„Sehen das kritisch“: Anwohnende mit Fragezeichen fürs Multifunktionsgebäude am Güterbahnhof Bauen in Baden | 04.02.2025 | Till Neumann

Freuen sich auf Räume, aber haben Kritik an der Planung: Gerald Radziwill und Katharina Jeckel. Hinter ihnen soll das Gebäude entstehen.

Seit 2018 ringen Politik, Kulturszene und Bürger·innen um das Areal „D4“ am Nord-Westende des Güterbahn-Areals in Freiburg. Mittlerweile ist klar, was dort gebaut werden soll. Doch die Meinung unter Anwohnenden ist gemischt. Die Kernfrage: Ist es richtig, dort Migrant·innen unterzubringen?

2019 trommelte die Musikerinitiative für eine Musikzentrale am Güterbahnhof. Das Projekt wurde nach viel Tamtam wegen zu hoher Kosten beerdigt. Auf das rund 1300 Quadratmeter große Grundstück soll nun ein Multifunktionsgebäude kommen. Der Gemeinderat hat das Konzept 2022 abgenickt, der Gestaltungsbeirat hat es für gut befunden.

Geplant sind fünf Geschosse in Holzbauweise. Sie sollen mehrere Elemente vereinen: Räume für Quartiersarbeit, ein Jugendtreff, ein Sportplatz, ein Gemeinschaftsgarten auf dem Dach sowie Anschlussunterkünfte für 120 Geflohene. Dieser Mix sorgt im Viertel für Irritationen.

„Wir sehen das kritisch“, sagt Gerald Radziwill. Der 64-Jährige ist Vorsitzender des Bürgervereins Brühl-Beurbarung. Der Grund seiner Ablehnung: „Die Anschlussunterkünfte ergeben eine Doppelnutzung.“ Die Bewohner im Gebäude hätten keine Balkone und keine Gemeinschaftsräume auf ihren Etagen. Sie würden daher automatisch den Dachgarten und das Sportfeld nutzen. Das könne Anwohnende davon abhalten, ins Gebäude zu gehen.

Radzwill befürchtet zudem, dass von außen nicht zu sehen sein wird, dass das eine Fläche für alle ist. Die Kommunikation dazu sei von offizieller Seite aus dürftig: „Die Stadt muss der Bevölkerung klarmachen, dass es ein Leuchtturmprojekt ist und dass es funktionieren kann.“ Doch weder Stadtverwaltung noch Gemeinderäte würden etwas unternehmen.

Ein Gebäude, viele Nutzungen: hier auf dem eingezäunten Areal D4 soll es entstehen.

Er würde begrüßen, die Anschlussunterkünfte anderweitig im Quartier zu planen. Sein Vorschlag: eine Unterbringung im Neubau der Stadtbau an der Neunlindenstraße. Das Multifunktionshaus könne dann kompakter werden. „Das Ziel wäre eine kleine Lösung.“ Als Beispiel nennt er das Glashaus im Rieselfeld.

Etwas anders sieht das Katharina Jeckel. Die 40-Jährige ist ebenfalls im Vorstand des Bürgervereins und stört sich nicht an dem Mix aus Unterbringung für Geflüchtete und Quartiersflächen. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Kinder dahin gehen und Fußball spielen.“ Als Mutter mache sie sich eher Sorgen darum, was der Platz für einen Boden hat. Und um die große Straße davor, die Kinder überqueren müssten.

Einig sind sich beide jedoch darin, dass großer Bedarf an Räumen für Quartiersarbeit da ist. „Im Viertel haben wir im Moment nichts“, sagt Jeckel.

Im Rathaus gibt es zur konkreten Gestaltung wenig zu erfahren: „Derzeit sind die beteiligten Ämter an der Entwurfsplanung samt Kostenschätzung dran. Und wir bereiten eine Drucksache für den Baubeschluss für den Sommer vor“, berichtet Sprecherin Martina Schickle. Bis zur Fertigstellung wird noch Zeit vergehen: „Sollte der Beschluss im Sommer gefasst werden, könnte mit dem Bau voraussichtlich in 2026 begonnen werden.“ Das Multifunktionshaus wäre in dem Fall frühestens Mitte 2028 fertig.

Fotos: © Till Neumann

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