Akrobaten der Lüfte: Mauer- und Alpensegler in der REGIO Land & Leute | 28.06.2021 | Heide Bergmann

Alpensegler beim Fliegen

Essen, trinken, schlafen, sich paaren – Mauer- und Alpensegler erledigen alles im Flug. Beeindruckend, sie am Sommerhimmel zu beobachten. Freiburg ist eine der nördlichsten Kolonien des Alpenseglers. 1990 nisteten hier 40 Paare, heute sind es 140 – dank des Engagements von Naturschützern.

Wenn sie nicht brüten, sind die Segler ohne Unterbrechung in der Luft. Mauersegler verbringen ganze neun Monate des Jahres fliegend. Unglaublich, wie die Vögel mit aktiven Flügelschlägen die Luftströmung beherrschen, im Gleitflug segeln, Nahrung aufnehmen, Nistmaterial sammeln, sich paaren oder sogar schlafen. „Da kommen schnell 1000 Kilometer pro Tag zustande“, weiß Matthias Schmidt vom NABU Freiburg. „Bei einem 20-jährigen Segler-Leben entspricht das fünfmal der Strecke zum Mond und zurück.“ 

An ihrem schrillen „sriih sriih“ erkennt man die schwarzen Mauersegler. Sie kommen in Freiburg am häufigsten vor. Ihre größeren Verwandten, die Alpensegler, sind seltener. Sie haben eine Flügelspannweite von über 50 Zentimeter. An ihrem weißen Bauch und dem langgezogenen Triller kann man sie erkennen. Während Mauersegler meist Anfang Mai von ihren Winterquartieren in Afrika zurückkommen und Anfang August schon wieder ziehen, treffen die Alpensegler im April ein und bleiben meist bis Anfang Oktober. 

„Gewinner des Klimawandels“

Früher bezogen die Alpensegler ihre Brutplätze in südlicheren Regionen. Mit zunehmender Wärme siedeln sie inzwischen weiter im Norden. In Baden-Württemberg liegen ihre nördlichsten Kolonien. „Der Alpensegler ist ein Gewinner des Klimawandels,“ erklärt Matthias Schmidt, der seit 30 Jahren als ehrenamtlicher Naturschutzwart des Landes im Regierungsbezirk Freiburg tätig ist und die Segler kontinuierlich erfasst und dokumentiert. „1955 wurden die ersten Paare an der Martinskirche am Rathaus gesichtet. In den 80ern stagnierte die Zahl, heute brüten 140 Paare in Freiburg an rund 50 Gebäuden.“ Inzwischen gibt es auch Kolonien in Emmendingen, Karlsruhe, Ettenheim und Bühl, weitere in Stuttgart, Lörrach, Waldshut, Tuttlingen und andernorts. Die Population des Alpenseglers nimmt zu. Inzwischen wurde er wieder von der Roten Liste Baden-Württembergs gestrichen. 

Personalhaus XII der ­Uniklinik

Erfolgreiche Alpensegler-Initiative am Personalhaus XII der ­Uniklinik: Alle zwanzig Nistkästen sind besiedelt.

Das Insektensterben scheint wohl keine Auswirkungen auf den Bestand der Flugkünstler zu haben. „Die Brutplätze sind das Problem, nicht die Nahrung“, meint Schmidt. Alpensegler finden ihre Nistplätze in alten, hohen Gebäuden mit Hohlräumen unterm Dach, Mauernischen und Spalten. Aber was ist, wenn alte Gebäude saniert werden? Die Zerstörung alter Bausubstanz war in den 1990ern in Freiburg alarmierend, und so rief Schmidt damals zusammen mit dem NABU das Schutzprojekt ins Leben. Seither hat er zahlreiche Nistkästen angebracht, Hauseigentümer informiert, für Toleranz geworben, Sanierungsarbeiten koordiniert und bei Neubauten beraten. Durch die Kooperation wurden am Personalhaus XII der Uniklinik in der Lehenerstraße zwanzig Nistkästen angebracht. Beim Zoologischen Institut in der Hauptstraße befinden sich Kästen, und bei der Sanierung der Hebelschule hat man die alten Nistplätze erhalten und Webcams installiert. Die Aktion Alpensegler erhielt dafür 2020 den Naturschutzpreis der Stadt Freiburg. 

Die beste Zeit, um die Segler zu beobachten, ist kurz vor Sonnenuntergang. Dann machen sie ihre sozialen Flugspiele. Sie sausen in Formationen um die Häuser, lassen sich fallen, ziehen pfeilschnell wieder hoch, stoßen Triller und Schreie aus. Es ist wie ein Tanz – die pure Lust am Fliegen.

Info

Mehr Infos über die Aktion des NABU, Live-Webcams etc. 
www.alpensegler-freiburg.de  

Fotos: © iStock/Gerdzhikov; Matthias Schmidt