Swinging Freiburg: Jazzige Entdeckungsreisen durch Straßen, Kneipen, Keller, Foren und Säle Kunst & Kultur | 14.09.2022 | Erika Weisser

Wenn der Sommer sich seinem Ende zuneigt und die Abende länger und kühler werden, dann ist in der Stadt für die passenden Sounds gesorgt: Vom 17. bis 25. September veranstalten Jazzhaus und E-Werk das Freiburger Jazzfestival. Neun Tage und vor allem Abende lang gibt es an ausgesuchten Orten melancholischen Blues oder berauschenden Swing zu hören, aber auch kreolische Rhythmen, mitreißenden Brass, ebenso wie funkige Grooves, rockige Riffs und viele andere Varianten der unzähligen Genres, die den Jazz ausmachen.
Mit der programmatischen Stil-, Instrumenten- und Interpretationsvielfalt bestätigen die Veranstalter·innen Duke Ellingtons Definition der Musikrichtung, der er selbst viele wichtige Impulse gab: „Jazz ist die Freiheit, viele Formen zu haben.“ Und wer dieses Zitat mit Dave Brubecks Spruch kombiniert, dass „Jazz wahrscheinlich die einzige heute existierende Kunstform (ist), in der es die Freiheit des Individuums ohne den Verlust des Zusammengehörigkeitsgefühls gibt“, hat das Motto des Freiburger Jazzfestivals beisammen: Bekannte Vertreter der internationalen Jazzszene kommen hier mit Newcomern zusammen, die zwar ebenso international, aber noch keine Größen sind.
So gibt es heuer bereits zum 8. Mal den mit insgesamt 5000 Euro dotierten Jazzhaus-Pianowettbewerb „In Memoriam Waldi Heidepriem“. Diese Talentbörse findet jedes zweite Jahr im Sinne des legendären Freiburger Jazzpianisten und Jazzhaus-Gründers statt. Mitmachen können junge Leute aller Nationalitäten, die noch keine 30 sind. In zwei Vorrunden und einer Endrunde werden die Gewinner ermittelt – von einer „hochkarätig besetzten Jury“, wie Rosaly Magg von der PR-Stelle des E-Werks sagt.

Crioulo: Carmen Souza & Theo Pascal präsentieren die kreolische Musikkultur der Kapverden.
Eröffnet wird das Festival, das längst zu einem wichtigen Treffpunkt der Welt-Jazz-Szene geworden ist, am 17. September zum High Noon. Pünktlich um 12 Uhr startet die neunköpfige Maddis’son Brass Band am Martinstor mit ihrem Mix aus fernöstlichen Saxophonmelodien, funky Balkanrhythmen, treibendem Sousaphon-Bass und der Power von Trompete und Posaune zu einer Tour durch die Innenstadt.
Der Abend beginnt im Jazzhaus – hier eröffnet das Horst Hansen Trio aus Krefeld den Mini-Gipfel, der sich danach in den Lokalen im Stühlinger und im Sedanviertel fortsetzt. Mit Entdeckungsreisen von Jazz, Blues, Rock, Pop, Singer/Songwriter bis hin zu Swing der 1930er- und 40er-Jahre.

Kontrabass: Hier ist Jonathan Sell ein großartiger Virtuose.
Gleichfalls in einem Gasthaus gastieren am 19. September die preisgekrönte Weltmusik- und Jazzsängerin Carmen Souza und ihr musikalischer Partner Theo Pascal. Im „Schützen“ präsentieren sie ihre Auseinandersetzung mit der kreolischen Musikkultur und deren Entstehungsgeschichte, die auch gleichzeitig eine Geschichte der Sklaverei und Kolonisierung darstellt – und somit die Wurzeln des Jazz.
Nach mehreren weiteren Highlights zieht die Jazz-Karawane am 25. September in die Urachstraße. Dort gibt es ab 14 Uhr „Jazz on a late Summer’s Day“, ein überwiegend regionales Format, bei dem laut Veranstalter „für fast jeden etwas dabei sein wird“: von Duos bis zum 12-köpfigen Saxophonorchester, von Vocal Jazz bis Gipsy Swing, von melodischen bis schrägen Klängen.
Fotos: © Hammonds Jazz Night, Patricia Pascal, Ingrid Kühlmann