VAG-Vorstand winkt bei Seilbahn-Planspiel Dietenbach ab Bauen & Wohnen | 28.08.2020 | Lars Bargmann

Visualisierung Gondel von Dietenbach zu Paduaallee

Die von FDP-Stadtrat Sascha Fiek ins Gespräch gebrachte Seilbahn, die den geplanten Stadtteil Dietenbach mit einer Luftbrücke an Lehen anbinden könnte, hat eine kurze Halbwertszeit: „Es gibt derzeit keine Überlegungen seitens der VAG und der Stadt Freiburg, ein Seilbahnsystem für den städtischen ÖPNV einzusetzen“, sagt VAG-Sprecher Andreas Hildebrandt auf chilli-Anfrage.

Der Vorstand um Stephan Bartosch und Oliver Benz habe sich mit dem Thema innerstädtischer Seilbahnsysteme auseinandergesetzt, Vor- und Nachteile betrachtet. Seilbahnen ins ÖPNV-Netz einzubinden stoße „relativ schnell an seine Grenzen“. Nicht so in La Paz: Boliviens Regierungssitz ist mit einem 30 Kilometer langen Netz von zehn Seilbahnen verbunden, pro Stunde können 50.000 Einwohner transportiert werden. Im französischen Brest verbindet seit 2015 eine Seilbahn zwei Stadtteile über den Militärhafen hinweg, im ersten Betriebsjahr zählte man bereits über eine halbe Million Fahrgäste, wie die ZEIT unlängst berichtete.

Auch hierzulande sind aktuell in vielen anderen Städten Luftbrücken ein Thema. Nach VAG-Angaben sind aber auch schon ein Dutzend Pläne wieder verworfen worden, etwa in Hamburg, Ulm oder Trier. „Viele Städte haben Pläne gemacht, viele haben es aber dann sein lassen“, sagte Bartosch bei der Bilanzpressekonferenz. In Wuppertal, berühmt für seine Schwebebahn, stimmten im Mai 2019 rund 62 Prozent der Bürgerschaft gegen ein Seilbahnprojekt. In Bonn und München laufen derweil Machbarkeitsstudien, auch in Konstanz wird aktuell eine Seilbahn debattiert, um die zuweilen infarktöse Verkehrslage zwischen der Insel Mainau, der Universität, dem Kongresszentrum und der Altstadt zu lockern. Der Ausgang ist in der Schwebe.

Anwohner scheuen Blicke auf den Balkon

Für die VAG-Spitze überwiegen im Alltagsgebrauch – die erfolgreiche Schauinslandbahn ist eher für Touristen – deutlich die Nachteile: Der Umstieg von Bus oder Tram in die Seilbahn sei umständlich, es könnten sich in der Rushhour schnell Warteschlangen bilden, damit falle schnell auch die Akzeptanz. Zudem seien die Gondeln windanfällig (bei mehr als 60 Kilometer Seitenwind muss der Betrieb eingestellt werden), es müssten Notfallpläne für Störungen erstellt werden (wo und wie können steckengebliebene Fahrgäste gerettet werden?) und bei Trassen über Stromleitungen oder unter Hochspannungsmasten müssen besondere Erdungssysteme für induzierte Ströme gebaut werden.

Sobald die Trassen über private ­Flächen führen, formiert sich zudem schnell Widerstand. Wer will sich schon gerne in den Garten oder ins Schlafzimmer gucken lassen? In Freiburg wäre eine Trassenführung über öffentliche Flächen nach Angaben aus dem Baudezernat zwar möglich. Die Luftbrücke wird dennoch ein Luftschloss bleiben. Stattdessen wird eine Tramtrasse aus dem Dietenbach über B31 und Dreisam nach Lehen freigehalten.

Visualisierung: © Stadt Freiburg/Dietenbach
Foto: © 2020 Maxar Technologies; Illustration: freepik