine Frau bei einer Verabredung einfach ein Glas Champagner trinkt.

Pragmatisch und unsentimental kommentiert eine weibliche Erzählstimme das Geschehen, das Großartiges neben Alltägliches, Historisches neben Erstaunliches stellt – in Anderssons unverwechselbarer Handschrift. 

 

Über die Unendlichkeit
Schweden 2019
Regie: Roy Andersson
Mit: Martin Serner, Jessica Lothander u. a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 78 Minuten
Start: 19. März 2020

 

 

Foto: © Neue Visionen