„Gesellschaftspolitische Katastrophe“: Peter Unmüssig über sein „Städle“ und große Entwicklungen Bauen & Wohnen | 08.09.2019 | Lars Bargmann

Der Projektentwickler Peter Unmüßig sieht die Entwicklungen in Freiburg kritisch: Die jüngste Explosion der Bodenrichtwerte sei eine „gesellschaftspolitische Katastrophe“. Aber wer kein Bauland entwickle, ernte solche Preise.

Und wenn Oberbürgermeister Martin Horn bei den raren neuen Baugebieten nur oder vor allem auf „nicht renditeorientierte Unternehmen“, so eine Formulierung Horns, setze, sei das angesichts der „desas-trösen Baulandsituation“ zu kurz gesprungen: „Keine Bank der Welt stellt Kapital für nicht ökonomisch sinnvolle Projekte zur Verfügung.“ Unmüßig fordert vielmehr einen „Schulterschluss“ der Kommunen mit der privaten Bauwirtschaft.

Städte und Gemeinden müssten zusammen mit Projektentwicklern und Bauträgern potenzielle Grundstücke identifizieren, die Erschließungen finanzieren und so dringend benötigten Wohnraum ermöglichen. Alleine, das sei an so vielen Stadtentwicklungsprojekten abzulesen, tun sich die Rathäuser schwer. Gerade in Freiburg laufen viele größere Entwicklungen äußerst zäh: Im Gebiet Zinklern in Lehen geht es schon seit Jahrzehnten nur im Walzermodus voran, in Zähringen-Nord hakt es, auch im gewerblichen Bereich wird etwa seit nunmehr zehn Jahren ums sogenannte Europa-Eck am Abschluss der Bahnhofsachse gerungen.

Beim geplanten neuen Stadtteilzentrum in Landwasser, in das Unmüßig rund 120 Millionen Euro investieren will, gibt es Verzögerungen, weil das Grundwasser zu hoch steht und das Gebäudeensemble deswegen mehr als einen Meter weiter gehoben werden muss. Ursprünglich sollte es Ende 2020 losgehen, jetzt wird es wohl nach 2022. Beim Smart Green Tower auf dem Güterbahnhof-Areal wartet Unmüßig noch auf die Genehmigung eines Nachtrags zum Bauantrag.

Bald fertig ist hingegen das Medicus-Projekt am nördlichen Eingang ins Quartier. Hier wird die Unmüssig-Gruppe mit rund 70 Beschäftigten selbst einziehen, das gebaute Centro-Hotel mit 160 Zimmern verkaufen und noch ein Boardinghouse eröffnen. Eines, das den Auftakt für das neue Produkt „Black Forest Haus“ bilden wird, das dann in einigen anderen Städten auch realisiert werden soll. Temporary living in 160 Zimmern oder Apartments.

Die Kommunen sind beim Schaffen von größeren bebaubaren Flächen im Prinzip Monopolisten. Aber sie hätten auch eine Verpflichtung, sagt Unmüßig, und wenn sie der nicht nachkommen, habe das „zutiefst asoziale“ Folgen. Durch das fehlende Bauland in Freiburg korrodiere langsam aber sicher die „DNA unseres Städtchens“.

Für den Projektentwickler ist es schwer zu verstehen, dass nach dem Auszug des Sportclubs aus dem Schwarzwaldstadion diese Fläche nicht für den Wohnungsbau genutzt werde. Oder dass größere Park-&-Ride-Anlagen gebaut werden, die viel mehr Fläche als Hochgaragen benötigen, neben die dann auch Wohnungsbau gestellt werden könnte.

Andernorts geht es beherzter voran: In Kenzingen sind beim Projekt Kaiserhöfe mit insgesamt 70 Reihenhäusern 80 Prozent des ersten Bauabschnitts verkauft, bis Mitte 2020 würden alle Eigenheime neue Besitzer haben. Die Vermarktung des zweiten Bauabschnitts hat begonnen. In Karlsruhe startet Unmüßig Anfang 2020 mit dem Bau eines Motel-one-Hotels und investiert rund 45 Millionen Euro, in Stuttgart-Degerloch bauen die Freiburger ein Bürogebäude mit 80.000 Quadratmetern, in Ludwigshafen ein Gebäude für die dortige Stadtverwaltung mit 25.000 Quadratmetern. In Weinheim hat Unmüßig einen Investorenwettbewerb gewonnen und baut für 70 Millionen Euro 300 Mietwohnungen und 40 Reihenhäuser. In Karlsruhe hat Unmüßig zudem das Postbank-Areal gekauft und plant auch dort 80.000 neue Quadratmeter.

Visualisierung: © Unmüssig