Feuerwehrauto – Tiny House auf Rädern Wohnkultur | 13.02.2025 | David Pister

umgebautes Feuerwehrauto

Mike und Juliana Hampe haben ein Haus mit Meerblick. Nur 100 Meter bis zum Mittelmeer. Kyparissia, westlich auf der Peloponnes. Sie schwenken ihre Webcam herum: strahlender Sonnenschein, türkisblaues Wasser. Aber wenn sie wollten, könnte sich schon morgen die Adresse der Waldshuter ändern. Vielleicht ins Gebirge, in eine Stadt oder doch in ein ganz anderes Land. Das Haus der beiden hat nämlich Räder.

2019 kauften die Hampes ein altes Feuerwehrauto. Baujahr 1988, Allrad. Insgesamt fünf Jahre bauen Mike und Juliana ein Tiny House auf das Fahrgestell. Etwa 100.000 Euro investieren sie in ihren Traum. „Es war klar, dass wir das selbst bauen. Fertige Camper waren zu teuer und wir hätten zu viele Kompromisse eingehen müssen“, sagt Mike. Küche, Bett, Sitzbank, Fernseher: Sieht aus wie eine ganz normale Wohnung. Nur eben deutlich kleiner. Vor fast zwei Jahren kündigten Mike und Juliana ihre Wohnung und wechselten von 60 zu 11,5 Quadratmetern – probewohnen auf einem festen Stellplatz in Jestetten.

Innenbereich

Ihre Weltreise startete dann im März vergangenen Jahres von Stühlingen aus. Seitdem sind sie unterwegs. Viele würden bis zur Rente warten, die Hampes wollten keine Zeit verlieren. Ihre Route führte sie durch Italien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und schließlich Griechenland. Aber hier endet ihr Abenteuer noch lange nicht. Ein Zeitlimit gibt es nicht.

„Die ersten Monate haben sich wie Urlaub angefühlt. Aber jetzt ist es normal“, sagt Juliana. Die beiden sind selbstständig und arbeiten remote – also digital von unterwegs. Sie stehen selten auf Campingplätzen, sondern eher auf Parkplätzen oder Pick­nickplätzen. Mike und Juliana leben autark. Strom kommt von Solarpaneelen auf dem Dach, sie heizen mit einer Diesel-Standheizung, Wasser kommt aus dem 400-Liter-Tank, gekocht wird mit Gas. Sie haben sogar ein Mini-Bad mit integrierter Komposttoilette.

Juliana zeigt den Eingangsbereich, der gleichzeitig die Duschkabine ist. Wer die Tür öffnet, steht direkt in der Dusche. „Das funktioniert wie eine Dreckschleuse, wenn wir sandig vom Strand kommen. Sehr praktisch“, sagt sie.

Mike und Juliana Hampe wollten nicht auf die
Rente warten, um ihren Traum zu verwirklichen.
Im umgebauten Feuerwehrauto fahren sie um die Welt und arbeiten von unterwegs aus.

Mike und Juliana Hampe wollten nicht auf die Rente warten, um ihren Traum zu verwirklichen. Im umgebauten Feuerwehrauto fahren sie um die Welt und arbeiten von unterwegs aus.

Auf die Frage, ob sie etwas vermissen würden, folgt Stille. „Dass man einfach mal bei Freunden oder Familie vorbeischauen kann“, sagt Mike schließlich. Dafür würden sie an ihren Schlafplätzen viele Leute kennenlernen – abends am Lagerfeuer.

Am meisten schätzen die Hampes ihre Freiheit: „Wenn uns das Wetter nicht gefällt, dann fahren wir halt weiter“, sagt Juliana. Wohin es als Nächstes geht? Ideen gebe es viele. „Mongolei“, sagt Mike. „Oder Marokko“, sagt Juliana. Vielleicht doch Myanmar?

Fotos: © Mike & Juliana Hampe