Das unschöne Ende eines schönen Projekts Bauen & Wohnen | 21.08.2021 | Lars Bargmann

Dachstuhl im Kirchenschiff Zankapfel Augustinermuseum: Auch im Gebälk des Dachstuhls im Kirchenschiff saß der Porenschwamm. Das Dach ist mittlerweile gedämmt, die Luft entfeuchtet, die befallenen Holzteile mussten ausgetauscht werden.

Exakt 18 Zeilen lang ist die Pressemitteilung der Freiburger Stadtverwaltung, in der sie „gemeinsam“ mit dem Architekten Christoph Mäckler verkündet, dass die „langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit“ nach 20 Jahren beendet worden ist. „In bestem Einvernehmen.“ 

In „allerbestem“ wäre noch ein bisschen besser gewesen. Hätte aber auch die berufsbedingt zur Skepsis neigenden Journalisten noch misstrauischer gemacht. Mehr als diese 18 Zeilen will niemand im Rathaus dazu sagen. Was daran liegt, dass in einem Schriftstück beidseitiges Stillschweigen vereinbart wurde. So ist das ja schließlich auch gang und gäbe, wenn man etwas „in bestem Einvernehmen“ macht. Man vereinbart fortwährendes Schweigen. Obwohl: Ich hatte mich unlängst „in bestem Einvernehmen“ von meiner Aufgabe, die heimische Spülmaschine „auch mal auszuräumen“ getrennt. Von stillem Schweigen war allerdings danach überhaupt nicht die Rede. Es gibt also auch hier wieder Ausnahmen. 

Die Eskalationsstufen von „im Einvernehmen, im beiderseitigen, im guten, im besten, im allerbesten“ drücken meistens spiegelbildlich aus, wie sehr sich die Parteien im Vorfeld gezofft haben. Immerhin erklärt Baubürgermeister Martin Haag, der in dem Fall wohl seine diplomatischen Finessen noch einmal aktivieren musste, auf die x-te Nachfrage, dass die wirtschaftlichen Folgen dem Gemeinderat zu gegebener Zeit dargestellt werden. Mehr nicht. 

Mäckler, in Freiburg hochgeschätzt, war für die fast 90 Millionen teure Sanierung des Augustinermuseums verantwortlich. Aktuell wird am dritten und letzten Bauabschnitt gewerkelt. Die unterschiedlichen Auffassungen über „baukonstruktive, bauphysikalische und bauablauftechnische Fragestellungen“ im Zusammenhang mit einem denkmalgeschützten Gebäude „haben zu dem Ergebnis geführt“, dass sich Mäckler Architekten aus dem Projekt fortan zurückzieht, heißt es in den 18 Zeilen. 

Das Rathaus dankte Mäckler für dessen „besonderes Engagement und die herausragende Architektur“, die das Haus zu einem weit über die Grenzen Freiburgs hinaus beachtenswerten Museum gemacht und zu dessen internationalem Erfolg beigetragen habe.

Allerdings war im ersten Bauabschnitt viele Jahre nach der Sanierung im Kirchenschiff der holzzersetzende Weiße Porenschwamm eingezogen, dessen Kündigung weder fristlos möglich ist, sondern auch noch eine siebenstellige Summe verschlungen hat. Vor zwei Jahren hatte sich – wohl in der Folge – ein Stück vom Fassadengesims gelöst und war auf die Salzstraße geknallt. Glücklicherweise ohne dass jemand zu Schaden gekommen war.

Bauphysiker und Architekten, das ist kein Geheimnis, gehen bei ihren unterschiedlichen Aufgabenstellungen am gleichen Projekt längst nicht immer „in bestem Einvernehmen“ vor. Die Physiker umbauen oder packen Schwachstellen gerne ein, die Architekten wollen die Struktur zeigen und bekommen spätestens dann Hautausschlag, wenn der Brandschutzgutachter auf die Baustelle kommt.

Da braucht es nachhaltig tragfähige Kompromisse. Mäckler und Rathaus haben zuletzt aber offenbar mehr das Trennende als das Gemeinsame gesehen. Ein unschönes Ende eines – auch architektonisch – schönen Projekts.

Foto: © Städtische Museen Freiburg