Unsichtbare Helfer: Die Wegwarte des Schwarzwaldvereins Land & Leute | 04.09.2021 | Jakob Steiner

Ein Wanderweg, gut beschildert und frei von Sträuchern – das ist ein Luxus, über den die meisten Wanderer nicht nachdenken. Zwei Wegwarte des Schwarzwaldvereins Staufen – Bad Krozingen zeigen, wie viel Arbeit in jedem noch so kleinen Pfad steckt.

An einem schönen Maitag treffen sich die Staufener Wegwarte Herbert Habel und Edmund Steinle am Fuße des Messerschmiedfelsens. Sie wollen den Zustand der Route überprüfen, die zum beliebten Aussichtspunkt auf dem Bergrücken am Eingang des Münstertals führt. Habel geht voran, Steinle stapft hinterdrein. In Steinles großem Rucksack befindet sich neben Bürste, Säge und Wanderkarte auch eine Pfeife für Notfälle. Als ehemaliger Bergführer ist ihm seine gute Ausrüstung heilig. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, trägt er gerne ein paar Kilo mehr. Habel läuft voraus und schneidet Äste aus dem Weg. Im Gegensatz zu seinem Kollegen trägt er nur eine Gartenschere mit sich. Die beiden Senioren sind ein gut eingespieltes Team und ergänzen sich bei der Arbeit.

Pflegen ehrenamtlich 91 Kilometer Wanderwege: Edmund Steinle (li.) und Herbert Habel (re.) vom  Schwarzwaldverein.

Insgesamt betreibt der Schwarzwaldverein 24.000 Kilometer Wanderwege, auf denen 15.000 Wegweiser stehen. 200 Ortsgruppen kümmern sich um die Instandhaltung des Wegenetzes. Zur Gruppe Staufen – Bad Krozingen gehören 91 Kilometer Wanderwege, die von Habel und Steinle gepflegt werden. So wie alle Wegwarte des Schwarzwaldvereins arbeiten die beiden Ü70er ehrenamtlich.

Ärger im Wald

Den Großteil der Wege gehen sie zu Fuß ab. Breite Wege müssen ein- bis zweimal im Jahr inspiziert werden, schmalere brauchen doppelt so viel Aufmerksamkeit. Hecken trimmen, Schilder putzen und kleinere Äste beschneiden – das ist die Arbeit der Wegwarte. Größere Schäden melden sie, damit sich das Forstamt darum kümmern kann. Besonders wichtig ist die Wartung der Wegweiserstationen. Hier können sich Wanderer über Standort, Richtungen und Entfernungen informieren. Als Rettungspunkte gehören sie aber auch zum landesweiten Notrufsystem der Bergwacht und sind somit sicherheitsrelevant.

Unterwegs zum Messerschmiedfelsen sind Habel und Steinle auf ein altbekanntes Ärgernis gestoßen: Erosion durch Mountainbiker. Wanderwege unter zwei Metern sind für Radler verboten, doch bei weitem nicht alle Biker halten sich an die Regelungen. So zerstören sie die mühsam hergerichteten Wege. Doch nicht nur verbotsresistente Mountainbiker erschweren die Arbeit der Wegwarte. Einige Ausflügler lassen ihren Müll liegen oder kampieren im Naturschutzgebiet. Hans-Martin Schaller, der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Staufen - Bad Krozingen, erklärt, dass es eine Minderheit sei, die den größten Ärger mache. Es sei nicht leicht, alle Interessengruppen im Schwarzwald unter einen Hut zu bekommen. Die Pflanzen- und Tierwelt brauche Schutz, das müssten erholungsuchende Radler, Wandersleute und Kletterer respektieren. Die Wegwarte gehen daher regelmäßig auf Patrouille, um das Gespräch zu suchen. Leider gebe es immer wieder uneinsichtige Menschen, denen man erst erklären müsse, dass sie nicht alleine im Wald sind, so Schaller. In aller Regel seien die Menschen jedoch kooperativ und begrüßten die Arbeit der Wegwarte.

Wegpaten

Trotzdem würden sich Habel und Steinle über mehr Unterstützung aus der Bevölkerung freuen. Die im Juni unter dem Motto „Wege gut? Alles gut!“ gestartete Kampagne des Schwarzwaldvereins zielt genau darauf ab: Sie will die Arbeit der Wegwarte sichtbar machen, aber auch konkrete Angebote zur Unterstützung aufzeigen. Die reichen von einer Wegpatenschaft, bei der sich eine oder mehrere Personen um eine Route kümmern, bis zur Spende. Unterstützung, so die Ehrenamtlichen, fängt aber viel früher an: Wenn alle beim Wandern respektvoll miteinander und mit der Natur umgehen, sei das schon viel wert.

Info
Webseite: www.schwarzwaldverein.de/schwarzwald/wanderwege/wege-gut-alles-gut/

Fotos: © Jakob Steiner,  S. Seyl/Schwarzwaldverein