Freiburgs teuerste Baustelle: Spatenstich zur Staudinger-Schule Bauen & Wohnen | 02.09.2019 | Till Neumann

Selten hat man so viele Menschen bei einer Pressekonferenz gesehen wie unlängst an der Staudinger-Schule. Neben Vertretern von Rathaus, Schule und Gemeinderat waren auch Schüler, Eltern, Lehrer und zwei Chöre dabei. Der Grund: Freiburgs teuerstes Bauprojekt startet. Die Staudinger-Schule wird für 110 Millionen Euro neu gebaut.

Nur drei Gemeinschaftsschulen gibt es in Baden-Württemberg. Eine davon ist die Staudinger-Schule in Haslach. 1970 gebaut, beherbergt sie rund 1200 Schüler. Angedockt sind zudem eine Stadtteilbibliothek und der Jugendtreff Haslach. Das Unterfangen ist ein „Jahrhundertprojekt“, wie Oberbürgermeister Martin Horn beim Spatenstich betont. Zum Vergleich: Die UB hat rund 53 Millionen gekostet. 76,5 Millionen Euro (ohne Infrastruktur) kostet das neue SC-Stadion.

„Wir brauchen ganz viel Unterstützung“, betont Baubürgermeister Martin Haag bei sengender Hitze am Rednerpult. Bis zu zehn Millionen Euro gebe es als Landeszuschuss, Bundesgelder bisher nicht. Hinter Haag ist eine Baugrube, Metallzäune reihen sich aneinander, ein Bagger wartet auf die nächste Fahrt.

Haag weiß, was die Bauzeit bis 2026 vor Ort bedeutet: „Die Anlieger werden Wochen, Monate, Jahre mit Lärm und Staub klarkommen müssen.“ Wie zum Trost gibt der Schülerchor „Staudi Singers“ danach einen Song zum ­Besten. „Das muss ein Staudi können“, heißt es darin immer wieder. Womöglich ein Aufruf zum Durchhalten.
Die kommenden Jahre dürften entbehrlich werden, weiß auch Horn. „Ein Spatenstich ist nichts Besonderes in unserer Stadt, aber heute ist das etwas ganz Besonderes“, betont er. Das Vorhaben koste zwar noch mehr als das Stadion, sei aber ­jeden Euro wert.

Dank der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach werde das Gebäude als Passiv-Plus-Haus eingestuft. Ein Haus also, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. „Das soll auch in zehn oder zwanzig Jahren noch modern sein“, betont Horn. Lange umstritten war die Zukunft des Werkspielplatzes „Werki“. Schulvertreter haben leidenschaftlich darum gekämpft. Mit Erfolg: Er wird nach langem Ringen in seiner ursprünglichen Form erhalten und lediglich in Teilen um 90 Grad gedreht. „Das waren lange Gespräche, wir waren glücklicherweise gut vernetzt“, erzählt ein Staudi-Insider.

Bei den Planungen mitgenommen worden sind auch die Schüler. Spontan bittet Horn Jenny Bauer ans Mikrofon, die seit Jahren Teil der engagierten Schülerfraktion ist. Auch sie ist voll des Lobes für die Beteiligung der Schüler am Planungsprozess. Die Ausschreibung gewonnen hat unter 21 Architekturbüros ausgerechnet ein Freiburger Team: Sacker Architekten. „Wir wollen eine Einheit schaffen“, erklärt Christopher Höfler. Es sei ein Tetrisspiel aus mehreren Elementen. Wichtig ist ihm, dass sich Schüler direkt wohlfühlen, wenn sie später einmal ins neue Gebäude gelangen.

Auch Schulleiter Martin Baumgarten blickt trotz der Megabaustelle optimistisch nach vorne. Sein großes Anliegen sei gewesen, den Werki zu erhalten. „Sehr glücklich“ sei er, dass das gelungen ist. Drei Szenarien hatte die Stadtverwaltung geprüft: Sanierung, Teilsanierung mit Teilneubau und einen Neubau. Der Entschluss für Letzteres hat mehrere Gründe: Die Kostenrisiken sollen geringer sein, der laufende Betrieb weniger beeinträchtigt werden. Zuletzt spielt auch das Finanzielle eine Rolle: Für den Neubau gibt’s einen Zuschuss von bis zu zehn Millionen Euro. Auch darauf konnte später im Festzelt angestoßen werden. Bei Großprojekten weiß man schließlich nie, ob alles klappt wie geplant.

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