Arbeitersiedlung auf dem Prüfstand: Zukunftskonzept für Stadtteil Mooswald Bauen & Wohnen | 03.09.2017 | Lars Bargmann

Frischzellenkur für den Stadtteil Mooswald: Die ab 1933 bebaute Arbeitersiedlung mit den großen Gärten zur Eigenversorgung bekommt einen städtebaulichen Rahmenplan, der den Weg in die Zukunft weisen will.

Das hat der Freiburger Gemeinderat mit breiter Mehrheit beschlossen. Anders als vom Rathaus vorgesehen, sollen in dieses Zukunftskonzept auch das Eisstadion und das Gewerbegebiet Mooswald mit einbezogen werden. Kritik übte die Fraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert/Für Freiburg (FL/FF).

Die Analysen des Perspektivplans Freiburg 2030 hätten gezeigt, dass der Stadtteil „über eine hervorragende öffentliche und private Freiraumversorgung sowie eine geringe bauliche Dichte verfügt“, heißt es in der Drucksache G-17/110 für den Gemeinderat. Deshalb soll eine „urbane bauliche Dichte“ angestrebt und gleichzeitig die Verknüpfung mit angrenzenden Freiräumen verbessert werden.

Zudem sollen bereits in der Planung befindliche Projekte etwa der Freiburger Stadtbau GmbH in diesem Konzept berücksichtigt werden. Um dieses aufzustellen, hat das Rathaus jetzt vier Planungsbüros beauftragt: ASTOC Architects & Planners, die als Gewinner beim Rahmenkonzept „Schildacker“ überzeugten, Metris Architekten und Stadtplaner, die für das Konzept „Auf der Haid“ verantwortlich sind, Wick + Partner Architekten und Stadtplaner, die sich als Sieger einer Studie zur „Entwicklung Eisstadion-Gelände“ anboten, sowie Sacker Architekten mit der Metron AG – der Freiburger Beitrag. Die Büros sollen bis zum Sommer 2018 ihre Ideen auf Papier bringen.

Zwischen Seepark und Flugplatz: Auf Druck von Fraktionen wurde das Plangebiet noch ums Eisstadion und Gewerbegebiet ergänzt.

Zusammen mit mehreren Veranstaltungen blättert das Rathaus für den Rahmenplan 150.000 Euro hin. Das Landes-Wirtschaftsministerium schießt aus dem Topf „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ 30.000 Euro zu. „Wir möchten mit dem Rahmenkonzept dafür sorgen, dass bei der Weiterentwicklung des Stadtteils dessen Qualitäten erhalten bleiben können, und die Menschen weiterhin gerne dort wohnen“, sagt Oberbürgermeister Dieter Salomon.

„Wir wollen verschiedene Projekte mit hoher Qualität entwickeln. Orientierung bieten dabei gute Beispiele wie der Carl-Sieder-Weg. Diese Projekte möchten wir aufeinander abstimmen und zu einem Gesamtkonzept Mooswald verbinden“, erklärte Baubürgermeister Martin Haag. Eine Kernaufgabe sei die Weiterentwicklung der Elsässer Straße als „Rückgrat des Stadtteils“, die als Stadtteilmitte gestärkt werden und eine wichtige Rolle für die gewerbliche, soziale und verkehrliche Infrastruktur des wachsenden Stadtteils erfüllen müsse.

Magengrummeln bereitet den Fraktionen dabei eine mögliche Abholzung von 14 Fußballfeldern des Mooswalds sowie die Bebauung entlang der Westrandstraße. Dieser Verlust soll auf Quartiersebene damit ausgeglichen werden, dass die „Verbindungen zu den außenliegenden Freiräumen verbessert und Grünzüge in das Quartier eingeflochten“ werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Rathauses. Stadtplanungsamtschef Roland Jerusalem verspricht, in dem Prozess „die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure in geeigneter Form einzubeziehen”.

FL/FF-Stadträtin Gerlinde Schrempp kritisierte ein „Abholzen gegen den Willen der Bevölkerung“ und insgesamt ein „ungesundes Wachstum“. Salomon indes sagte bei einem Pressegespräch: „Im Mooswald wohnen relativ wenig Menschen auf viel Raum.“

Fotos: © tln; Stadt Freiburg