Vom ersten Schritt an spannend: Rundtour auf dem Feldbergsteig Freizeit in der Regio | 02.10.2020 | Wolfgang Speer

Feldsee unterhalb des Feldbergturm

Er gehört zu den Hochschwarzwälder Premiumwanderwegen: Der 13 Kilometer lange Feldbergsteig ist bestens ausgeschildert, gut begehbar, abwechslungsreich und spektakulär – aber doch eine Herausforderung für Trittsicherheit und Kondition.

Am Start in Feldberg-Ort, hinter dem Haus der Natur am „Westweg-Portal“, bietet eine große Karte den Überblick über sämtliche Wanderungen im Feldberggebiet. Auch der Feldbergsteig ist eingezeichnet, dieser im Wortsinn ausgezeichnete Rundweg.

Es geht zunächst geteert, später naturnah befestigt bergan. Gräser wiegen sich am Wegrand im Wind. Schafgarbe, Storchschnabel, Schlangenknöterich, Margeriten, Lichtnelken, Habichtskraut, Teufelskralle und Lupinen setzen farbige Akzente. Wie gut, dass bald eine Ruhebank zur Verschnaufpause einlädt. Ins Wiesental öffnet sich von hier aus der Blick. Großartig. Aber weiter geht’s, denn hier zweigt der Aufstieg zum Seebuck ab. Nach offener Landschaft führt der Weg in lichten Buchenwald, Heidelbeersträucher stehen links und rechts. Die Wiesen sind voll mit Spätblühern. Die Mühen des Anstiegs werden belohnt durch einen Blick nach Süden – die Alpenkette ragt aus dem Dunst und zeigt ihre ganze Ausdehnung. Der Seebuck ist mit 1449 Metern die zweithöchste Erhebung des Feldbergmassivs. Vom markanten Bismarck-Denkmal hier oben erscheint der Feldsee unten im Tal winzig klein. Bei schönem Herbstwetter ist das Blau des Himmels besonders intensiv und rahmt den Blick weit hinüber nach Breitnau und zum nächsten Ziel, dem Feldberggipfel mit seiner Wetterstation.

Alte Wetterwarte auf dem Feldberg

Für schöne Farbtupfer sorgen Schafgarbe, Storchschnabel, Schlangenknöterich, Margeriten, Lichtnelken, Habichtskraut, Teufelskralle und Lupinen.

Breite Wege führen durch den Feldbergsattel in Richtung Westen. Dicke, hochragende Stängel mit gelben Blüten dominieren. Es ist der gelbe Enzian, dessen Wurzel Zuckerstoffe enthält, die sich zur Herstellung von Enzianschnaps eignen. Plötzlich ruft es „dr-rüüp“ vom Himmel, ein Vogel steigt auf und fliegt schnell zurück ins Gras. Eine Feldlerche, die das Offenland am Feldberg schätzt.

Sicht bis zu den Alpen

Fliegen können wir nicht, aber der Feldberggipfel ist auch per pedes schnell erreicht. Hier lädt neben der Wetterstation eine Aussichtsstelle mit Sitzbänken zur Rast ein – auf 1493 Metern Höhe. Üppig die rosaroten Weidenröschen hier, um die Blüten flattern Schmetterlinge. Jetzt heißt es, die vom Aufstieg müden Muskeln fürs Weiterwandern zu lockern. Ab hier macht der Feldbergsteig nämlich immer häufiger seinem Namen alle Ehre: Schmal und steinig geht es auf einem Pfad hinab zur Sankt Wilhelmer Hütte. Auf dem Weg dorthin öffnen sich fantastische Blicke nach Hofsgrund und zum Schauinsland. Oberhalb der Hütte grasen Milchkühe auf sattgrünen Weiden. Die Sankt Wilhelmer Hütte, 1380 Meter hoch gelegen, bewirtschaftet seit 1819 bis heute die umliegenden Weiden. Eine kurze Trinkpause, danach geht es weiter in Richtung Zastler Hütte. Schöne Ausblicke gibt es bei der Paul-Spiegelhalter-Bank. An der folgenden Abzweigung geht der Weg, der nun ein echter Steig ist, rechts aufwärts, zunächst über Weiden, dann in den Wald. Über wildes Wurzelwerk bergan stapfend, fasziniert das Spiel des Sonnenlichts im bunten Laub. Nach einigen Minuten führt der Weg aus dem Wald heraus, der Blick weitet sich und zeigt das nächste Ziel: Die Zastler Hütte, tief unten im Tal. In der Ferne der blanke Hinterwaldkopf, dahinter St. Märgen und St. Peter. Weiter geht’s auf felsigem Steig bergab. Jetzt bewähren sich profilstarke Wanderschuhe, denn oft ist der Weg feucht und die Steine glatt. Weiter unten rauscht es: Ungebändigt schießt das Wasser des Zastlerbachs über die Felsen hinab. Einige Minuten weiter ein zweiter Bergbach, der das unten liegende Niedermoor mit Wasser speist. Dort geht’s über Stege zur Zastler Hütte. Die Hälfte des Wegs ist geschafft. Die Pause im Schatten tut gut, es wartet ein steiler Anstieg. Zunächst steinig, nach etwa 15 Minuten wieder flach, dann weiter im kühlen Wald. Das nächste Ziel, das „Naturfreundehaus“, lässt sich ohne Anstrengung erreichen. Kurz davor brummt und summt es an einem Insektenhotel. Hinter dem Gebäude gibt es Sitzbänke, davor einen Spielplatz für Kinder. Der Kiosk bietet eine kleine Auswahl an Getränken.

Blick zum Hinterwaldkopf

Zum Hinterwaldkopf (o.) und Richtung Breitnau (re.) geht der Blick. Oberhalb der Zastlerhütte rauscht ein Wasserfall zu Tal (u.).

Mit Trittsicherheit

Wie gut, dass ein ebener Weg weiterführt zur Baldenweger Hütte, 1212 Meter hoch. Entspannt geht es weiter, nebenan dösen Kühe in der Mittagssonne. Rechts sprudelt ein Brunnen, im Hintergrund das Feldbergmassiv, links unten liegt der Rinken. Jetzt geht‘s den Hauptweg bergab, bis nach wenigen Schritten ein Abzweig rechts in eine Weide führt. Dies ist keine Abkürzung, sondern eine Alternative des Steigs, abseits der Fahrstraße. Der Wegweiser zeigt 2,9 Kilometer zum Feldsee. Urig führt der Pfad in den Wald, entlang des Sägenbachs wird es felsig, es geht abwärts. Wie im Zauberwald überspannen kleine Brücken die herabfließenden Bächlein. Wurzeln alter Bäume queren den Weg, Trittsicherheit ist erforderlich. Später steigt der Weg am Ufer eines breiten Bachlaufs ab, nach Passieren einer Brücke ist in wenigen Minuten der Raimartiweg erreicht. Rechts zeigt ein Wegweiser den Feldsee an, das nächste Ziel. Doch die knapp zwei Kilometer dauern. Uralte Felsformationen werden von Baumwurzeln kunstvoll festgehalten. Am Waldende zweigt der Weg rechts ab zum Feldsee, nach links zum Raimartihof, um dort zu rasten.

Felsen im Wald

Der Steig bietet nicht nur weite Ausblicke, sondern auch verwunschene, felsige Einblicke in eine urtümliche Waldlandschaft.

Schon der erste Blick auf den Feldsee ist fantastisch. Der See liegt ruhig, seine Oberfläche glänzt grünlich-ockerfarben. Das Sonnenlicht, gefiltert durch das Blattwerk der Bäume, sorgt für eine zauberhafte Stimmung. Lauschig lässt es sich im Schatten träumen. Wer hier sitzt, will kaum mehr aufstehen.

Die letzte Etappe führt entlang des Sees bergauf. In einer Lichtung informieren zwei Tafeln über den Bannwald. Ein Rinnsal sorgt für feuchte Schuhe. Hohe Felsen und Felswände liefern eine wilde Kulisse. Ab der fünften Kehre verflacht der Weg und führt nach wenigen Schritten ins Freie. Jetzt sticht die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Ein kühles Radler vor der Rückreise belohnt die Anstrengungen auf dem anspruchsvollen, spannenden und erlebnisreichen Feldbergsteig.

 

Einkehrtipp

Gasthaus Raimartihof

Gasthaus Raimartihof

Hier vespern Wanderer bereits seit 1892. Der urige Schwarzwaldhof mit Bauernstube,

Kachelofen und niedriger Decke ist heimelig und versetzt in die damalige Zeit. Durchgehend gibt es herzhafte Schwarzwälder Vesper und warme Mahlzeiten, auch badische Weine sind im Angebot. Die Gartenwirtschaft mit Spielplatz für Kinder lockt bei Sonnenschein. Übernachtungen gibt’s in den Ferienhütten des Hofes, rechtzeitige Anmeldung ist notwendig.

Info
Raimartihofweg 12
79868 Feldberg
www.raimartihof.de
Öffnungszeiten: Mo. bis So. von 10 bis 17 Uhr

Fotos: © Wolfgang Speer, Hochschwarzwald Tourismus GmbH