Historisches Handwerk #4 – Der Glasbläser Land & Leute | 05.09.2020 | Liliane Herzberg

Peter-Eckhardt

Wenn Peter Eckhardt seinem Handwerk nachgeht, schießt Feuer aus einem Gasbrenner. Flink dreht er ein Glasrohr, bis das Werkstück rotglühend wird. Dann löscht er die Flamme, haucht dem geschmolzenen Klumpen Luft ein – und es entsteht eine Glaskugel.

Zart und zerbrechlich. In seinem Atelier in Altglashütten am Feldberg lässt der Glasbläser gern Besucher an diesem „Wunder“ teilhaben.

„Der wichtigste Schritt ist das Erhitzen und immer zu drehen. Dann ziehe ich das Glas, das jetzt flüssig ist wie Honig, langsam auseinander“, erklärt Peter Eckhardt. Er arbeitet mit hohlen Glasrohren und kleinen bunten Stäben zum Einfärben – dieses Material allein reicht, um seine farbenfrohe Kunst zu zaubern.

1500 Grad heiß muss die Flamme etwa sein, so wird das sonst starre Material formbar. Dann beginnt das Spiel mit der Erdanziehungskraft. Wenn er schneller dreht, wirken Fliehkräfte und ziehen das Glas nach außen. Ist der Rohling fertig vorbereitet, wendet sich Eckhardt vom Brenner ab, holt tief Luft und bläst seinen Atem durch eine kühle, schmale Röhre in den glühenden Glasklumpen – und der dehnt sich aus zu einer transparenten Kugel. Da staunen die Zuschauer nicht schlecht.

Glasbläser

Kunstvoll zaubert Peter Eckardt Gläser, Kugeln und andere wunderschöne Stücke aus Glas.

Geboren im fränkischen Wertheim, ist Eckhardt in das Glasbläser-Handwerk reingerutscht, wie er sagt. Heute jedoch ist die Begeisterung für seinen Beruf kaum zu übersehen: „Glas ist ein außerirdischer Werkstoff, damit kann man wahnsinnig tolle Sachen machen.“

1982 kam Eckhardt nach Altglashütten, eine Stadt, in der früher Glasmacher tätig waren. Auf den Unterschied kommt es ihm an: „Glasbläser stellen feine, grazile Produkte her, die Glasmacher schwerere und plumpere Gegenstände.“ Bis 1706 wurde in Altglashütten Glas produziert, sogenanntes „Waldglas“ – dicke Trinkgläser mit grünlichem Farbstich. Ein Exemplar zeigt Eckhardt in seinem Laden. Dafür benötigten die Hersteller Quarzsand sowie viel Holz – beides zur Genüge im Schwarzwald vorhanden. Der Preis allerdings war die Kahlrodung der Waldflächen rund um den Feldberg. Heute wird für das Schmelzen des Quarzsandes glücklicherweise kein Holz mehr benötigt.

Die Werkstatt des Glasbläsers ist dienstags bis samstags geöffnet. Im Sommer sei immer sehr viel los, wegen Corona müsse sich deshalb online anmelden, wer eine Kugel blasen wolle. Neben Glaskugeln verkauft er hier auch Ohrringe, Deko-Objekte oder Sektgläser. Die Tür steht immer offen, und Eckhardt freut sich über Besuchende.

Info

www.schwarzwaldglas.de

Foto: © Peter Eckhardt, herz