Verlosung: 3×2 Kinokarten für Tel Aviv on Fire Kinonews | 09.07.2019 | ewei

Film Tel Aviv on Fire

Der nicht mehr ganz taufrische israelische Palästinenser Salam hat seinen Platz im Leben noch nicht gefunden. Ziemlich ziel- und planlos stolpert er darin – und auch im Film – herum. Doch nur eine Zeitlang – dann verhelfen ihm ausgerechnet seine zerstreute Abgedrehtheit und eine fürchterlich kitschige Seifenoper auf die Sprünge und zu einem neuen Selbstbewusstsein.

Der notorische Loser hat dank seines Onkel nämlich einen minimalen Job ergattert: Dieser ist Produzent einer in Ramallah gedrehten, ständig fortgeschriebenen und bei Israelis und Palästinensern gleichermaßen höchst beliebten Fernsehserie, die eine plumpe Agentenschichte zur Zeit des sich anbahnenden sechs-Tage-Kriegs von 1967 zum Inhalt hat. Und Salam, der in Israel wohnt, ist zuständig für die korrekte Ausdrucksweise und die richtige Aussprache des Hebräischen. Diese Sprache muss eine Schauspielerin lernen, die im Film im Film eine mit der Sache der Araber sympathisierende Französin spielt, die einen israelischen General ausspionieren und sich zu diesem Zweck als Jüdin ausgeben und ihn bezirzen soll.  

Zum Ärger der Drehbuchautorin findet der Sprachberater einige Formulierungsfehler in deren Manuskript und nimmt es zur Überarbeitung mit nach Hause. Und überrascht das Team anderntags mit einer neuen, eigenen Version der nächsten Folge. Diese Version ist indessen gar nicht so eigen: In Salams Auto wurde, als er den israelischen Checkpoint passierte, das lose herumliegende Buch als verdächtig befunden und Assi, dem diensthabenden Kommandeur vorgelegt. Zwar kann Salam den Fall aufklären, doch der Offizier will ihm das Manuskript nur aushändigen, wenn er verspricht, es in seinem Sinne umzuschreiben und antizionistische Passagen zu streichen.

zwei Männer Untrhalten sich aus dem Film Tel Aviv

Dabei geht es Assi weniger um die große Politik als um seine Frau. Diese ist – wie fast alle Verwandten und Nachbarn, restlos begeistert von der Serie und hofft gar auf ein Happy End für den General und die Spionin. Und der von seinem Job frustrierte Assi hat das Bedürfnis, ihr zu imponieren, indem er ihr den weiteren Verlauf der Geschichte vorhersagt. Und so feilen die beiden täglich an dem Drehbuch, zu dessen Autor Salam inzwischen aufgestiegen ist: Die ursprüngliche Schreiberin hat das Team verlassen, als Salams Vorschläge und teilweise abstrusen Wendungen mehr Anklang fanden als ihre. Außer beim Produzentenonkel, der findet, dass die Geschichte inzwischen richtig zionistisch ist.

Sie – und damit der Film um den Film – ist freilich weder zionistisch noch antizionistisch. Die „fein austarierte Kinokomödie“ zeige, so schreibt die Jüdische Allgemeine, den „alltäglichen Wahnsinn in Israel und den palästinensischen Gebieten“ sowie die „Absurdität des Nahostkonflikts“ und sei dabei „hellsichtig“. Und er zeigt eine Utopie: Israelis und Palästinenser sind – wenn auch nur beim Seriengucken vor dem Fernseher – vereint und in ihrer Begeisterung überraschend einig. Und sie haben einen ganz ähnlichen Humor.

Ein Film wie ein Märchen. Ein doppelbödiges kleines Kammerspiel, das die alles andere als lustige Situation völlig unaufgeregt aufs Korn nimmt und in eine treffliche Real- und Mediensatire packt, deren Held auch noch ein lupenreiner Anti-Macho-Typ ist. Und es auch bleibt, als er sich durch das Schreiben emanzipiert und endlich seinen Platz im Leben findet. Mehr sei über den weiteren, immer absurderen und zu einem völlig unvorhersehbaren Ende führenden Verlauf dieses gelungenen filmischen Husarenstücks nicht verraten. Außer, dass es extrem sehenswert ist – nicht nur, weil festgefahrene Fronten am besten durch Gelächter erschüttert werden.

Tel Aviv on Fire
Israel/Luxemburg/Frankreich 2019
Regie: Sameh Zoabi
Mit: Kais Nashif, Lubna Azabal, Yaniv Biton u.a.
Verleih: MFA
Laufzeit: 97 MinutenVerleih: MFA
Seit 4. Juli im Kino Harmonie

Verlosung

Wir verlosen 3 x 2 Kinokarten und ein Kochbuch mit Rezepten aus Tel Aviv.

Zuschriften an: gewinnspiel@chilli-freiburg.de
Stichwort: „Kinokarten“ bzw. „Kochbuch“

Kochbuch aus Tel Aviv

 

 

 

 

 

 

Fotos: © MFA