Erdhügelhaus – Lichtvolle Geborgenheit Wohnkultur | 05.02.2025 | David Pister

Erdhügelhaus

Hobbits, Teletubbies oder vielleicht doch Maulwürfe – wer mag wohl in den Erdhügelhäusern von Donaueschingen wohnen? Es sind ganz normale Menschen. Eine von ihnen ist Monika Opferkuch: Die 58-Jährige lebt seit der Fertigstellung der Siedlung – das sind mittlerweile mehr als 30 Jahre – in einem der neun halbrunden Häuser.

Die besondere Architektur der Häuser fällt sofort ins Auge. Bereits ab einer Höhe von 1,20 Metern beginnt die charakteristische Rundung. Wo sonst Dachziegel wären, befindet sich hier eine 25 Zentimeter dicke Erdschicht. Bewachsen mit Gras und anderen Pflanzen. Darunter schützen eine Teichfolie und Matten das Gebäude vor Feuchtigkeit.

„Das ist ein ganz besonderes Gefühl von Geborgenheit“, sagt Opferkuch. Gleichzeitig – durch große Fensterfronten auf der Nord- und Südseite – ist ihr Haus lichtdurchflutet. Das halbrunde Haus hat bis auf die Außenwände keine Mauern im Inneren, dadurch wirkt der Wohnraum groß und luftig.

Die Ökosiedlung in Donau­eschingen, bestehend aus Erd-, Solar- und Blockhäusern, wurde Anfang der 1990er-Jahre fertiggestellt. „Wir haben ein ganz besonderes Verhältnis in der Nachbarschaft. Wir sitzen alle in einem Boot. Die meisten aus der Bauphase sind noch da“, sagt Opferkuch. Auf einem Gemeinschaftsgrundstück feiern die Nachbarn Feste, treffen sich zur Feuerzangenbowle oder grillen gemeinsam.

Innere Treppe

Das Erdhügelhaus erinnert an eine Hobbithöhle. Innen ist es aber eher luftig gestaltet.

Anfangs gab es Skepsis: Nachbarn sorgten sich um Löwenzahn, der sich vom begrünten Dach in anderen Gärten ausbreiten könnte. Und die Idee, Ziegen als natürliche „Rasenmäher“ einzusetzen, scheiterte an einem Verbot der Kleintierhaltung. Auch eine geplante Trockentoilette blieb letztlich unrealisiert. „Damals war das ein großer Hype. Heute ist alles etwas ruhiger“, meint Opferkuch.

Früher seien Busse voller neugieriger Menschen gekommen, um sich die außergewöhnlichen Häuser anzuschauen. So viele kommen zwar nicht mehr, aber für Neuankömmlinge sind die Hügel nach wie vor eine Attraktion. Ein Spaziergänger fragt Monika Opfer­kuch einmal von der Straße aus, wie das mit den Wurzeln der Pflanzen auf dem Dach funktioniere. Ihre augenzwinkernde Antwort: „Das ist super praktisch. Ich pflanze Karotten auf dem Dach und kann sie dann im Schlafzimmer ernten“, sagt Monika Opferkuch und lacht los.

Ein kleiner Nachteil der Erdschicht sei manchmal der eingeschränkte Handyempfang. Auch große Schränke lassen sich wegen der Rundung nicht an jede Wand stellen. Das sind aber Kleinigkeiten. Die „Hüglerin“ ist sich sicher: „Ich bleibe hier wohnen. Mein Arbeitsplatz ist in der Nähe und das soziale Umfeld hier will ich nicht missen.“

Fotos: © Eberhard Kern