Die Lage ist volatil – Wie die Dürrschnabel Industriebau einen schwierigen Markt managt Bauen & Wohnen | 28.02.2023 | Lars Bargmann

Grundgerüst eines Hauses Das Gerüst steht: Für den Haustechniker Rudolf Sexauer baut die Dürrschnabel in Bötzingen ein 1550 Quadratmeter großes Betriebsgebäude.

Die Corona-Nachwehen ebben langsam ab, der Krieg in der Ukraine aber, die auch dadurch beeinflussten Baupreise und Lieferzeiten und nicht zuletzt die massiv gestiegenen Zinsen beschäftigen Stefan Schäfer dafür umso mehr. Der Geschäftsführer der 1995 gegründeten Dürrschnabel Industriebau GmbH sieht vor allem im Wohnungsbau einen „dramatisch veränderten“ Markt.

Die Zinsen bremsen den Bau von neuen Wohnungen massiv. „Der Normalbürger kann sich bei der Belastung durch Zins und Tilgung auf der einen Seite und den höheren Verbraucherpreisen auf der anderen Seite den Kauf einer Wohnung kaum noch leisten“, sagt Schäfer. Bei einem Bauvorhaben im Freiburger Stadtteil Haslach sind die reinen Baukosten für einen Quadratmeter Wohnraum mittlerweile bei 4300 Euro angelangt, ohne viel Schnickschnack, ohne das Grundstück, ohne Finanzierungskosten, ohne Vermarktung, ohne Deckungsbeitrag. „Es ist schon eine besondere Herausforderung, hier einen Weg zu finden, dass die Menschen ins Eigentum kommen.“

Die Baupreise sind aktuell volatil. Der Stahlpreis legte im vergangenen Jahr eine Kurve hin, die durchaus mit einer Achterbahnfahrt vergleichbar ist, dafür steigt derzeit der Betontarif steil an, Dämmungen, Dachabdichtungen sind im Aufwind, Holz dagegen hat den Höhenflug wieder hinter sich. „Früher haben wir mit verlässlichen Preisen Angebote geschrieben, heute müssen wir tagesaktuell die Lieferanten oder Nachunternehmen anfragen und deren Preise sind auch nur kurze Zeit, manchmal nur bis übermorgen, gültig.“

Natürlich operiert auch Schäfer als Generalunternehmer mit Preisgleitklauseln. Der Aufwand, diese nachvollziehbar für die Auftraggeber aufzubereiten, etwa über die Info-Plattform Destatis, kostet aber auch Zeit. Schäfer erzählt von einem Geschäftspartner, der, als der Stahl-Laster auf der Baustelle ankam, erst den Preis unterschreiben musste, bevor der Fahrer die Ware wirklich abgeladen hat.

»Die Auftragswelle verliert an Schwung«

Im vergangenen Jahr setzte die Dürrschnabel Industriebau knapp 18 Millionen Euro um. Die Auftragslage sei fürs laufende noch sehr gut – „wir haben alle Hände voll zu tun“ –, aber die Anfragen für 2024 sind nicht mehr auf dem Niveau wie früher. „Gerade im Industrie- und Gewerbebau ist es aktuell ruhig. Früher hatten wir das Dreifache an Anfragen.“ Die Unternehmer zögern angesichts der Großwetterlage mit Investitionen.

Schäfer deutet die Signale am Markt aber so, dass spätestens im kommenden Herbst sich wieder Preise ergeben, die Investitionsentscheidungen besser ermöglichen werden. Jüngste Meldungen, wonach das Bundeswirtschaftsministerium für 2023 wieder mit einem Wachstum rechnet, trügen dazu ihr Scherflein bei: „Wir brauchen positive Nachrichten, eine positive Stimmung, die dann auch wieder das Rad in Schwung bringt.“

Auf der Agenda 2023 stehen die Fertigstellung von 120 Wohnungen sowie die Übergabe des Neubaus für den Reha-Verein auf dem Freiburger Güterbahnhof. In Bötzingen soll das neue Betriebsgebäude für den Haustechniker Sexauer fertig werden, am Schnaitweg in Littenweiler geht der Bau von fünf Gebäuden mit 43 Wohnungen seinem Schlussakkord zu, auch das Projekt in Freiburg-St. Georgen mit 15 Wohneinheiten in drei Gebäuden wird noch in diesem Jahr schlüsselfertig übergeben.

In Haslach bauen die Emmendinger zudem 23 Wohnungen und in Waldkirch für 29 Millionen Euro ein modernes Verwaltungsgebäude für den Stammkunden Sick AG.

Foto: © Dürrschnabel Industriebau GmbH