Farbenspiel – Wayne Thiebaud in der Fondation Beyeler Kunst & Kultur | 24.03.2023 | Erika Weisser

Wayne Thiebaud: Student

Eistüten und farbprächtige Pies – dafür steht Wayne Thiebaud. Die verlockenden Motive sind bis 21. Mai zu sehen. Die Ausstellung ermöglicht aber auch den Blick unter die Sahnehäubchen: Zum Repertoire des Künstlers gehören Porträts, Flusslandschaften und Städtedickichte.

Das Bild hängt an der Stirnwand des ersten Raums der Ausstellung. Wer diesen in Europa weitgehend unbekannten Maler also kennenlernen will und zu diesem Zweck die große Retrospektive in Riehen bei Basel besucht, geht zunächst unweigerlich auf das 1968 entstandene lebensgroße Porträt einer Studentin zu. Und wer nach jedem Schritt eine Pause macht und „The Student“ aus immer geringerer Distanz anschaut, kann förmlich dabei zusehen, wie die strengen Konturen in komplexe Einzelteile zerfallen.

Und in völlig unerwartete Farben, die nur die Malerei erfinden kann – und insbesondere die Malerei des Künstlers, der 101 Jahre alt wurde und bis an sein Lebensende im Jahr 2021 malte. 70 Jahre lang – und in seinem ganz eigenen Stil, der keiner der zeitgenössischen Strömungen wie dem abstrakten Expressionismus, Minimalismus oder Pop-Art zuzuordnen ist. Unter den mit grünen Turnschuhen bekleideten Füßen leuchtet kühles Kadmiumblau, das konzentrierte Gesicht, das die Leere des vor ihr liegenden Blattes widerspiegelt, wird von fast unwirklichen Gelb- und Orangetönen umspielt, die ein Eigenleben zu führen scheinen.

Wayne Thiebaud: Student

Außer eben diesen Farben gibt es nichts Extravagantes an der Figur; Mit blauem Pullover und hellgrauer Hose bekleidet, würde sie in jeder Gruppe verschwinden. Und genau das ist, wie an den Bildern in den folgenden Sälen zu sehen ist, die Stärke Wayne Thiebauds: Durch ein fast widersprüchliches Spiel mit Primärfarben werden Abbilder alltäglicher Menschen und Gegenstände zu einzigartigen, lebendigen Wesen.

Info

www.fondationbeyeler.ch

Bild: © Wayne Thiebaud, Student, 1968 ©  Wayne Thiebaud Foundation/2022, ProLitteris, Zurich, Foto: Katherine Du Tiel