Rohstoff Regenwasser: Wie das Göppert Gartencenter Niederschläge nutzt Bauen & Wohnen | 09.03.2022 | Klaus W. König

Regenwasser 170 Kubikmeter Regenwasser kann die neue Anlage speichern. Eingebaut war sie in nur einem halben Tag.

Gartencenter brauchen viel Wasser. Das kostbare Nass schlägt sich auch in der wirtschaftlichen Bilanz nieder. Bei der jüngsten Erweiterung setzte das 1986 gegründete Göppert Gartencenter in Haslach im Kinzigtal jetzt auf eine Versickerungsanlage, die gleichzeitig als Wasserspeicher dient. Ein Praxisbeispiel.

Traditionell erfolgte die Bewässerung aus einem eigenen Grundwasserbrunnen, jetzt aber nutzt das Unternehmen vorrangig Niederschlagswasser. Die Mehrkosten gegenüber einer reinen Rückhalte- und Versickerungsrigole, wie sie in der Baugenehmigung gefordert war, beliefen sich nur auf rund 10.000 Euro. Und jeder zur Bewässerung genutzte Kubikmeter Regenwasser erhöht zudem das Rückhaltepotenzial der gesamten Anlage und verbessert so die Starkregenvorsorge.

„Auch darauf kommt es an“, sagt Johannes Wöhrle, Betriebsleiter bei Göppert, „denn tief liegende Teile der Gärtnerei waren nach Starkregenereignissen schon zweimal überflutet.“ In Kooperation mit dem ortsansässigen Bauunternehmer Herbert Hansmann hatte Wöhrle zuvor verschiedene Lösungen erarbeitet und verglichen.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der für die Nutzung des Niederschlags spricht: Warum das für den Gartenbau hervorragend geeignete Regenwasser versickern, wenn um diese Menge weniger Brunnenwasser gefördert werden muss? Beides benötigt elek­trische Pumpen, beides ist frei von Wassergebühr, doch das weiche Regenwasser ist laut Wöhrle universell einsetzbar.

Brunnenwasser hingegen enthält gelöste Stoffe, die von Ort zu Ort unterschiedlich sind und je nach Kulturen im Gartenbau stören können, mithin vor Verwendung erst entfernt werden müssen. Auch weiß niemand, ob die Erlaubnis zur Entnahme von Brunnenwasser immer wieder verlängert wird und der Grundwasserspiegel so hoch bleibt, wie er aktuell ist.

Grundwasserentnahme reduzieren ist jedenfalls praktizierter Umweltschutz. Das Ziel von Göppert war und ist, unter idealen Bedingungen bestmögliche Ergebnisse für den Verkauf zu erzielen, aber auch Kosten für Ressourcen wie Energie, Wasser und Düngemittel einzusparen. Deshalb auch sammelt die Gärtnerei den Bewässerungsrücklauf der Pflanztische zur Wiederverwendung.

Der unterirdische Regenspeicher mit 170 Kubikmeter Fassungsvermögen und die zur Reinigung des Regenwassers vorgelagerten Sedimentationsschächte stammen vom benachbarten Betonwerk Mall. Die Speicherbatterie besteht aus Fertigteilen mit je 2,5 Meter Innendurchmesser, die untereinander verbunden sind. Bei vollem Speicher und weiter anhaltendem Regen mündet der Überlauf direkt in eine unterirdische Versickerungsrigole.

Fahrzeugstellplätze vor dem Gartencenter sind wasserdurchlässig befestigt, beim Rückbau mehrerer Glashäuser wurden die anfallenden Kies-, Beton- und Stein-Abfälle zerkleinert und bei den neu erstellten Gebäuden als Unterbau verwendet. Auch die Umstellung der Heizzentrale bei Grundlastbetrieb auf den regional verfügbaren Brennstoff Holzpellets ist ein umweltfreundlicher Aspekt.

In Zukunft wird neben dem bisher bezogenen Ökostrom auch elektrische Energie aus eigener Photovoltaik eine Rolle spielen. Und weitere Produktionsflächen unter Glas sollen nach und nach an den geschlossenen Wasserkreislauf zum Recycling von Wasser und Düngemittel angeschlossen werden.

Foto: © Göppert Gartencenter GmbH