Blick auf 2040: Talk über Joker-Zimmer und performative Häuser Wohnkultur | 17.02.2024 | Pascal Lienhard

Eine Wahrsagerkugel mit einer futuristischen Stadt im Inneren Wie wohnen wir 2040?: Über diese Frage sprachen zwei Fachfrauen an der Freiburger Uni.

Spannender Blick in die Glaskugel: Zwei Fachfrauen haben in der Alten Universität in Freiburg darüber diskutiert, wie wir 2040 leben werden. Besonders betonen sie Flexibilität, Effizienz und Barrierefreiheit. Zum Gespräch geladen hatten Uni und Stadtverwaltung.

„Wie wohnen wir 2040?“ Zu der Frage lieferten unlängst Simone Wörner-Justies und Caroline Karmann interessante Impulse. Wörner-Justies arbeitet seit 2020 im Büro Justies-Architekten in Freiburg und ist Mitglied im Vorstand des Architekturforums Freiburg. Karmann ist seit 2022 Professorin für Architektur und Intelligentes Wohnen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Gleich zu Beginn nennt die englischsprachige Wissenschaftlerin eine Zahl, die verdeutlicht, wie zentral das Thema ist: Mehr als 90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in Innenräumen. Da lohnt sich der Blick in die Zukunft.

Doch wer nach vorne schaut und sich für Wohnformen anno 2040 interessiert, sollte auch die Vergangenheit kennen. Karmann erinnert sich an die Zeit vor 20 Jahren. 2004 startete mit Facebook ein neuer Player durch, viele Hoffnungen richteten sich aufs Digitale. Das damalige Versprechen, in der Zukunft digitalisierte Gebäude zu bewohnen, sei nicht wirklich erfüllt worden. Doch die Forscherin macht auch Wandel aus: Die UN-Behindertenrechtskonvention von 2008 habe das Bauen beeinflusst. In Freiburg wirbt die Karlsruher Professorin für ein weites Verständnis von Barrierefreiheit, das neben Rollstuhlfahrern etwa auch Seh- und Hörgeschädigte einschließt.

Wünsche für neue Wohnformen sind da

Wörner-Justies hebt hervor, dass sich das Layout von Wohnungen in den vergangenen 50 bis 100 Jahren kaum verändert habe. Sie macht eine starke Ori­entierung an der klassischen Familie mit zwei Kindern aus. „Es gibt aber auch andere Familienmodelle, die wir unterbringen müssen“, findet sie. Bedarf und Wünsche für neue Formen seien durchaus vorhanden. In der Vergangenheit hat die Architektin mit der Zürcher Genossenschaft „Kalkbreite“ gearbeitet. Eine kollektive Planung sei zwar anstrengend, schaffe aber ein Gemeinschaftsgefühl. Die Architektin prognostiziert, dass in Zukunft dichter und auf weniger Fläche gewohnt werde. Zudem hofft sie auf zukunftsweisende Konzepte, um bestehende Ge­bäude zum Wohnen umzunutzen.

Als Beispiel für flexibles Wohnen nennt Wörner-Justies ein Modell der „Kalkbreite“. Darin haben Bewohner ein eigenes Zimmer und teilen sich eine große Küche. Zudem sind sogenannte „Joker-Zimmer“ verfügbar. Diese können etwa als Gästezimmer oder für den pubertären Nachwuchs dazugebucht werden. Wenn der Bedarf nicht mehr besteht, wird der Raum wieder abgegeben. Zudem lobt die Architektin ein gerade fertiggestelltes „performatives Haus“ in Zürich. Dort sind die Wohnungen vorgegeben, über flexible Einbauten kann jedoch die Größe der Zimmer bestimmt werden. „Das ist ein zeitgemäßes Konzept“, findet Wörner-Justies. „Das Leben und die Bedürfnisse wandeln sich oftmals schnell.“

Zeitgemäße Konzepte für ein modernes Leben

Die von Maria-Xenia Hardt, Referentin für Strategische Kommunikation an der Uni, moderierte zweisprachige Veranstaltung war Teil von „40 Minuten Freiburg 2040“. In der Reihe von Uni und Stadtverwaltung sollten Wissenschaftler mit Akteuren aus Wirtschaft, Stadt und Gesellschaft ins Gespräch kommen. Dabei ging es um die Frage, welche Impulse es aus der Forschung für eine nachhaltige Stadtregion gibt und wie diese umgesetzt werden können. Die Talks sollen auch als Podcasts zur Verfügung gestellt werden.

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