Zeit der Ernte – Die dritte Jahreszeit Natur & Umwelt | 10.10.2024 | Birgit Maier

Der Herbst ist eine ganz besondere Jahreszeit. Während man tagsüber oft noch schöne und warme Sonnentage genießen kann, ist es nachts meistens schon ziemlich kalt. Vor allen Dingen erlebt man eine Zeit des Abschieds. Die langen Sommertage sind nun vorbei und die Tage werden spürbar kürzer. Das Tageslicht weicht immer mehr der dunkleren Jahreszeit.
Die schönen Sommerwiesen sind nicht mehr bunt und die saftigen Sträucher und Bäume verfärben sich zunehmend. Eine große Zahl unserer gefiederten Freunde macht sich zum Flug in den Süden auf. Die Rauchschwalbe zum Beispiel ist einer der bekanntesten Zugvögel und fliegt oft lange Strecken, um in ihrem Überwinterungsquartier genug Nahrung zu finden. Der Mauersegler ist einer der Ersten, der in die weite Ferne aufbricht, während die Bachstelze und der Zilpzalp erst Anfang November das Land verlassen.
Der Herbst trumpft mit seinem Überfluss auf. Jetzt werden die Früchte geerntet, welche den Sommer über jede Menge Sonne getankt haben. Auch die Bucheckern, Eicheln und Kastanien sind nun reif und sorgen dafür, dass sich viele Tiere daran laben können. Manche fressen sich Winterspeck an, wie zum Beispiel der Igel oder die Wildschweine, während andere fleißig ihre Beute für den Winter verstecken. Das Eichhörnchen ist unter anderem den ganzen Tag mit dem Sammeln seiner Wintervorräte beschäftigt. Der Herbst ist auch die Jahreszeit, in der die meisten Pilze zu finden sind. Nicht nur wir Menschen, sondern auch viele Tiere wissen den Genuss dieser Köstlichkeiten zu schätzen.

Im Sommer fällt der Vorhang für den Herbst: Die Rauchschwalben machen sich auf den Weg in den Süden, Eichhörnchen legen ihren Wintervorrat an und laben sich an Eicheln und Bucheckern, um für den Winter gewappnet zu sein.
Im Oktober zeigt sich die dritte Jahreszeit von ihrer schönsten Seite. Wenn sich die Blätter der Bäume und Sträucher bunt verfärben, fällt der Vorhang für den Sommer. Die Zeit des Wachstums ist nun endgültig vorbei und der Herbst betritt die Bühne. Die Bäume benötigen vor allen Dingen für ihr Laubgewand jede Menge Wasser. Wenn im Winter der Boden gefroren ist, droht der Gigant zu verdursten. Deshalb entziehen die Bäume im Herbst den Blättern das Wasser. Dadurch werden aber auch wertvolle Inhaltsstoffe wie Kohlenhydrate, Aminosäuren und Spurenelemente in die Äste, den Stamm und die Wurzeln transportiert und eingelagert. Somit zerfällt die grüne Farbe und die typischen bunten Herbstblätter entstehen. Oft kann man beobachten, dass sich die Wälder innerhalb weniger Tage in ein glühendes Farbenmeer verwandeln. Doch diese Tage sollte man ausgiebig genießen, denn die Farbenpracht ist leider nur von kurzer Dauer. Bald werden sich die Blätter weiter verfärben, bis sie schließlich vom Herbstwind losgelöst und weggetragen werden.
Der Nebel ist ebenfalls ein Gast des Herbstes. Wenn man jedoch Glück hat, löst er sich tagsüber auf und man kann viele kleine Tautropfen im nassen Gras beobachten, während die Sonne die noch wärmenden Sonnenstrahlen verbreitet. Der November zeigt sich oft von seiner rauen Seite. Der Nebel hält sich meist den ganzen Tag über oder es herrscht nasses Schauerwetter. Die Nächte sind nun schon deutlich kälter und der erste Frost lässt nicht länger auf sich warten. Am Morgen kann man dann überall den Raureif betrachten, der sich wie Puderzucker über die Landschaft gelegt hat.
Die kalte Jahreszeit steht nun an, bevor im nächsten Frühjahr der Kreislauf wieder von vorne beginnt und die Natur zu neuem Leben erwacht.
Fotos: © Birgit Maier