Familienheim Freiburg feiert 90-jähriges Bestehen und verzeichnet Gewinn Bauen & Wohnen | 25.08.2020 | Philip Thomas

Familienheim Freiburg Vorstand

Die Baugenossenschaft Familienheim Freiburg hat auch ihr Geschäftsjahr 2019 positiv abgeschlossen: Zu Buche stehen eine Bilanzsumme von 159,6 Millionen Euro (2018: 161,9 Millionen) sowie ein Jahresüberschuss von 2,31 Millionen (2018: 2,42 Millionen Euro).Neben Zahlen ging es aber auch um Politik: Ihre Pläne, eine Anfang der 50er-Jahre errichtete Häuserzeile an der Freiburger Quäkerstraße durch Neubauten zu ersetzen, hat die Genossenschaft nach langem Streit auf Eis gelegt.

„Die Zahlen spiegeln ein gesundes Wachstum“, sagte Alexander Ehrlacher auf der Bilanz-Pressekonferenz. Die im Vergleich zu 2018 zurückgegangen Werte begründet der Vorstand mit weniger Neubautätigkeiten und zurückgezahlten Darlehen. Auch die Zahl der Mitglieder liegt wegen Austritten und Abwanderungen mit 8662 unterm Vorjahr (8679). Das sei dem Vorstand aber gar nicht unrecht: „Wir wollen eine Balance zwischen Wohnungssuchenden und Wohnungen.“ Aktuell gebe es 1200 Wohnungssuchende. Wegen des starken Überhangs nehme die Genossenschaft derzeit gar keine neuen Mitglieder mehr auf, es sei denn, sie würden ihr Geld in der genossenschaftlichen Spareinrichtung anlegen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 42,4 Prozent (67,7 Millionen Euro).

2717 Wohnungen und 38 Gewerbeeinheiten zählte die 1930 gegründete Baugenossenschaft Ende 2019. In den Bestand investierte sie 8,3 Millionen Euro, modernisiert etwa seit 2017 an der Charlottenburger Straße 108 Wohnungen für insgesamt 3,7 Millionen Euro. Das schultert die Familienheim eigenen Angaben zufolge ohne Mieterhöhung. Zudem investierte sie 430.000 Euro in ein Gebäude an der Seilmattenstraße in Waldkirch-Kollnau, 550.000 Euro in neue Balkone und die verbesserte Dämmung von zwölf Waldkircher Bestandswohnungen sowie 940.000 Euro im Auwaldhof in Landwasser.

In Neubauten, etwa in ein aus Ziegeln gebautes Sechsfamilienhaus in Emmendingen oder eine Sozialstation in Holzbauweise in der Wiehre, investierte sie 2,4 Millionen Euro (Vorjahr 3,5 Mio.). Der nächste Spatenstich wartet an der Colmarer Straße in Breisach, wo die Genossen auf einem Erbbaugrundstück für 5,1 Millionen Euro zwei Gebäude mit 18 Wohnungen und einer Tiefgarage bauen werden.

Die Durchschnittsmiete der sich zu knapp 90 Prozent in Freiburg befindlichen Wohnungen erhöhte sich um sechs Cent, lag mit 7,09 Euro pro Quadratmeter deutlich unter dem Freiburger Mietspiegel (8,56 Euro). Auch fürs laufende Jahr sieht sich Vorstand Anja Dziolloß gut aufgestellt: „Wir erwarten keine wesentlichen Änderungen wegen Corona.“

Änderungen stehen auch an der umstrittenen Neubebauung an der Quäkerstraße 1–9 (wir berichteten) für die nächsten „drei bis fünf Jahre“ nicht an. Die zwischen Quäker-, Adalbert-Stifter- und Roseggerstraße Anfang der 50er-Jahre errichteten Häuserzeilen mit insgesamt 300 Wohnungen sollten peu à peu durch Neubauten ersetzt werden. Vorgesehen waren darin je Quadratmeter moderate Mietpreise von 7,50 bis 10 Euro – dennoch zum Unmut zahlreicher Mieter.

Nachdem die Pläne Ende 2017 publik wurden, hatte sich der Gestaltungsbeirat dagegen ausgesprochen. Einige Mieter schlossen sich im Widerstand verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat an. Die Initiative „Wiehre für alle“ wurde ins Leben gerufen. Im Mai 2019 feierte die Initiative – unterstützt von Oberbürgermeister Martin Horn – im Gemeinderat die Aufstellung einer sozialen sowie auch einer baulichen Erhaltungssatzung.

„Es ist nicht zu realisieren“, kommentiert Dziolloß. Die Entscheidung sei aber unabhängig von beiden Satzungen gefallen. Vielmehr habe der Vorstand festgestellt, dass „eine kurzfristige Lösung derzeit nicht möglich ist“. Statt einem Bagger beauftragt die Familienheim nun ein Planungsbüro für ein neues Konzept fürs Quartier. Die Mieter seien deswegen bereits schriftlich informiert. Über weitere Planungen will sie die Familienheim „rechtzeitig“ ins Bild setzen.

Foto: © Familienheim Freiburg