„Mega Raumproblem“: Musikschule Freiburg ringt um feste Bleibe Schule aktuell | 21.03.2021 | Till Neumann

Jürgen Burmeister beim spielen seines Instruments Provisorium: Jürgen Burmeister unterrichtet digital in der Stadthalle.

Mehr als 3000 Schüler, aber kaum eigene Räume. So geht es der Musikschule Freiburg. Vergangenes Jahr feierte sie ihr 70-jähriges Bestehen. Jetzt soll endlich eine feste Bleibe her. Hoffnungen weckt ein Provisorium in der Stadthalle. Doch allzu groß sind die Erwartungen nicht.

Kein Zutritt zu Schulen

Der Laptop auf dem Tisch. Die Posaune daneben. Die Schüler·innen irgendwo in Freiburg am Ende der Leitung. So unterrichtet Jürgen Burmeister an diesem Donnerstagmorgen im März. Der 54-Jährige arbeitet für die Musikschule Freiburg – in provisorisch eingerichteten Räumen der Stadthalle. Ein paar Pflanzen stehen im Raum, alte Unimöbel zeugen von Zeiten, in denen das riesige Gebäude als Ersatz-Unibibliothek herhalten musste. Seitdem steht es so gut wie leer. Vorübergehend waren dort in einem kleinen Teil des riesigen Gebäudes Obdachlose und Geflüchtete untergebracht.

13 Zimmer hat das Rathaus der Musikschule im November zur Verfügung gestellt. Bis Ende Juli können sie dort bleiben. Eine große Hilfe, aber nur vorübergehend: „Wir haben ein mega Raumproblem“, sagt Burmeister, stellvertretender Leiter der Musikschule. Denn der Verein habe außer ein paar Räumen in der Turnseeschule langfristig kein Zuhause. Der Rest des Unterrichts findet dezentral in vielen Schulen im Stadtgebiet statt. Doch auch das ist derzeit unmöglich – wegen des Lockdowns ist der Zutritt zu Schulräumen untersagt.

Demonstration der Musikschule in Freiburg

Protest: Im Oktober haben die Musiker·innen in der Freiburger City protestiert.

Daher hat Musiklehrer Christian Billian im Oktober eine Protestaktion in der Innenstadt mitorganisiert. „70 Jahre Musikschule Freiburg, wir brauchen endlich unsere eigenen Räume“ stand auf Flyern, die an Oberbürgermeister Martin Horn adressiert waren. Der Ärger war bei Billian vergangenes Jahr hochgekocht: „Mir ist bei einer Videokonferenz mit anderen Musikschulen der Kragen geplatzt.“ Dort erfuhr er, dass von 90 weiteren Musikschulen keine einzige in einer vergleichbaren Raumnot steckt. Daher ist für ihn klar: Es muss was passieren.

„Wir haben keine Lobby“

Christian Billian

Mitinitiatior des Protests: Christian Billian.

Auch Musikschuldirektor Eckhard Hollweg wünscht sich Lösungen: „Diese Situation ist äußerst unbefriedigend und in der Stadtspitze und dem Gemeinderat mittlerweile bekannt.“ Zum einen brauche es ein eigenes Haus zur Verortung und Identifikation der Musikschule. Zum anderen eine rechtlich abgesicherte Nutzung der Räume in den allgemeinbildenden Schulen.

Die Hoffnung ist da, in der Stadthalle länger planen zu können. Die Stadtverwaltung schließt das nicht aus, hält sich aber bedeckt: „Ob die Musikschule in das Konzept für eine dauerhafte Nutzung der Stadthalle integrierbar ist, bedarf einer Gesamtbewertung.“ Für Burmeister ist klar: „Wir haben keine Lobby im Rathaus.“ Warum das bei mehr als 3000 Schülern so ist, kann er sich selbst nicht erklären.

Fotos: © Till Neumann; privat; Anja Limmbrunner